Elisabeth Kislinger-Ziegler

Elisabeth Kislinger-Ziegler

Elisabeth Kislinger-Ziegler (* 20. Juni 1962 in der Stadt Salzburg) ist geschäftsführende Gesellschafterin der Ziegler Stahlbau GmbH in Salzburg.

Vorgestellt

Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.


Es riecht nach Ruß und Eisen, alles ist dunkel, meterlange, dicke Stahlteile vermitteln zusätzlich ein Bild der Schwere. Sie ist zierlich, sorgfältig geschminkt, und wirkt in der roten Jacke, als hätte sie jemand irrtümlich in dieser Industrieanlage abgeliefert. Doch wenn sie mit Leidenschaft und detailliert zu erklären beginnt, wie die riesigen Maschinen hier Schwarzbleche biegen oder wie präzise Löcher in Stahl gebohrt werden, wird schnell klar: Diese Frau gehört hierher. – Sie ist die Chefin.

Elisabeth Kislinger-Ziegler ist geschäftsführende Gesellschafterin der Ziegler Stahlbau GmbH in Salzburg, ein innovatives, kreatives und erfolgreiches Unternehmen. Und sie hat vier Kinder. Frauen in Männerberufen sind heute zwar noch immer selten, aber nichts Besonderes mehr. Im Stahlbau ist das etwas anderes, erst recht sind Stahlbauchefinnen exotisch.

Hineingeboren in den und aufgewachsen im Familienbetrieb, das ist bei Elisabeth Kislinger-Ziegler wörtlich zu verstehen. Denn Betrieb, Wohnhaus und Mitarbeiterwohnungen sind samt der Arztpraxis ihres Mannes in einer Art Enklave mitten im geschützten Grün im Süden der Stadt Salzburg angesiedelt. Dem Großvater sei Dank, er verlegte den Betrieb nach dem Krieg hierher.

"Es war als Kind normal, dass ich da hineinwachse", erzählt Elisabeth Kislinger-Ziegler, die ein Einzelkind ist. Sicher nicht normal war ihre Kindheit. Ihre Mutter ist gehörlos, ihr Vater hat Kinderlähmung. "Ich war für meine Mutter immer das Sprachrohr nach außen. Mein sozialer Umgang hat sich von anderen stark unterschieden", erzählt Elisabeth Kislinger-Ziegler. "Durch meine Kindheit habe ich eine große Offenheit entwickelt." Ihre Eltern hätten sehr zurückgezogen gelebt, sie sei die Vermittlerin zur Außenwelt gewesen. "Ich musste sehr früh eigene Entscheidungen treffen, und all diese Dinge haben mich stark gemacht." Elisabeth Kislinger-Ziegler hadert nicht damit, eine komplizierte Kindheit gehabt zu haben. "Es hat mich im positiven Sinn geprägt", sagt sie. So habe sie zum Beispiel eine besondere Gabe, im sozialen Umfeld Dinge zu erspüren. "Ich kann mich sehr gut in andere hineinversetzen."

Das erklärt auch, dass sich die Stahlbauchefin als einzige Frau etwa im Netzwerk Metall, in dem sich verschiedene Metallverarbeiter zusammengetan haben, sehr gut angenommen fühlt. "Ich kann mich in die männliche Denkweise hineinversetzen und das mit meiner Weiblichkeit verbinden."

Die Behinderung des Vaters führte dazu, dass es bei Stahlbau Ziegler seit Jahrzehnten technische Betriebsleiter gibt. Diese Struktur machte es für Elisabeth Kislinger-Ziegler dann auch einfacher, als Frau in die Geschäftsführung einzusteigen. Ihr Plan: Das Unternehmen ständig weiter zu entwickeln. "Ich will mich vom Markt abheben. Es interessiert mich nicht, nur der billigste Anbieter zu sein."

Schon der Großvater dachte so. Bereits er kaufte Maschinen, die größer waren als damals üblich. Daraus entwickelte sich eine Stärke. "Wir können in jedem Segment des Fertigungsschrittes eingreifen", erklärt Elisabeth Kislinger-Ziegler. Weil man die Maschinen zum Biegen, Pressen und Schneiden sowie das Personal mit dem nötigen Know-how dazu hat, kann das Unternehmen nicht nur individuelle Stahlkonstruktionen fertigen, sondern auch für andere Stahlbauer oder Schlossereien Halbfertigteile für jeden Produktionsschritt anbieten. Zu den Kunden zählen unter anderem die Salzburger Festspiele (Bühnen und Tribünen), der Spanplattenhersteller Kaindl oder das Zementwerk Leube GmbH. Ziegler stellt auch Teile für die Industrieproduktion her. "Wenn jemand in der Früh anruft, kann er sich am Abend den gewünschten Zuschnitt abholen. Ich setze auf Schnelligkeit", sagt die Chefin.

Wenn Elisabeth Kislinger-Ziegler übers Netzwerken spricht, gerät sie ins Schwärmen. Das mache ihr wirklich Freude, sagt sie. Und das bestätigen auch Freunde. "Wenn du mit der Elisabeth irgendwo hinkommst, dann reden plötzlich alle Leute mit einem", erzählt eine Freundin. Von Elisabeths Glanz falle dann auch etwas auf ihre Begleitung ab.

Vier Kinder, ein Stahlbauunternehmen, Netzwerke, Freunde. Berichte über diese Sorte Frau treiben andere Frauen in den Wahnsinn, weil sie sich angesichts dieser Vorlagen kläglich vorkommen, wenn sie ihr normales Leben mit normalem Beruf und vielleicht nur zwei Kindern gerade so schaffen. Elisabeth Kislinger-Ziegler winkt sofort ab. Man müsse schon sehen, welche Bedingungen sie habe, sagt sie. Wegen der räumlichen Nähe von Betrieb und Wohnhaus konnte sie vieles besser koordinieren. Außerdem hat sie ihr Arbeitspensum immer nach den Kindern ausrichten können. "Jetzt arbeite ich natürlich mehr als zur Zeit, als die Kinder klein waren", sagt die Unternehmerin. Sie habe immer viele Kinder gewollt. "Ich wollte ein Tamtam und Trara, Feste und lebhafte Kinder." – Ein Kontrastprogramm zur eigenen Kindheit. Ob eines ihrer Kinder dann in fünfter Generation den Betrieb übernehmen wird, ist offen. "Ich will keines meiner Kinder in etwas hineindrängen."

Familie ist für Elisabeth Kislinger-Ziegler ohnehin ein weiterer Begriff. Sie redet von ihren Angestellten als Firmenangehörige wie andere von Familienangehörigen sprechen. Kein Wunder, die Hälfte der 27 Mitarbeiter lebt auf dem 13.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände oder in unmittelbarer Nähe in eigenen Mitarbeiterwohnungen. "Der Großvater hatte schon seinen Werkmeister im Haus, und ich habe als Kind mit den Mitarbeiterkindern gespielt", erzählt Kislinger-Ziegler. Von einem ihrer jetzigen Mitarbeiter hatten schon Opa und Vater im Betrieb gearbeitet. Dessen kleiner Sohn ist nun der beste Freund eines Sohnes der Chefin. Bei ihren Mitarbeitern legt sie Wert auf Kompetenz und Respekt. Sie selbst pflegt einen "freundschaftlichen Umgang" mit ihnen.

Vor der Wirtschaftskrise hat Elisabeth Kislinger-Ziegler keine Angst. "Wir sind so flexibel und breit aufgestellt, da gibt es immer etwas für uns zu tun." Die Firmenphilosophie laute, generationenübergreifend zu denken, nicht kurzfristig. Darum werden jetzt auch die Gebäude renoviert und der Plan ist, sich mit Erdwärme und Photovoltaik im Energiebereich unabhängig zu machen. "So haben schon der Opa und der Vater gedacht", sagt Kislinger-Ziegler.

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