Vorneweg, mein Bedauern gilt selbstverständlich den Opfern und mein Mitgefühl den Angehörigen. Aber man muss auch eines klar sagen: Die Patienten hatten das Pech, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort die falsche Verletzung erlitten zu haben. Solche Fälle hat es immer wieder gegeben und wird es immer wieder geben, vielfach zwar nicht mit tödlichem Ausgang, aber doch. Es war ja nun nicht so, dass die OP-Teams Däumchen gedreht haben, sie waren vielmehr mit anderen Notfallpatienten beschäftigt. Sich nun hinzustellen und plakativ nach ständigen Mehrfachbesetzungen der Notfallteams zu rufen, ist zumindest gedankenoriginell. Es werden dadurch nämlich zumindest zwei wesentliche Fragen aufgeworfen. Erstens: Woher nehmen die Spitalsbetreiber die personellen Ressourcen dafür, und zweitens: Wer bezahlt das Ganze dann? Geschulte Fachkolleginnen und -kollegen, die solche Operationen durchführen können, wachsen genauso wenig auf den Bäumen wie geschulte Kräfte der Anästhesie und des Pflegepersonals. Den eierlegenden Wollmilchchirurgen bzw. die -chirurgin gibt es nicht, bis auf vielleicht weltweit wenige Ausnahmen. Als Neurochirurg würde ich nie im Leben eine Aortendissektion operieren, ich kann es nicht, habe es nie gelernt. Also, woher nehmen wir neue Kolleginnen und Kollegen, die dann als zweites Notfallteam zur Verfügung stehen? Oder doch mit dem vorhandenen Personal? Ginge vielleicht, nur müssen die dann die im Arbeitszeitgesetz vorgesehenen Ruhezeiten einhalten. Wer wird dann also am nächsten Tag in die Ambulanzen gehen, wer die geplanten Operationen durchführen? Eine weitere Verlängerung der Wartezeiten auf geplante Operationen wäre wohl zwangsläufig die Folge. Und dann noch die Frage der Finanzierbarkeit. In Zeiten wie diesen, in denen gerade unser Gesundheitssystem finanziell "kracht wie ein Kaisersemmerl", sind solche zusätzlichen Teams wohl nicht finanzierbar. Und wenn man es versuchen würde, gäbe es wohl spätestens im nächsten Jahr massive Kritik des Rechnungshofs. Es wird im Leben von Menschen immer unglückliche Zufälle geben, die Verletzungen und möglicherweise auch den Tod nach sich ziehen, vermeidbar sind sie einfach nicht immer.