Leserbrief

Pragmatismus beim Wolf

Der Leitartikel von Thomas Sendlhofer in den SN vom 26. September fordert beim Thema Wolf Pragmatismus statt Fundamentalpositionen. Pragmatisch ist für ihn offensichtlich die Aufweichung des Schutzstatus des Wolfes, von streng geschützt zu geschützt, die jetzt mit einem mehrheitlichen Beschluss der EU-Staaten in die Wege geleitet wurde. Er sieht darin einen Lichtblick für die von Nutztierrissen betroffenen Bauern. Wenn man den aktuellen Umgang mit dem Wolf in Österreich betrachtet, ist diese Einschätzung schwer nachvollziehbar. In allen Bundesländern, außer Wien und Burgenland, gibt es Wolfverordnungen. Die Vereinbarkeit dieser Verordnungen mit geltendem EU-Recht (FFH-Richtlinie) ist in vielen Punkten nicht gegeben. 2023 wurden laut offiziellem Bericht des Österreichzentrums "Bär Wolf Luchs" 19 Wölfe auf der Grundlage der Verordnungen erlegt. Tendenz steigend. Es gibt somit de facto schon jetzt keine Einschränkungen, sogenannte Schad- oder Risikowölfe umgehend zu erlegen. Auch wenn das nicht im Einklang mit geltendem EU- Recht ist. Was den Lichtblick für die angesprochenen Bauern betrifft: Sie brauchen in erster Linie effiziente Beratung und entsprechende finanzielle Unterstützung in Sachen Herdenschutz, wie auch Sendlhofer richtig feststellt. Die wird es mit dieser "pragmatischen" Lösung nicht geben. Die Herabstufung des Schutzstatus unterstützt nur die Argumentation nach mehr Abschüssen.
Univ.-Lekt. D.-I. Bernhard Schön, 4591 Molln

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