Leserbrief

Enkelkinder profitieren vom früheren Pensionsantrittsalter

Bezugnehmend auf mehrere Ihrer Artikel und Leserbriefe möchte ich einen weiteren Gedanken in die laufende Diskussion einbringen.
Es ist häufig davon die Reden, dass ältere Menschen länger im aktiven Berufsleben bleiben sollen. Auch wird es so dargestellt, dass die meisten regelrecht aus dem Erwerbsleben flüchten und ein möglichst frühes Pensionsantrittsalter angestrebt wird, was eigentlich eine Unterstellung der Faulheit ist, wenn man es auf eine Kurzformel bringt.
Daher möchte ich meine Situation als Beispiel für viele schildern. Mein Arbeitsleben bestand aus 42 Dienstjahren als pragmatisierte Lehrerin, in denen ich Vollzeit arbeitete. Dies war möglich, weil eine der Großmütter so früh wie möglich in Pension gegangen war, um die Betreuung ihrer Enkel, 2 davon meine Töchter, zu übernehmen. Ich habe daher meinerseits zum frühestmöglichen Zeitpunkt, mit 62, die Frühpension angetreten, um flexibel auf die Bedürfnisse der Familie eingehen zu können. (Bei den Beamten ist das Regelpensionsalter für Frauen und Männer 65 Jahre.) Meinen Töchtern wollte ich die Möglichkeit bieten, sich beruflich zu verwirklichen, so wie es mir möglich war.
Ja, es gibt bereits ab 2,5 Jahren ausreichend Kindergartenplätze bei uns, auch ganztägige Betreuung ist möglich. Ob das von so jungen Kindern auch gut weggesteckt werden kann, hat sogar eine mit mir bekannte Kindergartenleiterin in einem Gespräch unlängst angezweifelt.
Außerdem kommt noch dazu, dass nach so vielen Jahren der gleichen beruflichen Tätigkeit auch ein Wunsch nach Veränderung im Raum stand. Meine Pension ist daher absolut kein Ruhestand, ich verbringe meine Zeit mit Kinderbetreuung, wie erwähnt, die auch Hausübungsüberwachung und bei den Älteren Vorbereitung auf Schularbeiten und aktive Freizeitgestaltung umfasst, sowie karitativen Tätigkeiten. Müsste meine ganze Arbeit von jemandem bezahlt werden, käme ganz schön was zusammen. Meine Töchter müssten einen erhebliche Teil ihres Verdienstes dafür ausgeben, ohne auf die Flexibilität innerhalb der Familie vertrauen zu können.
Ich ersuche daher, auch diese Aspekte in die Diskussion aufzunehmen. Die meisten mir bekannten Pensionisten in meiner Altersgruppe zwischen 60 und 70 sind äußerst aktiv, meistens in der Enkelbetreuung inklusive Restaurant Omama und diverser Shuttledienste, und liegen absolut nicht auf der faulen Haut, nur weil sie nicht mehr im Erwerbsleben stehen. Wir leisten so Einiges für die Gesellschaft, und das verdient auch Anerkennung, das wünsche ich mir.


Irene Pink, 2103 Langenzersdorf

Aufgerufen am 22.10.2025 um 11:09 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/enkelkinder-profitieren-vom-frueheren-pensionsantrittsalter-133080571

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