Ende der Siebzigerjahre absolvierte ich nach bestandener Kommissionsprüfung als 34. Zivi in Tirol meinen Zivildienst im damals größten Jugendzentrum Europas, der Marianischen Kongregation der Jesuiten. Eine für diese Zeit revolutionäre Institution im Tiroler Land, die Jahre später von der konservativ inspirierten Richtung der katholischen Kirche abgedreht wurde. Die neun Monate beeinflussten mein späteres Leben komplett. Eine überaus positive und weltbildverändernde Erfahrung. Selbst der Brief vom Amt der Tiroler Landesregierung, dass ich aufgrund meiner Entscheidung, den Wehrdienst zu verweigern, mit keiner Anstellung "beim Land" rechnen könne und auch nicht mit der Aufnahme in einem Schützenverein, trübte meine damalige Euphorie, die auch von anderen, mir bekannten Zivildienern so empfunden wurde, nicht. Heute fehlen die Zivildiener überall. Warum? Weil gesetzlich "nicht taugliche Soldaten" auch "nicht taugliche Zivildiener" sind, da es ja juristisch ein "Wehrersatzdienst" ist. Warum kann ein junger Mann, der einen 30 Kilometer langen Marsch mit vollem Gepäck gesundheitlich nicht leisten kann, nicht ein wertvoller Mitarbeiter bei einer Rettungsorganisation, in der Altenpflege oder im Backoffice sein? Wenn jetzt auf einmal alles in Richtung Neubudgetierung und Neuausrichtung beim Bundesheer konzentriert wird, vergesst bitte nicht eine modernere Ausrichtung und Zielsetzung des Zivildienstes. Ich habe seit meinem letzten Tag als Zivildiener 1978 von den entsprechenden Behörden nichts mehr gehört. Eine damals kommunizierte, im Ernstfall notwendige Verwendung beziehungsweise Gruppierung der später folgenden Ausbildung hat nie auch nur ansatzweise stattgefunden. Zivildienst darf kein Wehrersatzdienst sein. Zivildienst ist ein Dienst an der Zivilgesellschaft.