Leserbrief

Volkswirtschaftliche Rechtfertigung?

Im Anschluss an die kürzlich erschienene Zuschrift von Herrn Alexander Fuchs ("Gesamtkonzept für den Verkehr") möchte ich Folgendes bemerken:

Als langjähriger, regelmäßiger Leser der "Salzburger Nachrichten" bin ich immer wieder verwundert, beim Thema S-Link nichts über die volkswirtschaftliche Rechtfertigung dieses riskanten Riesenprojekts zu erfahren, das schließlich von den österreichischen Steuerzahlern bezahlt werden soll.

Ob es um die Gesamtlänge nach Hallein oder nur die erste Teilstrecke bis zum Mirabellplatz geht, es wäre wirklich interessant zu erfahren, wie die hohen Kosten durch späteren volkswirtschaftlichen Nutzen wieder hereinkommen sollen. So gibt es nach Hallein und davor liegende Ortschaften bereits eine Bahnverbindung und Buslinien. Wird das zukünftige Verkehrsaufkommen auf der Strecke dermaßen wachsen, um eine parallel verlaufende Bahnlinie zu Kosten von mehreren Hundert Millionen Euro zu rechtfertigen?

Eine ähnliche Frage stellt sich für die anfängliche U-Bahn-Strecke, deren Kosten wegen wohl unterschätzter Untergrundarbeiten sowie neuerlicher Inflationsraten weit die jetzt geschätzten 200 Millionen Euro übersteigen dürften. Jedenfalls ist das die Erfahrung, die überall bei staatlich geführten Bauprojekten gemacht wird. Beispiele sind der Berliner Flughafen, die Hamburger Elbphilharmonie, der Stuttgarter Bahnhof, die Münchner-S-Bahn-Stammstrecke und so weiter.

Die Hauptfrage ist auch hier: Ist das erwartete zusätzliche sowie das vom Straßenverkehr auf den geplanten S-Link umgeleitete Verkehrsaufkommen realistisch? Und sind andere weniger tangible erwartete Vorteile (zum Beispiel Entlastung von Straßen- und Obus-Kapazitäten, Verkehrslärm etc.) objektiv belastbar, die enormen Kosten eines solchen Megaprojekts zu rechtfertigen? Sind überhaupt kostengünstigere Alternativen ernsthaft geprüft worden?

Natürlich würden lokale und internationale Baufirmen am Salzburger S-Link gut verdienen, aber dazu allein sind Steuergelder eigentlich nicht da.

Stadt und Land Salzburg sowie das Verkehrsministerium in Wien sollten sich daher über diese Fragen weiter Gedanken machen und von wirklich unabhängiger Seite das Ergebnis eventuell bestehender früherer unveröffentlichter volkswirtschaftlicher Studien überprüfen lassen.

Das sollte die Basis für die endgültige Entscheidung zum Baubeginn des S-Link sein, und um mögliche kostspielige Fehlentscheidungen zulasten der Steuerzahler zu verhindern.

Harald Burmeister, 5020 Salzburg

Aufgerufen am 30.03.2023 um 06:38 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/volkswirtschaftliche-rechtfertigung-133323187

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