Leserbrief

Privilegien der Kirche

In seiner Glosse "FPÖ und Kirche" vom 11. Februar 2025 zeigt Alexander Purger auf pointierte Weise, untermauert mit historischen Fakten, den "Kampf" der Deutschnationalen gegen die katholische Kirche. Obwohl ich keineswegs ein Anhänger dieser Partei bin, fällt mir auf, dass bei allen Überlegungen von politischen Parteien und Wirtschaftsinstituten zur Sanierung des Staatshaushalts die Kirchen - insbesondere die katholische Kirche - keinerlei Berücksichtigung finden. In einer demokratischen Gesellschaft sollte es kaum Raum für Privilegien geben, die eine Institution in einem derart herausragenden Maß begünstigen. Einige Zahlen und Fakten verdeutlichen diese privilegierte Stellung: Die katholische Kirche ist von zahlreichen steuerlichen und rechtlichen Normen ausgenommen. Sie profitiert nicht nur von der Steuerbefreiung für Gotteshäuser, sondern auch von der Befreiung vom Stiftungs- und Fondsgesetz. Darüber hinaus ist sie mit rund einer Viertelmillion Hektar Land, darunter etwa 150 Hektar Wald, die zweitgrößte Grundbesitzerin des Landes. Die Immobilien in den Innenstadtanlagen sind hier noch nicht einmal berücksichtigt. Schätzungen zufolge beläuft sich der Wert des kirchlichen Grundbesitzes auf etwa 120 Milliarden Euro. Dieser Besitz ist zudem begünstigt, da die Einkünfte aus Verpachtung, Vermietung sowie aus Land- und Forstwirtschaft von der Körperschaftssteuer befreit sind. Die Kirche ist auch nicht verpflichtet, ihr Vermögen offenzulegen. Doch die Privilegien der Kirchen gehen noch weiter: Berechnungen zeigen, dass der Staat jährlich rund 3,8 Millionen Euro für kirchliche Einrichtungen aufwendet. Allein die konfessionellen Bildungseinrichtungen und der Religionsunterricht kosten die Steuerzahler jährlich eine Milliarde Euro. Eine alarmierende Zahl, wenn man bedenkt, dass die Kirchen nur etwa 13 Prozent der katholischen und evangelischen Infrastruktur selbst finanzieren. Die Caritas und die Diakonie, als Aushängeschilder der Barmherzigkeit, lassen sich ebenfalls vom Staat für ihre Leistungen bezahlen. Vor diesem Hintergrund ist es schwer nachzuvollziehen, warum die katholische Kirche und andere religiöse Institutionen weiterhin derart umfassende Sonderrechte genießen. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konkordat und der finanziellen Lage der Kirchen ist dringend erforderlich.

Karl Wilhelmstätter, 5020 Salzburg

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