In Bezug auf die wichtige Frage, wie die EU auf die russische Aggression optimal reagieren sollte, glaube ich, dass wir in der EU noch weit mehr Abwehrbereitschaft und Resilienz als bisher entwickeln müssen. Es ist zwar richtig, dass wir mit dem bloßen Aufruf zu einem neuen Aufrüsten und Wettrüsten die globalen Probleme der Zukunft kaum lösen werden und dass wir uns heute mehr für eine pazifistische Weltpolitik engagieren sollten. Aber dieser Pazifismus darf nicht zu einseitig und zu passiv sein! Auch wäre es unsolidarisch und asozial, bewusst oder unbewusst nur auf die Verteidigung der NATO zu hoffen, ohne selbst genügend Beiträge zur Verteidigung zu leisten. Angesichts der aggressiven Politik Russlands und auch angesichts der Aufrüstungen in der VR China muss die EU heute leider mehr als bisher für ihre Verteidigung investieren. Aber es muss andrerseits auch klar werden, dass wir nicht blind in eine Politik des neuen Wettrüstens gelangen sollten. Es bedarf in gewisser Weise also einer "Doppelstrategie": Das heißt: Europa muss einerseits mehr aufrüsten, aber gleichzeitig sollte sich Europa auch immer wieder mit starken Argumenten für eine allgemeine, gemeinsame und internationale Abrüstung engagieren! Die gegenwärtig notwendigen Aufrüstungen dürfen nicht dazu führen, dass am Ende nur die Waffenindustrie auf Kosten des Allgemeinwohls und auf Kosten der kommenden Generationen von dieser Notwendigkeit profitiert. Wir müssen uns heute für einen neuen Pazifismus engagieren, nämlich nicht für einen einseitigen und passiven Pazifismus, sondern für einen ganzheitlichen und aktiven Pazifismus.
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