Zum Leserbrief "Salzburg hat viel versäumt im Verkehr" von Gerhard Reisenhofer:
Verwundert nehmen wir zur Kenntnis, dass es bis jetzt von der S-Link-Projektgesellschaft noch immer keine Antwort auf den Leserbrief von Herrn Reisenhofer in den SN vom 16. 4. 2023 gibt. Eigentlich wären die Fragen ziemlich leicht und ehrlich zu beantworten. Aufgrund der Komplexität des Themas und wegen der Länge dieses Leserbriefs wird allerdings auch auf die Information in den folgenden Websites verwiesen: www.rsb.jetzt, www.in-motion.me und www.s-link.at. Außerdem sei auf das Sonderheft der Stadtvereinszeitung "Bastei" "S-Link ja oder nein?" verwiesen!
Zum S-Link folgende Fragen von Herrn Reisenhofer:
Wie hoch sind die Gesamtbaukosten? Politiker wollen gerne Varianten zum Aussuchen. Für den S-Link wurden drei Varianten gewählt, von denen die Variante 2, mit 4,5 km Tunnel bis zur Friedensstraße und oberirdisch bis Hallein (17 Kilometer Gesamtstrecke), realistisch mit 2,171 Milliarden Euro kalkuliert ist, inkl. 15% "Unvorhergesehenes für Materialkostensteigerungen" und 30% "Unvorhergesehenes auf die Baukosten, Grundstücksablösen, etc.". Diese Schätzung des Kostenrahmens erfolgte grundsätzlich auf Basis der ÖNORM B1801-1 2009 mit der Preisbasis Ende 2022. Die S-Link-Variante 2 hat den größten Kosten-Nutzen-Effekt der drei vorgeschlagenen Projektvarianten.
Wie lange ist die Bauzeit? Tiefbau-Planungsexperten sprechen von einem Zeitschlüssel von sieben Jahren, zwei Jahre Planung, ein Jahr UVP-Verfahren (läuft dz.) und vier Jahre Bauzeit je Baulos. Es ist allerdings möglich, dass mehrere Baulose gleichzeitig realisiert werden können. So wäre es möglich, dass ein Baubeginn ab 2025 eine Inbetriebnahme sowohl bis Akademiestraße als auch Hallein-Anif im Jahr 2028/2029 möglich ist!
In welchem Verfahren wird gebaut bzw. Tunneltechnik oder Grabungsarbeiten? Die Beantwortungen dieser beiden Fragen sollen zusammengezogen werden, weil sie zusammengehören. Im Straßenbereich wird die sog. "Türstock-Deckelbauweise" kombiniert mit dem Düsenstrahl-Verfahren (DSV) hergestellt (siehe Basteiheft mit Grafik). Dort wird die Bautechnik genau erklärt. Die ÖBB-Unterquerung im Bereich Rainerstraßen-Viadukt muss nach der NÖT (Neue Österreichische Tunnelbauweise) gebaut werden, weil der damalige Bgm. Schaden den Innenstadttunnel verhindern wollte. Daher muss während des Bahnbaues auch die Geschäftszeile weichen. Die Geschäfte können sich bei Heinz Schaden (SPÖ) bedanken!
Wie stark wird der Individualverkehr durch die Bauarbeiten behindert? Wie sehr werden Anrainer und Gewerbetreibende in Mitleidenschaft gezogen? Auch die Beantwortungen dieser beiden Fragen sollen zusammengezogen werden. Grundsätzlich kann die Deckelbauweise mit Kanalbauten, allerdings etwas breiter, verglichen werden. Die Behinderungen beziehen sich ausschließlich während des Baues des Tunneldeckels auf die Umgebung. Der eigentliche Tunnelbau findet dann unterhalb des Deckels, weitgehend unbeeinträchtigt für Anrainer und Straßenverkehr statt. Lediglich beim sog. "Startschacht" (an einer Stelle) werden vermehrt Lkw-Fahrten zum Abtransport des Aushub-Materials anfallen.
Um wie viel werden die Baukosten während der Bauphase steigen? Für "Unvorhergesehenes", wie Kampfmittelerhebung bzw. -bergung (Fliegerbomben) wurden ohnehin bereits in die oben genannten Baukosten eingerechnet. Auf jeden Fall muss die reguläre jährliche Indexsteigerung von Verbraucherpreis-Index und des Tariflohn-Index des Bau-Hauptgewerbes gerechnet werden. Wenn also Stillstandsfanatiker und Bahngegner das Projekt generell verzögern - verhindern lässt sich das ohnehin nicht mehr -, würde das über die Indexsteigerung viele Jahre verteuern. Hätte man den S-Link, der damals "Lokalbahnverlängerung" hieß, vor 20 Jahren gebaut, hätte das die Hälfte von den Kosten von heute gekostet!
Wie viele Park-and-ride-Anlagen und zusätzliche Busse könnte man um diese Millionen anschaffen? Klare Aussage: "keine einzige", weil die Bundesmittel "Mittelfristiges Investitionsprogramm des Bundes für Privatbahnen", ausschließlich zweckgebunden, für die "Privatbahn Salzburger Lokalbahnen" zur Verfügung stehen. Wird der S-Link nicht gebaut, gibt es auch keine Bundesgelder, weder für P&R-Anlagen, Busspuren oder Busse! Das ist ein unumstößliches Faktum. Übrigens, ohne leistungsfähigen Schienen-Nahverkehr wie den S-Link funktioniert auch kein Park&Ride-Konzept!
Für die meisten restlichen Behauptungen kann man Herrn Reisenhofer nur Recht geben!