Leserbrief

Grüßen hat wichtige soziale Dimension

Das Grüßen ist mehr als eine schickliche Geste des sich gegenseitigen Wahrnehmens. In heutiger, teils Smartphone-isolierter Head-down-Welt finden sich viele Personen ohnehin einen Gutteil des Tages zugangsresistent in ihrer digitalen Blase. Schon besonders deshalb kommt dem Grüßen ein zusätzlicher Aspekt zu. Mitmenschen wahrnehmen und nicht übersehen oder ignorieren. Das ist der Punkt. Dabei ist völlig nebensächlich, ob jemand dem anderen Menschen mit "Servus!", "Guten Tag!", Grüß Gott!", "Griaß di!" oder einem legeren "Hi!" oder "Hallo!" dessen Präsenz bekundet oder diesem nur wohlwollend zunickt. Ernst zu nehmendes Grüßen erfordert Augenkontakt. Dieser kurze, emotionale Schlüsselmoment verbindet, sorgt innerhalb eines Sekundenbruchteils für Wertschätzung oder Gemeinsamkeit, lässt oft sogar einen Smile oder mitunter ein kleines Glücksgefühl aufpoppen. In die Augen sehen ist spüren. Erfreulich, dass bereits in Kindergärten das Shakehands zwischen Pädagoginnen und Kindern explizit mittels bewussten Augenkontakts gepflegt wird. Wünschenswert wäre, fände dieser elementare Bildungsauftrag auch in alle Schulen und Bildungsstätten Österreichs Eingang. Eine oberflächliche, sich entfremdende, ich-verliebte Gesellschaft verlernt zusehends, dem anderen in die Augen zu sehen. Kopf hoch! Jemandem via Augenkontakt zu begegnen ist auch Futter für Seele und Gemüt. Grüßen hat eine wichtige soziale Dimension.

Sepp Schnöll, 5431 Kuchl

Aufgerufen am 05.11.2025 um 09:20 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/gruessen-dimension-166424245

Schlagzeilen