Ich nehme Bezug auf den Leserbrief "Eine Straßenbahn wäre in Salzburg doch möglich" von Herrn Beyer.
Die Darstellung von Herrn Beyer geht davon aus, dass eine oberirdische Führung einer "Schienenstraßenbahn" in Salzburg möglich ist, und er schlägt dann gleich noch ein schmalspuriges System mit geringen Wagenkastenbreiten vor. Man kann ihm nur erwidern - richtig so!
Die Salzburger Straßenbahn ist seit fast 85 Jahren der Obus! Er hat seine "Schienen" nur am "Himmel" und kann flexibel ca. vier Meter beidseitig bei Störungen auf der Fahrbahn ausweichen (mit zusätzlichen Batterien auch bei Bauarbeiten noch flexibler reagieren) sowie selbst mit großräumigen Einheiten (Doppelgelenksbus) bei gleicher Fahrgastkapazität engere Kurven als eine Schienenstraßenbahn befahren.
Das Missverständnis des Herrn Beyer besteht aber darin, dass es sich bei dem zur Diskussion gebrachten S-Link nicht um eine klassische "Stadtstraßenbahn" handelt, sondern um die Durchbindung von Bahnen aus der Region durch die Stadt und mit direktem Zugang zu wichtigen Punkten in der Stadt Salzburg.
Die klassische Straßenbahn in Salzburg war die "Gelbe" und diese wurde 1940 zugunsten des Obus aufgegeben, weil keine großräumigen Einheiten durch die Stadt geführt werden konnten. Die oberirdische Durchbindung der "Roten Elektrischen" (Lokalbahn) aus dem nördlichen Flachgau über den Hauptbahnhof nach Parsch und ins Nonntal (weiter bis nach Berchtesgaden) wurde 1953 aufgrund des ansteigenden Individualverkehrs dem damals herrschenden Zeitgeist geopfert.
In Salzburg geht es heute wieder darum, die gewaltigen Ein- und Auspendler-Verkehrsströme auf die Bahn zu bringen.
Dies kann mit den Systemen in Lissabon (übrigens 900 mm Spurweite), Freiburg im Breisgau oder Heidelberg nicht verglichen werden, denn dort werden ausschließlich innerstädtische Verkehrsbedürfnisse befriedigt.
Außerdem geht der Trend bei Straßenbahnen international zu 2500 oder 2650 mm Wagenkastenbreite, um mehr Komfort, Sitzplätze und den Fahrradtransport anbieten zu können. Folglich sind diese Straßenbahnen auch breiter als Obusse.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Salzburg immer wieder oberirdische Lösungen für die verkehrstechnische Durchbindung diskutiert und fachlich geprüft. Die dafür erforderlichen Breiten, Bogenradien oder ausreichend Platz für eine Parallelführungen über Seitenstraßen sind schlicht und ergreifend nicht vorhanden.
Des Weiteren wäre zumindest eine weitere Salzachquerung erforderlich. Dieser letzte Punkt wäre für das Stadtbild kritisch und mit dem Prädikat des Weltkulturerbes kaum zu vereinbaren.
Dr. Martin Weinkamer FEBU
5500 Bischofshofen