Leserbrief

Wenige Menschen leben ein privilegiertes Leben

Kopfschüttelnd habe ich das Interview mit Herrn Dr. Engelberg gelesen: "Wir Österreicher leben ein sehr bequemes Leben" (SN, 16. August 2024).
Selbst wenn man es der gebotenen Kürze eines Artikels zugesteht, Sachverhalte nicht ausführlich behandeln zu können, ist eine derartige Verallgemeinerung völlig unzulässig. Über diese Oberflächlichkeit eines Psychoanalytikers bin ich, gelinde gesagt, sehr erstaunt. Natürlich, für das Umfeld des Herrn Dr. Engelberg und seine vermutlich eher betuchte Klientel mag das großteils zutreffen. Aber ein "sehr bequemes Leben" für Alleinerziehende, für pflegende Angehörige, für hart arbeitende Menschen, die nicht adäquat entlohnt werden? Für Bauern und mittelständische Unternehmer, die von praxisfernen EU-Bürokraten schikaniert werden? Für alle arbeitenden Menschen, die sich vom zunehmenden Sozialmissbrauch verhöhnt fühlen? Wie tapfer kämpfen sich all diese Menschen durch ihren Alltag! Viele Menschen fühlen sich von unserem politischen System nicht mehr genügend vertreten und neigen deshalb zu extremen Positionen. Man denke nur an die schweren Fehler in der Coronazeit. Diese sind keinesfalls auch nur annähernd aufgearbeitet worden. Wenn jemand unter dauernden Schmerzen fast ein Jahr auf eine OP warten muss, weil er nicht zusatzversichert ist, kann von privilegiertem Leben auch nicht gesprochen werden. Aber natürlich, diese Menschen sind nicht die Klientel der ÖVP ...

Dr. Elfriede Winkler, 5020 Salzburg

Aufgerufen am 07.09.2025 um 07:29 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/wenige-menschen-leen-163691971

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