Leserbrief

Jahrzehntelange Frauenverachtung

Zum Brief von Hans Haberl "Freiheit für alle Frauen" vom 21. Oktober:

Mit Bestürzung trifft uns die Nachricht von der Misshandlung und vom Tod der Iranerin Mahsa Amini. Ihre Leidensgeschichte führt uns in Europa die katastrophalen Folgen von jahrzehntelanger staatlich/religiös legitimierter Frauenverachtung, Unterdrückung und Gewalt vor Augen. Wir sehen, wie hoch problematisch es ist, wenn eine Religion politisch besetzt und missbraucht wird, um einen autoritären Macht-Apparat am Leben zu erhalten, in alle Bereiche des täglichen Lebens hineinzuregieren und mit Hilfe einer Religions-Polizei, die Kontrolle und Gleichschaltung der Bevölkerung auf dem Kopf und Rücken der Frauen durchzusetzen.
In diesem Kontext wurde das Kopftuch der Muslimin zur Waffe des Staates, die sich gegen das Menschenrecht auf Freiheit, Selbstbestimmung und freie Religionsausübung richtet.
Das Maß des brutalen Vorgehens ist voll! Irans Frauen vernichten aufgezwungene Kleiderhüllen und antworten zusammen mit den solidarischen Männern, mit landesweitem Protest und fordern den Rücktritt des Regimes.
Auf der anderen Seite geraten muslimische Frauen, die aus freien Stücken ein Kopftuch tragen und ihre religiöse Zugehörigkeit sichtbar machen, leider auch unter "anderen Vorzeichen", in europäischen, rechtsstaatlich/demokratischen Kontexten unter Druck. Das Tuch auf ihrem Kopf wird von manchen politischen Akteuren und Islam-skeptischen Bürgern, des öfteren, pauschal und verächtlich als "Fahne" eines bedrohlichen Islam oder als Symbol der Unterdrückung und Islamisierung missbilligt. Tatsächliche, persönliche und religiös/spirituelle Beweggründe der Musliminnen, die sich freiwillig in aller Würde für das Tragen des Kopftuches entscheiden, werden selten erfragt, verstanden, geglaubt und respektiert. Benachteiligung, Ausgrenzung, Herabwürdigung, Bedrohungen und tätliche Angriffe sind laut Rassismus-Report ZARA, die unerträglichen Folgen. Hier gilt es, wie unser erst kürzlich wieder gewählte Herr Bundespräsident Alexander Van der Bellen einmal in einer zugespitzten Formulierung sinngemäß zum Ausdruck gebracht hat, hellhörig zu sein und wachsam hinzuschauen. Es gilt, sich solidarisch hinter die betroffenen Frauen zu stellen, wenn hierzulande Grund und Freiheitsrechte wegen des "Tragens eines Kopftuches" bedroht werden.
Wehret den Anfängen!

Petra Buchner, 5110 Oberndorf

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