Leserbrief

Digitales Inseldasein versus Verbundenheit

Zu telefonieren, sich Informationen zu beschaffen und diverse Apps zu bedienen, ist nötig, vorteilhaft, erleichtert und bereichert den Alltag.
Der Bahnsteig ist ein repräsentativer Ort für viele Bereiche des täglichen Lebens. Neun von zehn Wartenden sind auf ihr Handy fokussiert. Etliche blenden per Ohrenstöpsel oder Kopfhörer auch die akustische Umgebung aus. Im Zugabteil dasselbe Szenario der Abgegrenztheit und Vereinzelung. Alle so unangenehm still. Als lebensfrohe, kommunikative Person frage ich mich: "Bin ich, ohne stetiges Handyscrollen, innerhalb weniger Jahre auf unserem Planeten zu einem fremdartigen Wesen einer anderen Galaxie, zu einem Alien geworden?"
Ich darf gegenüber einer charismatischen Person ohne digitale Aktivität Platz nehmen. Flugs entwickelt sich eine kurzweilige, lohnende Unterhaltung. Unser "analoger Chat" bereitet Freude, sorgt für Verbindendes.
Als gäbe es nichts anderes mehr als notorischen Smartphonegebrauch. Erwachsene, Jugendliche und Kinder am Futtertrog der sozialen Medien festgenagelt, welche gnadenlos mittels asozialer, toxischer Mechanismen vielversprechende, persönlichkeits- und gesellschaftstaugliche Tugenden unterwandern oder erst gar nicht zulassen. Emotionales Anfüttern, um Suchtverhalten zu erwirken, gipfelt in Entfremdung und totaler Abhängigkeit, welche Vertraut- und Verbundenheit unter Menschen erodiert. Ichfremde, gleichsam ferngesteuerte Individuen allüberall. Erfolgreich konditioniert, sintflutartiger Überinformation, zynischen Botschaften und erdrückendem Datenmüll bedingungslos ausgeliefert. Mitmenschen in ihrer Umgebung bestenfalls Randerscheinung.
Im digitalen Inseldasein kann letztlich nicht das Lebensglück liegen. Diesem trendigen, massiv isolativen Phänomen nicht resignativ, sondern offensiv begegnen. Das Handy verstauen. Sich gegenseitig wertschätzend wahrnehmen und ein Gespräch zulassen, tut einfach gut!

Sepp Schnöll, 5431 Kuchl

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