Der Kraftstoffpreis hat sich innerhalb weniger Wochen nahezu verdoppelt. Für viele Fahrzeuglenker ist das ein zusätzlicher Anlass ihr Fahrverhalten zu überdenken und zu ändern. Manche tun das bereits und zeigen ein moderates unaufgeregtes Bewegen im Straßenverkehr. Unsere Politiker, allen voran die für die Umwelt und Mobilität verantwortliche Ministerin verharren in zögerlicher Untätigkeit. Die Fachleute aus ihrem Bereich Technologie haben Frau Gewessler sicher mitgeteilt, dass der Kraftstoffverbrauch von Kraftfahrzeugen etwa dem Quadrat der Fahrgeschwindigkeit proportional ist. Mit Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit und einer häufig zu beobachtenden sportlichen Fahrweise steigen weiters auch der Abrieb von Reifen, Bremsscheiben und Bremsbelägen, die Lärmbelastung der Umgebung und die Unfallgefahr.
In zahlreichen europäischen Staaten wurde in den letzten Jahren durch Reduzierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit den Erkenntnissen der Wissenschafter und Statistiker Rechnung getragen. In Frankreich und der Schweiz sind auf Freilandstraßen 80 km/h erlaubt, in der Schweiz auf Autobahnen 120 km/h. Die Schweiz verzeichnet im Vergleich mit Österreich nur etwa halb so viele Verkehrstote. Die 1985 eingeführten Geschwindigkeitsbeschränkungen führten dort zu einer Zustimmung von 87 Prozent bei der Bevölkerung als der positive Einfluss offensichtlich geworden ist. Der Straßenverkehr verursacht in Österreich etwa ein Drittel der umweltschädlichen Emissionen. Mit Maßnahmen wie in der Schweiz können diese Emissionen um sechs bis 15 Prozent gesenkt werden. Damit müsste Österreich zwei bis fünf Prozent weniger Erdöl importieren. Klar, dass auch die Einhaltung von Geschwindigkeitsbeschränkungen mit mehr Nachdruck kontrolliert werden muss und die aktuell hohen Toleranzgrenzen herabgesetzt werden sollten.
Das einzige worauf wir mit einer derartigen Maßnahme verzichten, das ist ein wenig von unserer Zeit. Auf 100 km Autobahnfahrt verlieren wir knapp vier Minuten, auf 20 km Freilandstraße sind es drei Minuten.
Bei einer kürzlich durchgeführten Untersuchung zeigten sich 82 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass sie das eigene Verhalten dringend verändern sollten. Was wir also als wirksame Maßnahme hergeben müssten, ist ein Teil von unserer Zeit. Was wir damit gewinnen können ist Ersparnis beim Tanken, saubere Luft, geringere Lärmbelastung, weniger Verkehrstote und Schwerverletzte, geringere Fahrzeug-Reparaturkosten. Österreich könnte damit überdies den unrühmlichen Ankauf von Umwelt-Zertifikaten deutlich absenken.
Wenn schon die Regierung nicht bereit ist, kleine aber sofort wirksame Maßnahmen vorzunehmen, so könnten wir Autofahrer doch Zeichen der Vernunft setzen und etwas von unserer Zeit opfern.
80/120 km/h. Wann, wenn nicht jetzt?