Mit gemischten Gefühlen lese ich in den SN vom 18. 11. 2022 über einen Vielflieger, der in seinem Leben schon so oft mit dem Flugzeug unterwegs war, dass die zurückgelegte Strecke 73 Erdumrundungen entspricht. Flugscham empfindet er nicht, lässt er verlauten.
Vielleicht sollten wir den unglücklichen Begriff Flugscham durch Flugvernunft ersetzen, denn in Zeiten wie diesen, wo langsam klar ist, dass es bezüglich Klimawandel schon 5 nach 12 ist, ist es wohl nicht sehr vernünftig, öfters ein Flugzeug zu benützen. Ebenso scheint es mir auch nicht vernünftig, wenn ein Spitzensportler mit seinem Snowboard den Hindernisparcour im Schnee bergauf zurücklegt, vom Hubschrauber gezogen. Ähnlich empfinde ich es, wenn Fußballfans mit dem Charterflugzeug nach Mailand gebracht werden.
Ich stelle es auch in Frage, ob es notwendig ist, eine Seilbahn auf den Gaisberg zu bauen, um die Gaisbergspitze autofrei zu bekommen. Das auf der Zistelalm ebenso bestehende Problem von zu vielen Autos bei Schönwetter wird dadurch nicht gelöst. Eigentlich wäre es unter dem Gesichtspunkt von Mobilitätsvernunft sehr einfach: Eine entsprechende Verdichtung des Busverkehrs bei gleichzeitiger Sperre der gesamten Gaisbergstraße.
Diesen Beispielen aus dem Bereich Mobilität lassen sich natürlich viele Beispiele aus anderen Bereichen hinzufügen. Muss die Beschneiung der Skipisten schon Anfang November oder noch früher beginnen, damit einige wenige schon Anfang Dezember auf die Skipiste können? Braucht es energiefressende Heizschwammerln, damit einige Unentwegte sich auch im Winter vor dem Lokal im Freien treffen können?
Die meiner Ansicht nach grundlegende Frage ist die: Wie können wir zufrieden leben, ohne unserem Planeten zu schaden? Angesichts obiger Beispiele und dem Faktum, dass unsere bisherigen Bemühungen weder den Energieverbrauch noch den Kohlendioxidausstoß reduziert haben, verwundert es mich nicht, dass Klimaschützer zu immer extremeren Formen des Widerstands greifen. Wenn friedliche Demonstrationen nicht genügend bewirken, dann werden Universitäten besetzt, Straßen mittels Festkleben blockiert und Kunstwerke attackiert. Ich mag vielleicht nicht jede dieser Aktionen gut heißen, ein Stück Verständnis dafür habe ich allemal.