Spätestens wenn man Kinder bekommt, setzt sich Frau (hoffentlich) mit der Frage der Altersvorsorge auseinander - und dabei kommt man nicht umhin sich zu fragen, wo intellektuell, gesellschaftlich und sozialtheoretisch der feministische Gedanke steht. Was die Frauenbewegungen der letzten Jahrzehnte erreicht hat, ist nicht genug anzuerkennen. Wenn ich aber lese, dass die Gefährdung für Altersarmut für mein Geschlecht irgendwo zwischen 15 und 50 Prozent angesetzt wird, dann frage ich mich, was falsch läuft in der sich heiß drehenden Erschöpfungsgesellschaft. Immer noch sind Frauen mit Kindern in Teilzeitbeschäftigungen festgefangen, immer noch bleibt ihr Potenzial auf der Strecke, immer noch pendeln wir zwischen "Rabenmutter" und "Hausfrau", und dabei wären statt schwarz und weiß hier fifty shades of grey wesentlich dienlicher für die Neudefinition eines katastrophalen sozialen Systems. Es mangelt an (qualifizierter) Kinderbetreuung, sagen die einen. Es mangelt an der Bereitschaft in Unternehmen, noch flexibler die Erbringung der Arbeitsleistung zu ermöglichen. Wir müssen anerkennen, dass traditionelle Geschlechterrollen immer noch in den Köpfen verankert sind. Und dabei kann es Spaß machen, sich über nackte Frauenhintern in WhatsApp-Gruppen zu mokieren, ohne jeden kurzen Rock gleich zum Politikum zu machen. Es macht Spaß, sich für eine neue, bessere Welt einzusetzen, in der die Menschen nicht aufgrund ihres Geschlechts Aufgaben oder Verzichte erbringen müssen. Es macht Spaß, frei nach Hartmund Rosa "soziale Energie" zu schaffen. Wie schön wäre eine Welt, in der beide Geschlechter gleichermaßen für die Kinder sorgen, in der es völlig normal ist, wenn beide Elternteile Stunden reduzieren und vielleicht sogar für einige Jahre der Staat hier in Härtefällen mögliche Einkommensverluste ausgleicht. Mich würde interessieren, wie hoch die Einsparungen wären bei den Ausgaben für stressbedingte Erkrankungen (bei Kindern und Eltern). Entsprechende Modellberechnungen von Experten gibt es bereits. Wie schön wäre es, Kinder vom Rand in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Es ist furchtbar traurig und gleichzeitig absurd, dass Frauen immer noch nicht gleichberechtigt sind, wobei es noch nicht so lange her ist, dass zum Beispiel in Deutschland "schlecht Staub wischen" ein Scheidungsgrund war. Kaum eine liberale Denkrichtung wird so angegriffen, wie der Feminismus, kaum wo gibt es so viele Negativklischees. Es kann ein Paar noch so jung und cool und hip sein: Ich will hier nicht noch breittreten, wer die Mental Load für Kinder hat und wer immer noch dafür kämpfen muss, ordentlich bezahlt zu werden, Stichwort Equal Pay Day. Gewiss, Polykrisen dominieren die Gegenwartsdebatten. Aber ich kann mich nicht damit abfinden, dass Gleichberechtigung ein Phantasma der großstädtischen Mittelschicht ist. In einer gleichberechtigten Gesellschaft wird nichts aufgrund des Geschlechts festgelegt. Das würde letztendlich allen gut tun - ganz ohne Binnen I. Und ist geradezu Menschheitsaufgabe.