In letzter Zeit konnte ich immer wieder kritische Aussagen verschiedener Wiener Verkehrswissenschafter zum S-Link lesen. Da ich in meiner Wiener Studienzeit im Verein Fahrgast mitgearbeitet hatte, kann ich die Wiener Bedenken durchaus nachvollziehen. Jede U-Bahnverlängerung war dort mit einem Kahlschlag an der Oberfläche verbunden, die vorhandenen Straßenbahnen wurden gekürzt, eingestellt oder durch Autobusse ersetzt.
Eine attraktive Straßenbahn für Wien wurde nur halbherzig verfolgt, die Wiener U-Bahn war ja "die" Lösung.
Aber Salzburg ist anders, und die Meldungen aus Wien gehen oft am Kern der Sache vorbei. Wir brauchen in Salzburg eine leistungsfähige Verbindung hinaus ins Umland. Bei jedem Verkehrskollaps sieht man, dass die Autos von außerhalb der Stadtgrenzen kommen. Das Umsteigen funktioniert aber nur, wenn es nicht nur Beschränkungen gibt, sondern auch attraktive Alternativen. Und wie viele Beispiele zeigen, verlockt eine moderne Bahn mehr Menschen zum Umsteigen als ein noch so guter Busverkehr.
Das Entscheidende ist aber, dass die S-Link-Stammstrecke durch das Stadtzentrum die Grundlage dafür ist, dass in den kommenden Jahrzehnten weitere neue Bahnen errichtet und bestehende Linien eingebunden werden könnten: über Grödig nach Berchtesgaden, ins Salzkammergut und ins Seengebiet, auch die Bahnlinien nach Bayern. Das ist die Jahrhundertchance für den öffentlichen Verkehr in Salzburg. Oder haben wir den Glauben an eine bessere Zukunft schon aufgegeben? Hoffentlich nicht!