Leserbrief

Das Energie-Dilemma

Die Menschheit - insbesondere in der westlichen Welt - befindet sich in einem Energie-Dilemma. Besonders deutlich wurde dies mit der Einführung des Elektroautos, angeführt von Elon Musk mit Tesla. Die Markteinführung fiel mit der Umweltkrise zusammen, was den Zeitpunkt sehr günstig erscheinen ließ. Doch bald wurde klar, dass die vorhandene Energie nicht ausreichen wird, um eine flächendeckende Nutzung von E-Autos zu ermöglichen. Nur wenige Menschen können ihr Fahrzeug zu Hause über eine eigene Photovoltaikanlage laden. Die Mehrheit ist auf öffentliche Ladestationen angewiesen. Das Elektroauto symbolisiert lediglich den Gipfel eines rasant wachsenden Strombedarfs, der durch viele weitere technische Errungenschaften ebenfalls stark gestiegen ist. Als Reaktion darauf wurden in einigen Regionen Atomkraftwerke wieder aktiviert oder neue gebaut - trotz der Tatsache, dass diese Energiequelle aufgrund ihrer Risiken für Mensch und Umwelt lange Zeit abgelehnt wurde. Beispielsweise wurde das Atomkraftwerk Zwentendorf in Österreich nie in Betrieb genommen, und Deutschland schaltete man sein letztes Atomkraftwerk ab. Doch die Realität zeigt: Es scheint unmöglich, gleichzeitig umweltfreundlichen und sicheren Strom in ausreichender Menge bereitzustellen. Die Energiegewinnung aus Wasserkraft reicht nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken. Windkraftanlagen werden vielerorts abgelehnt, beispielsweise in Kärnten und Tirol. Angesichts dieser Einschränkungen zeichnet sich ab, dass eine Rückkehr zu Autos mit Verbrennungsmotoren - eventuell in Kombination mit Vollhybrid-Technologien - wahrscheinlicher wird. Sinkende Zulassungszahlen von E-Autos untermauern diese Entwicklung. Um aus diesem Dilemma herauszukommen und dennoch umweltfreundlich mobil zu bleiben, müssen neue Lösungen gefunden werden. Die Sonne bleibt eine kostenlose und erneuerbare Energiequelle, zumindest während der Frühlings- und Sommermonate. Daher sollte verstärkt auf Photovoltaik gesetzt werden - idealerweise auf großen Flächen wie Straßen und Parkplätzen, die mit befahrbaren Solaranlagen ausgestattet werden könnten. Dies würde Energie direkt dort erzeugen, wo sie benötigt wird. Die Umsetzung solcher Projekte stellt zweifellos eine technische Herausforderung dar. Doch die Vorteile sind offensichtlich: Energieautonomie und die Möglichkeit, Stromerzeugungskosten direkt den Verbrauchern zuzuschreiben. Dies mag utopisch klingen, würde uns jedoch unabhängiger von zentralisierten Energiequellen machen.
Die aktuelle Energiekrise erfordert innovative Ansätze und einen gesellschaftlichen Wandel. Nur durch gezielte Investitionen in Forschung, Infrastruktur und neue Technologien kann eine nachhaltige Zukunft gesichert werden. Es liegt an uns, die Weichen für eine umweltfreundliche und verantwortungsvolle Mobilität zu stellen.

Erich Lahartinger, 6020 Innsbruck

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