Leserbrief

Straßen nicht umbenennen!

Es ist eine kluge Entscheidung von Bgm. Preuner. 1. Wollen es die betroffenen Bewohner nicht, weil umständlich, 2. lässt sich die Geschichte nicht verleugnen, 3. würde es der Stadt sehr viel Geld kosten, das für Aufklärung der Schüler und Lehrlinge durch bezahlte und verpflichtende Besuche von Mauthausen besser angelegt wäre und schließlich sind - historisch betrachtet - schon viele Menschen vom Saulus zum Paulus geworden.

Während der Nazizeit, sie dauerte immerhin sieben lange Jahre, ging das Leben weiter. Trotz der brutalen Ausweisung von jüdischen Künstlern, das vor allem den Menschen in den ländlichen Bezirken vorenthalten blieb, gab es immer noch viele gute Künstler, die in ihrer Heimat verwurzelt waren. Herbert von Karajan zählt zu den bedeutensten Dirigenten des 19. Jahrhunderts und machte Salzburg zur Musikmetropole, Heinrich Waggerl war gewiss kein mieser Schreiber, und Thorak, ja, er wurde von Hitler mit Aufträgen überhäuft, jedoch eben weil er ein begnadeter Künstler war.

Waren sie alle Nazis? Ich glaube nein! Vielleicht zu Beginn? Sie arrangierten sich mit dem System, um ihrer Kunst, ihrer Begabung, ja ihrem Genie Ausdruck verleihen oder auch nur um überleben zu können. Ob es immer unseren Moralbegriffen entsprach?

Abschließend sei mir noch erlaubt zu sagen, dass ich eine klassische Mozartfigur von Thorak vor der Ursulinenkirche liebend gerne dem hässlichen Mozart, gleich einer kindlich geformten Plastilinfigur, bevorzugen würde. Aber schon die alten Römer meinten: "De gustibus non disputandum est."

Prof. Dkfm. Wolfgang Reith, 5630 Bad Hofgastein

Aufgerufen am 07.09.2025 um 06:34 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/strassen-nicht-umbenennen-105477289

Kommentare

Schlagzeilen