Leserbrief

Populismus und Feigheit auf dem Rücken der Bevölkerung

Es ist schon bemerkenswert, wie viele "Experten" sich zum geplanten S-Link zu Wort melden - angefangen vom ehemaligen Baudirektor Hebsacker über frühere Mitarbeiter in der Abteilung Verkehrsplanung der Stadt bis zu "Gutachtern" von Hausbesitzern, hier den Untergrund der Stadt und mögliche Schäden an den Bauten in der Altstadt betreffend.
Deren Ansicht ist offensichtlich durchwegs, dass die Fachplaner und Gutachter der S-Link-Projekt-Gesellschaft unfähig und verantwortungslos agieren. Diese dürften die Planungen daher ja grundsätzlich gar nicht fortführen! Es stellt sich dabei schon die Frage, wer denn nun die Ergebnisse aller aktuellen (auf Basis Stand der Technik 2024 durchgeführten) Baugrund-/Verkehrs- und Mobilitätsuntersuchungen usw. kennt und beurteilen kann - Ferngutacher und (ehemalige) Magistratsbeamte oder die aktuell agierenden Fachleute?

Besonders erstaunlich finde ich, dass seitens der Verantwortlichen für Verkehrsplanung in der Stadt - pensioniert oder aktiv - der Autoverkehr in und durch Salzburg offensichtlich als "schützenswert" angesehen wird und daran nicht gerüttelt werden darf. Diesem Personenkreis müsste es in Anbetracht der beruflichen Kompetenz ja klar sein, dass an der Schiene durch die Stadt - mit Tunnel unter der Salzach hindurch - kein Weg vorbei führt - die Topografie Salzburgs ist hoffentlich im Kopf - Bebauung (Parsch) - Berg - Straße - Salzach - Straße - Berg - Bebauung (Riedenburg). Großartig, die Varianten zur Durchfahrt bzw. Umfahrung der Innenstadt drängen sich geradezu auf! Ja warum werden diese nicht bekannt gemacht? Schlicht und einfach - es gibt sie nicht, nur - das gibt niemand zu. Sich gegen die Schiene S-Link zu positionieren ist viel einfacher. Bravo! Sehr verantwortungsvoll! Die Salzburger dürfen weiterhin im Stau ersticken, alles bestens!

Ich frage mich weiters, wo sind die Stimmen der Landesplanung und der Verkehrsplanung des Landes? 35 Jahre Ortsplanung im Flachgau - Bauland nur im 500-m-Einzugsbereich von ÖV-Haltestellen, kein Konzept des Landes, wie das möglich sein soll bei gegebener Siedlungsstruktur (begonnen in den 60er Jahren), und jetzt, wo ein Start für ein funktionierendes Gesamtverkehrssystem erfolgen soll - Stillschweigen!

Was macht die Politik? Keiner hat den Mumm sich hinzustellen und zu sagen, ja, das brauchen wir, das machen wir! Statt dessen wird der Bevölkerung eine Entscheidung übertragen, die diese aufgrund der Komplexität nie und nimmer übernehmen kann. Aber die nächsten Wahlen müssen ja gewonnen werden. Dass Unsummen von Steuergeld für Planung und Untersuchung und - hoffentlich bald - Information der zu Befragenden ausgegeben werden - wen interessiert denn das schon?

Populismus und Feigheit feiern fröhliche Urständ - auf dem Rücken der Bewohner und der gesamten Bevölkerung im Zentralraum. Überlasst den Gegnern die Bühne! Das ist Salzburg - es ist zum Weinen!

DI Ursula Brandl, Raumplanerin, 5081 Anif

Aufgerufen am 19.10.2025 um 12:49 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/populismus-feigheit-ruecken-bevoelkerung-164780836

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