Den derzeitigen Bundeskanzler Karl Nehammer auch gegen dessen Empfehlung mit der Regierungsbildung zu beauftragen, bringt die FPÖ in die Opferrolle, die sie bei jeder Gelegenheit vorzüglich spielen wird. Bei dieser Entscheidung war der sonst so staatsmännisch handelte Bundespräsident wohl schlecht beraten. Genau betrachtet, wollte die Masse der Wähler - immerhin an die 70% - keinen "Volkskanzler Kickl" und auch keine "Festung Österreich". Die überwiegende Mehrheit der Wähler sprach sich aber auch nicht mehrheitlich für einen der anderen Kandidaten oder die Kandidatin aus. Daher wäre es klug gewesen, der FPÖ das Zepter in die Hand zu geben und sie in die Verantwortung zu nehmen, um auf demokratischem Weg eine für mindestens eine Legislaturperiode garantierte stabile und handlungsfähige Regierung zu bilden, die unter Verzicht der persönlichen Befindlichkeiten und parteipolitischen Interessen mit sofortiger Wirkung die Weichen für die Zukunft unseres Landes stellt. Wäre die FPÖ an dieser Aufgabe gescheitert, hätte der Herr Bundespräsident noch immer, auch wenn es nicht in der Verfassung gefordert ist, der ÖVP diesen Auftrag erteilen können und würde sich damit eine Menge an Kritik ersparen.