Leserbrief

Die Parteien wollen in Wirklichkeit ihre Ruhe

In der leider weitgehenden Distanzierung bzw. Abwendung von der Politik nimmt die Wahl des Staatsoberhauptes keinen hohen Stellenwert ein. Zum Schaden des Amtes und zum Schaden der Demokratie, wie Marian Smetana ("Ein Wahlkampf unter der Würde des Amtes", SN, 21. 9. 2022) zutreffend feststellt. Immerhin gibt es Kandidaten, das verdient Respekt, weil es damit Wahlmöglichkeiten gibt.

Aber wenn selbst die einst staatstragenden Parteien ÖVP und SPÖ es nicht der Mühe wert fanden, eigene Kandidaten oder Kandidatinnen anzubieten, dann sagt das viel aus über diese Parteien und ihre Einstellung zur Politik als Dienst am Bürger und speziell zu diesem Amt. Es fehlt an gutem Personal, oder? Es wäre auch schön, wenn Frauen an die Spitze zu wählen wären. Die würde es sicher natürlich auch geben. Das alles interessierte die einst Großen nicht, genau diese sind es dann, die sich aufregen, wenn Ergebnisse zustande kommen, die ihnen dann vielleicht nicht so gefallen. Wenn es an gutem Personal fehlen sollte, dann müsste hier nachgeforscht werden, warum es soweit kam. Es gibt sicherlich ausgezeichnete, kluge Persönlichkeiten, auch für dieses Amt, aber hätten diese eine reale Chance und Förderung innerhalb der Parteien oder gar parteiübergreifend bekommen? Die Parteien wollen Ruhe, sie wollen nichts Überparteiliches, nichts Unbequemes, nichts Herausragendes, finde ich. Sie wollen so wenig Veränderung wie möglich, denken extrem parteilich, widmen allzu oft ihr Hauptinteresse weniger dem Staat und Bürger zu und wundern sich zugleich, dass sie mehr und mehr Anhänger verlieren.

Karl Brunner, 9020 Klagenfurt

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