Der Bericht "EU-Abgeordnete im Wolfsrevier" (SN vom 17. April 2025) zeigt eindrücklich und unverblümt, wie skrupellos Interessenvertreter versuchen, EU-Abgeordnete zu beeinflussen. Den neun Exkursionsteilnehmern wurde offensichtlich das Märchen vom bösen Wolf aufgetischt und dabei nicht vor Panikmache zum Schaden der eigenen Bevölkerung und des Tourismus zurückgeschreckt. Vollkommen abstrus und entlarvend ist die Absage des Besuchs von Pilotprojekten zum Herdenschutz in Tirol wegen der Gefahr der Maul- und Klauenseuche, da die besuchten Regionen Wien und Steiermark dem Infektionsgeschehen deutlich näher liegen.
Dem Verhaltensbiologen Kurt Kotrschal ist absolut beizupflichten, wenn er die Debatte um den Wolf als Kulturkampf sieht und zum Stellvertreterkrieg zwischen Naturschutz und Landwirtschaft erklärt. Somit hat die Bundesregierung mit der neuen Zuständigkeit des Landwirtschaftsministers für den Naturschutz den sprichwörtlichen Bock zum Gärtner gemacht. Der Expertenrat zur Kombination der Zulassung von Rudelbildung mit gutem Herdenschutz wird wohl weiterhin ignoriert. Vielleicht gelingt es der Gesundheitsministerin, ihren Regierungskollegen daran zu erinnern, dass der Herdenschutz seit zwanzig Jahren im Tierschutzgesetz vorgeschrieben ist. Unbestrittenes Faktum bleibt, dass Wölfe in Österreich nach wie vor weit vom - ebenfalls gesetzlich verpflichtenden - günstigen Erhaltungszustand entfernt sind. Ganz im Gegenteil von der politischen Überrepräsentanz von Landwirtschaftsvertretern. Die Überschrift des Artikels hätte deshalb lauten sollen: "EU-Abgeordnete im Bauernbundrevier!"