Eine SN-Karikatur zeigt die Herren vom S-Link auf der Suche nach einer Trassenführung von Salzburg nach Hallein. Dabei soll diese durch das Haus eines Anrainers führen. Die Familie zeigt sich überrascht und entsetzt. Eine sehr lustige Situation wird dargestellt, die mich selbst als Betroffene zum Schmunzeln gebracht hat. Leider trifft die Zeichnung in vielerlei Hinsicht den Nagel auf den Kopf.
Einerseits scheinen die Verantwortlichen vom S-Link keine Ahnung zu haben, wo sie denn nun ihre Regionalbahn Richtung Hallein bauen können. Andererseits werden die Anrainer völlig im Dunkeln gelassen, ob sie von dem Bauvorhaben betroffen sind. Wenn die Trasse dann geplant ist, wird es für die Anrainer zu spät sein, ihre Interessen erfolgreich zu vertreten.
Ich lebe mit meiner Familie in Neualm. Diese Siedlung wurde von meinem Urgroßvater mitbegründet. Er war Braumeister und Betriebsrat in der Brauerei Kaltenhausen. In dieser Funktion hat er sich in den 1930er-Jahren dafür eingesetzt, dass deren Arbeiter einen betriebsnahen Baugrund kaufen können. In dem Gebiet entstand dann eine Arbeitersiedlung. Die Brauerei hatte damals auch das Betriebsgeleise mit Anbindung an die Bahn gebaut.
Die Bahnanlage wurde in der Folge auch von anderen Fabriken genutzt wie z. B. Solvay, Binderholz. Seit beinahe 20 Jahren werden die Geleise nur mehr sporadisch befahren und befinden sich in einem Dornröschenschlaf. Des Öfteren wurde bereits ein Abriss diskutiert. Für den S-Link müsste die Gleisanlage mindestens zwölf Meter verbreitert werden. Viele Anrainer könnten dann sprichwörtlich auf die Waggons von ihrem Schlafzimmerfenster aus spucken. Oder anders formuliert würden wir dann nicht mehr von sanftem Vogelgesang geweckt werden, sondern vom viertelstündlich vorbeiratternden Regionalzug.
Ich denke, die Gegner des S-Link haben berechtigte Ängste, denn die Streckenführung wird im dicht besiedelten Raum geplant. Es kann doch nicht sein, dass sich unter der Prämisse des Umweltschutzes und der Verbesserung des regionalen Verkehrs die Lebensqualität von Hunderten Bürgern/-innen allein in Neualm tagtäglich massiv verschlechtert.
Mir scheint, als ob das Hauptaugenmerk auf die Verkehrsanbindung städtischer Wohnbereiche gelegt wird und das auf Kosten der kleinen Siedlungsgebiete, die im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleiben.
Überdies gibt es bereits öffentliche Anbindung vom Großraum Hallein an Salzburg. Es gibt die S-Bahn und ÖBB-Busse. Das Salzachtal ist relativ eng und dicht besiedelt und kann nicht beliebig verbaut werden. Mit Bahn, Autobahn, zwei Bundesstraßen und einigen Radwegen gibt es schon recht viele Möglichkeiten, von Salzburg nach Hallein zu kommen.