Leserbrief

Wirtschaft geht bergab, aber die WKO feiert

Man empfindet tiefes Unbehagen, wenn man sieht, wie unsere einst prosperierende Wirtschaft den Bach hinuntergeht und dennoch die Präsenzen der Macht in trauter Behaglichkeit und mit unverhohlener Selbstzufriedenheit den Kurs bestimmen. Da steht sie also - die Wirtschaftskammer Österreich -, ein Gebilde, das einst geschaffen wurde, um die Stimmen der kleinen und mittleren Betriebe zu bündeln, ihre Sorgen zu tragen und ihre Interessen zu wahren. Heute aber blickt man mit wachsendem Entsetzen auf eine Institution, die sich zu verselbstständigen scheint, die sich nährt - nicht von Erfolg, sondern von den Beiträgen jener, die längst ums Überleben ringen. An ihrer Spitze thront Harald Mahrer, unbeirrt von der wachsenden Unruhe in den eigenen Reihen, als ginge ihn das Dröhnen der Wirtschaftskrise nichts an.

Während Unternehmerinnen und Unternehmer Tag um Tag ums Überleben kämpfen, erhebt sich die Frage: Warum muss ich als Mitglied diese Kammer mit meinen Beiträgen unterstützen - so wie einen jungen Kuckuck, der im Nest der Altvögel wuchert? Die Realität ist doch: Die Wirtschaft geht steil bergab, die Stimmung kühlt ab, und dennoch wird in den Hallen gefeiert. Die Beiträge fließen, die Ämter werden verteidigt und die Machtzirkel drehen sich weiter.

Kann das wirklich unser Anspruch sein? Dass die Beiträge, schwer erarbeitet, in pompöse Büros und protzige Veranstaltungen wandern, während draußen Existenzängste wachsen? Dass Führungspersonen, die angeblich die Interessen der Wirtschaftstreibenden vertreten sollen, in sicherer Heimeligkeit agieren, sich selbst Spitzengehälter verordnen und sich dort und da auch noch ein saftiges Körberlgeld dazuverdienen.

Es kann nicht so weitergehen. Weg mit den gefräßigen Multifunktionären, die mehr sich selbst dienen als der Sache der Wirtschaftstreibenden! Wer die Stimme der Betriebe sein will, muss hören, handeln, opfern - und nicht selig im Spiegel seiner Selbstdarstellung verweilen. Es braucht Transparenz, echte Rechenschaft, eine Kammer, die nicht sich selbst feiert, sondern sich dem Wohl der Betriebe und deren Mitarbeitern verschreibt.


Mag. Hermann Winkler, 5020 Salzburg

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