Leserbrief

Verpatzte Chancen für den Verkehr

Künstliche Intelligenz wird das Stauproblem in Salzburg auch nicht lösen können. Die topografische Lage steht dem entgegen. Der Verkehr wird durch die Stadtberge auf der Nord-Süd-Achse kanalisiert und verstopft dadurch das Zentrum. Dieser Problematik versuchte man schon vor Jahrzehnten beizukommen, noch bevor die Grünlanddeklaration eine Umfahrung der Stadtberge einschränkte bzw. zunichtemachte.

So sah der Anfang der 80er-Jahre erstellte Generalverkehrsplan eine Umfahrung der Altstadt um bzw. durch die Stadtberge vor, wobei für den ruhenden Verkehr eine weitgehende Verlagerung in den Berg (inkl. Busterminal Kapuzinerberg) angedacht war. In welcher Stadt bietet die Topografie unsichtbare Parkräume, ohne dass an den Stadträndern Ungetüme von Parkhäusern oder Versiegelung von Naturflächen für P&R-Plätze in Kauf genommen werden müssen? Damalige Proteste von betroffenen Anrainern, die gegen eine "Stadtautobahn" polemisierten und ihre Interessen medienwirksam vertraten, führten letztlich zu einer Schubladisierung des Projekts ohne weitere öffentliche Diskussion. Die damals noch vorhandenen Freiflächen für eine Trassenführung und das Tor zum Kapuzinerberg-Tunnel am Rehrl-Platz sind längst verbaut.

Ein ähnliches Schicksal erlitt der Plan zum Bau eines Guggenheim-Museums im Fels, vielleicht eines der spektakulärsten jemals in Salzburg geplanten Projekte. Das Hauptargument der Ablehnung: Es zieht zu viel Verkehr an. Letztlich war dies auch ein Argument für die Ablehnung der Erweiterung der Mönchsberggarage, wobei ignoriert wurde, dass durch eine Kanalisierung des Verkehrs über eine Zufahrt in Nonntal die Benutzerfrequenz über die Neutor-Einfahrt und der Verkehr in der Innenstadt hätten reduziert werden können.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie weit sinnvolle kommunale Projekte einer Volksbefragung unterzogen werden sollen, deren Ausgang vom medienwirksamen Auftritt engagierter Anrainer oder Grün-Romantiker beeinflusst werden kann. Die Politik hat die Aufgabe, das Gemeinwohl gegen Einzelinteressen abzuwägen und im Sinne des Gemeinwohls zu entscheiden.

Politische Verantwortung sollte nicht an Bürger abgeschoben werden, zumal bei der Garage nur 18% der Stimmberechtigten mit Nein stimmten. Die schweigende Mehrheit ist nicht organisiert, hat deshalb keine Lobby und muss sich folglich der Minderheit fügen. Im Übrigen hatten die Garagenbenützer aus den umliegenden Gemeinden kein Stimmrecht. Wie die Abstimmung über die sinnvolle Verlängerung der Lokalbahn bis Hallein ausgegangen ist, ist ein weiteres Beispiel für verpatzte Chancen.

Horst Weber, Ex-Vorstand Stadtwerke, 5084 Großgmain

Aufgerufen am 09.10.2025 um 10:24 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/verpatzte-chancen-verkehr-182827756

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