Ich bin entsetzt, auf welcher Basis über das Jahrhundertprojekt S-Link diskutiert wird. Da wirft ein Philosoph - Dr. Günther Witzany - dem S-Link-Team einfach so fehlende Expertise vor. Er ortet sie aber beim ehemaligen Baudirektor der Stadt, dem es über Jahrzehnte nicht gelungen ist, ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem zu etablieren, die Stadt fußgänger- und/oder fahrradfreundlich zu gestalten, Lebensraum für Studenten oder junge Familien zu schaffen, den Verfall der Steingasse aufzuhalten - die Liste ließe sich noch um einiges verlängern - was qualifiziert ihn als Fachmann für den Bau der S-Link? Oder Herr Rehberg - welche Hybris zu glauben, er sei auf Grund seiner früheren Tätigkeit als sicher tüchtiger Prokurist einer mittelständischen Firma qualifiziert, die Finanzierung und die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines solchen Projekts abzuschätzen. Und dann soll über das Projekt abgestimmt werden, nur in der Stadt, wobei vor allem die Bewohner des Umlandes betroffen sind - und nicht die Bewohner von Aigen und Parsch und auch nicht all die älteren Herrn, die jetzt die wortmächtigen Bedenkenträger sind.
Ohne Diskussion (und Expertise?) geben wir aber Millionen Euro aus für den Ausbau der Museen, die die Budgets auch jahrelang belasten werden, weil die Besucherzahlen niedrigst sind, wenden ungefähr eine halbe Milliarde Euro für den Ausbau des Festspielhauses auf, höhlen dafür den Berg aus, damit man mit einer Anlieferung in der Hofstallgasse niemanden stört - um Partylocation für das reichste Prozent der Weltbevölkerung bleiben zu können! Für deren Privatjets brauchen wir auch weiterhin den Flughafen. Das muss als Zukunftskonzept für die Stadt wohl reichen, oder? Besucherlenkungsmaßnahmen, innovative Museumskonzepte oder gar ein zukunftsträchtiges Verkehrskonzept (S-Link), Lebensraum für junge Menschen, statt dem Anklammern an das Ideal der Biedermeierstadt aus dem 19. Jh.!
Manchmal träume ich noch, aber die Debatten um den S-Link holen mich brutal in die Realität zurück: in einem schlecht gemanagten, wunderschönen Museum, einer Kulisse für großartige Spiele zu leben, das aber weder lebendig noch zukunftsträchtig ist.