Leserbrief

Was unterscheidet Zumikon von Salzburg?

Die 16 Kilometer lange Forchbahn (CH) bringt als S-Bahn-Linie im Züricher Verkehrsverbund mit 20 Stationen p. a. ca. 6 Mill. Fahrgäste von Esslingen nach Zürich. Die Anlagenverhältnisse - ausgenommen die Spurweite wegen der Mitbenützung der Straßenbahngleise in Zürich - sind mit der Salzburger Lokalbahn vergleichbar. Sowohl für Salzburg (160.000 EW) als auch für Zumikon (5800 EW) war um 1970 das Verkehrsproblem erdrückend. Seit 1977 wurde daher zur Entlastung des Straßenraums die Forchbahn in einen zwei Kilometer langen, zweigleisigen Tunnel mit den unterirdischen Haltestellen "Maiacher" und "Zumikon" gelegt, um die Oberfläche der Ortsdurchfahrt neu zu gestalten. In Salzburg wird immer noch diskutiert, blockiert und verhindert, wobei die Stadt und ihr Umland im Flach- und Tennengau mittlerweile im Verkehr ersticken, ohne dass es den Bürgermeister zu stören scheint. Nachdem ein Teil der Politik (SPÖ) offensichtlich seit Jahrzehnten zum Verkehr nichts entscheiden will, dafür die Stadtbewohner immer mehr in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt, obwohl mit einem SPÖ-Bürgermeister um 1990 mit dem Bau des unterirdischen Lokalbahnhofs begonnen wurde, dauert die Lokalbahnverlängerungsdiskussion bis heute schon so lange, wie der Zeitbedarf von Planung bis Errichtung des Hallenbads ist, und sie ist nach circa vierzig Jahren immer noch nicht abgeschlossen. Es wurde noch eine Bürgerbefragung eingezogen, weil scheinbar unfähige oder unwillige Politiker entscheidungswillige Persönlichkeiten aus der Politik immer wieder stören und einen Bau der dringend nötigen Verkehrslösung verhindern. Neuerdings soll die Bevölkerung das entscheiden, wofür zuständige Verkehrsplanungen offenbar nicht in der Lage sind? Die Bürgermeisterfraktion in der Stadt Salzburg stemmt sich zum Schaden der städtischen Bevölkerung vehement dagegen und hofft wahrscheinlich, dass eine an die Bevölkerung delegierte Entscheidung das finanzierte und baugenehmigte Projekt zu Fall bringt. Wofür wählen wir Politiker und unterhalten diverse öffentliche Verkehrsplanungen, wenn diese eindrücklich der Einschätzung unterliegen, dass sie in ihren Funktionen nur anwesend sein müssen, um sich wechselseitig auf Steuerzahlerkosten zu unterhalten, Sitzungen abzuwickeln, und die Bevölkerung erst recht deren Zweck erfüllen muss? Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Politik zumindest in ausreichender Mehrheit endlich einen Ruck gibt und für eine umweltgerechte und verkehrsberuhigte Stadt, eingebettet in ein S-Link-Netz im Zentralraum Salzburg, entscheidet. Wenn schon weder vom Verkehrsverbund noch von den Verkehrsplanungen von Stadt und Land erkennbare und wirksame Konzepte vorgelegt werden, dann sollte die S-Link-Planungs- und -Errichtungsgesellschaft mit ihren sehr kompetenten Planern und präzisen Planungsgrundlagen die notwendigen Voraussetzungen für den S-Link samt Netz aus der Stadt Salzburg in den Flach- und Tennengau schaffen und damit auch die mit Landtagsbeschluss gefassten Verknüpfungen der Lokalbahn mit den Bundesbahnstrecken nach Freilassing, Steindorf und Golling mit Messe- und Flughafenanbindung ebenfalls in Angriff nehmen, damit die Vereinbarung zwischen Stadt und Land Salzburg aus 1998 zur S-Bahn Salzburg insbesondere für die Linie S2 endlich umgesetzt werden kann. Ein fertiges und umsetzungsreifes Gesamtkonzept mit Bahn und Bus lag schon vor 2000 auf dem Tisch. 1995 war das gleiche Dilemma mit dem öffentlichen Verkehr - das damals eindrücklich auch nur durch die Gründung des Salzburger Verkehrsverbundes gelöst werden konnte. Die Innovationskraft der damaligen Verkehrsverbundgesellschaft ist heute leider nicht mehr erkennbar. Wenn es so weit kommen sollte, dass wir Salzburger die gewährten Fördergelder von circa 1 Mrd. Euro an den Bund, wegen einer erfolgreichen Verhinderung zum Schaden Salzburgs, zurückführen müssen, dann dürfen mit diesem Schritt gleichzeitig die Rücktritte jener Mandatare in Stadt und Land Salzburg erwartet werden, die diesen Schaden durch ihr Verhalten und/oder ihre Information an die Bevölkerung verursacht haben.

Mag. Georg Fuchshuber, 5020 Salzburg

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