Korruption, die gekaufte und erschwindelte Gefälligkeit, treibt ihr Unwesen auf der ganzen Welt, offen in Diktaturen, etwas subtiler und versteckter in Demokratien. Was man nicht darf, ist, dass man so agiert, als ob es diese nicht gäbe, und noch schlimmer, wenn man der Bestechlichkeit und Käuflichkeit das Mäntelchen der Transparenz umhängt. In Österreich hat Korruption einen fast charmanten Namen: Freunderlwirtschaft oder Parteibuchwirtschaft oder, vom Ausland her betrachtet, einfach als "typisch österreichisch" abgetan. "Das ist halt österreichisch" - das darf man aber auch nicht allen Österreichern aus historisch gewachsenen Strukturen der Freunderl- und Parteibuchwirtschaft über alle Parteien (sic!) hinweg unterstellen und damit fast legitimieren - so teilweise geschehen im Fall Wöginger. Und wenn man genauer hinblickt: ein Hofknicks, eine "angebotene" Diversion und 44.000 Euro plus 500 Euro für die Klägerin, das war's. Österreichisch? Nein! "Wir sind nicht so!" - oder fast? Im Übrigen sollte die klagende Dame nicht zu kurz kommen: Respekt!
Die verbreitete Meinung einiger Mandatare, Parteigänger unterstützen zu müssen, zu wollen, zu können, mag durchaus nachvollziehbar sein, aber bei der Besetzung von öffentlichen Positionen ist es die Pflicht der Parlamentarier, auf allen Ebenen, von der Gemeinde über den Landtag, den Nationalrat bis zur Europäischen Union, den Bestgeeigneten und nicht den besten (Partei-)Freund zu unterstützen. Das darf allerdings einen Parteigänger (sic!) auch nicht ausschließen.
Was kann man gegen Korruption und Bestechlichkeit unternehmen? Politische Vertreter vergeben je nach Mandatsstärke in den parlamentarischen Gremien öffentlich zu besetzende Funktionen und benennen diese, tragen aber auch für diese Entscheidung Verantwortung. Die Transparenz liegt dann beim Wähler, der die Entscheidung bei der nächsten Wahl goutiert oder eben nicht.
Was sollte man vermeiden: so tun, als gäbe es das alles nicht. Versprechungen, alles noch transparenter zu machen, was entweder nicht passiert oder wo ein Hintertürl offengelassen wird, bis zum nächsten Mal, wo das Hintertürl geschlossen und ein anderes aufgemacht wird. Was sollte sich ändern: die Einstellung, die Haltung.
Die in diesem Leserbrief verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche und männliche Personen. Auf eine Doppelnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit und notwendigen Kürze verzichtet.