Leserbrief

Transparenz tut Not

Das Nationale Impfgremium hat sich entschieden, AstraZeneca vorerst weiter an alle Altersgruppen zu impfen. Dabei habe ich wenige Details gefunden, wie konkret es zu dieser Entscheidung kam. Am Ende ist jede Entscheidung eine Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Mit Daten des Robert-Koch-Instituts in Deutschland habe ich mir das mal etwas genauer angesehen:

Bei Personen zwischen 20 und 60 Jahren kam es in den ersten neun Kalenderwochen des Jahres 2021 zu 958 Todesfällen bei 378.347 festgestellten Infektionen. Das entspricht einer Sterblichkeit von 0,25 Prozent.

Bei AstraZeneca nehme ich eine Sterblichkeit von 1:100.000 an, also 0,001 Prozent. Es bekommt aber (hoffentlich) nicht jeder Covid. Daher muss man noch eine Erwartungswahrscheinlichkeit für die Erkrankung an sich annehmen, die aber keinen großen Unterschied macht. Die Altersgruppe 20 bis 60 machte in Deutschland 2019 gut 44 Millionen aus (Quelle: www.destatis.de). Seit Kalenderwoche 14 im Jahr 2020 haben sich gut 1,5 Millionen in dieser Altersgruppe mit Corona infiziert. Das entspricht einer Wahrscheinlichkeit von gut drei Prozent. Selbst wenn ich mit drei Prozent erwarte, an Covid zu erkranken, entspricht das einer Sterblichkeit von 0,008 Prozent, was größer als 0,001 ist. Die AstraZeneca Impfung wird also immer vorteilhafter sein.

Etwas anders sieht die Rechnung bei Personen zwischen 20 und 40 aus. Hier gab es im selben Zeitraum 64 Corona-Tote bei 209.379 infizierten, also "nur" 0,03 Prozent. Bei einer weiterhin ca. dreiprozentigen Erwartung an Corona zu erkranken, liegt die Sterbewahrscheinlichkeit jetzt bei 0,0009 Prozent. Die Entscheidung würde nun also denkbar knapp gegen AstraZeneca ausfallen. Bei einer vierprozentigen Wahrscheinlichkeit an Corona zu erkranken, wäre dieser "Vorteil" aber schon wieder dahin.

In dieser Gruppe im Besonderen stellt sich trotzdem die Frage, ob man nicht besser einen anderen Impfstoff verwenden solle.

All diese Zahlen sind natürlich ohne Gewähr und es kann auch sein, dass ich einen Denkfehler habe. Auch macht die "britische Mutante" die Situation nicht besser. Es geht mir primär darum, zu zeigen, dass das Nationale Impfgremium mehr Informationen zu seiner Entscheidungsgrundlage verfügbar machen könnte. Denn Transparenz schafft vertrauen. Und das brauchen wir in der momentanen Situation.


Markus Gastinger, 5020 Salzburg

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