
Eigentlich war alles ganz anders geplant. Mein Bruder sollte das elterliche Haus übernehmen. Doch der ging ins Ausland und hatte auf die Rückkehr in ein Dorf die Lust verloren.
So war es an mir, diese Lücke zu füllen. Da ich in einem Klosterinternat meine Schulzeit verbracht hatte und später durch meinen Beruf zum "Auspendler" wurde, hatte ich so gut wie keinen Zugang zur dörflichen Gemeinschaft. Doch ein glücklicher Zufall half mir, das zu ändern. Das neue Feuerwehrhaus wurde mein unmittelbarer Nachbar und es wurde jemand gesucht, der im Einsatzfall den Funkraum "besetzten" sollte.
Da ich bei den Amateurfunkern schon als second operator unterwegs war, bewarb ich mich und - wurde genommen. Doch schon nach meinem ersten Einsatz begriff ich, das Thema Feuerwehr war viel komplexer, als ich es erwartet hatte. Viele Fachausdrücke, Abkürzungen, physikalisches Wissen... So entschloss ich mich, an der Landes-Feuerwehr-Schule die Funkausbildung zu besuchen.
Noch besaß ich keine eigene Uniform, die bekam ich von der Schule geliehen. Und da war schon das erste Problem: Wo kann Sie sich umziehen? Die Umkleide mit 40 jungen Männern in Unterhose, wollte man mir nicht zumuten. Doch es gab eine Lösung: die Behindertentoilette! Nachdem ich noch versichert hatte, die Duschen nicht zu benützen, konnte meine Ausbildung beginnen.
Nun wollte ich aber GANZ dazugehören. Also beginnend mit der Grundausbildung u.s.w. Bei einem der Lehrgänge betonte ein Ausbilder, dass die Feuerwehr nichts für "Schwachmatiker" wäre und fasste mich dabei ins Auge.
Nachdem mir aber ein älterer Feuerwehrkommandant sagte: die Feuerwehr sollte wie ein Uhrwerk funktionieren. Viel große und auch kleine Zahnräder die perfekt zusammen arbeiten, bin ich geblieben. Bis heute. Einmal Feuerwehrer -- immer Feuerwehrer.
Johanna Milz-Lechner
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