Leserbrief

Warum einfach, wenn es kompliziert auch geht?

Warum einfach, wenn es kompliziert auch geht? Diese Frage drängt sich auf, wenn man den konkreten Plan zur ohnehin überfälligen Abschaffung der kalten Progression sieht. Einfach wäre es, die Grenzbeträge, ab denen die Prozentsätze für die einzelnen Steuerstufen gelten, jährlich mit dem Verbraucherpreis anzuheben. Dann bleibt die reale Steuerbelastung automatisch und ohne bürokratischen Aufwand immer gleich. Es wäre jedoch nicht Österreich, hätte man nicht einen komplizierten und aufwendigen Weg gefunden. So soll 2023 der Betrag berechnet werden, der von Juli 2021 bis Juni 2022 zu viel bezahlt wurde. Davon sollen dann zwei Drittel an die Steuerzahler direkt zurückerstattet werden. Ein Drittel der eigentlich unrechtmäßig zu viel einbehaltenen Steuer wird von der Regierung nach eigenem Ermessen verteilt.
Dieser Vorgang verursacht nicht nur einen beachtlichen bürokratischen Mehraufwand, er bewirkt auch, dass die Steuerzahler zuerst zu viel Steuer bezahlen und das Geld erst irgendwann teilweise zurückbekommen. Außerdem wird von Jahr zu Jahr unklarer, was eigentlich die Ausgangsbasis für die Berechnung der zu viel bezahlten Steuer ist. Die Grenzen der Steuergruppen bleiben ja unverändert, sodass die Inflationswerte von immer mehr Jahren in die Berechnung einbezogen werden müssen. Ein Schelm, wer da befürchtet, dass es dabei zu "unbeabsichtigten" Fehlberechnungen kommen könnte. Vielleicht kann man sich doch noch für den einfachen Weg entscheiden.

Dr. Günther Pacher, 9800 Spittal

Aufgerufen am 05.11.2025 um 11:05 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/warum-einfach-wenn-es-kompliziert-auch-geht-124414252

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