Leserbrief

Salzburg wollte Karlsruhe spielen

Karlsruhe (290.000 Einwohner) verfügt über ein sehr großes Schienennetz (Stadtbahn 500, Straßenbahn 100 Kilometer Länge, 1900 Haltestellen), das vom Zentrum aus sternförmig in die Regionen führt. Tram-Trains fahren im Zentrum als Straßenbahn und ins Umland auf eigenem Gleiskörper, teils auch auf Gleisen der DB. Das "Karlsruher Modell" gilt weltweit als Vorzeigeprojekt. Erst als es im Zentrum, wo viele Linien einfädelten, zu "eng" wurde, entstand für das "Herzstück" ein 1,6 Kilometer langer Tunnel - die Errichtungskosten haben sich allerdings verdreifacht, ebenso die Zeit der Fertigstellung. Im Unterschied zu Karlsruhe fehlen in Salzburg aber wichtige Schienenanbindungen, die es rechtfertigen würden, Milliarden in den Bau des von der Planungsgesellschaft bezeichneten "Herzstücks" einzusetzen. In Salzburg wurde der Bevölkerung lediglich ein Netz vorgegaukelt, für das es weder konkrete Pläne noch eine gesicherte Finanzierung gibt. Auch wenn für die Märchenerzähler das Wort Straßenbahn augenblicklich einen Aufschrei auslöst, ist ein oberirdisches Schienen-Grundnetz, das auch in die Regionen führt, eine realistische Option, die der Stadt eine leistbare Zukunftsperspektive brächte. Ab 2026 beginnt die Auslieferung der neuen Fahrzeuge - diese sind für einen Straßenbahnbetrieb geeignet, Die für den S-Link reservierten Bundesmittel sind seit dem Nein der Bürgerbefragung ohnehin Geschichte. Viel Zeit ging mit dem S-Link leider verloren.

Jetzt braucht es einen neuen Anlauf zu einem Plan B. Die Errichtung einer Straßenbahn ist gegenüber dem Tunnelbau in kürzerer Zeit möglich und brächte in der Bauphase auch wesentlich weniger Beeinträchtigungen für die Bevölkerung. Schnellbusse werden das Verkehrsproblem jedenfalls langfristig nicht lösen. International tätige Fachleute, die Straßenbahnnetze in Europa errichten, sollten zum Zug kommen.

Erwin Krexhammer, 5020 Salzburg

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