"Jedermann"-Rufer

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"Jedermann"-Rufer wirken bei Hugo von Hofmannsthals Stück "Jedermann" mit. Sie repräsentieren die Stimmen der Verdammten aus der Unterwelt und kündigen "Jedermann" das Nahen des Todes an.

Wesen und Wirkung

Ihre Standorte sind, zumindest in der Aufführung bei den Salzburger Festspielen, geheim, ihre Zahl ist unbekannt. Die Anzahl der Rufe differiert von Regisseur zu Regisseur, genauso wie die Wahl des Ausdrucks, Timbre und Betonung. Eines haben sie alle gemeinsam: Für die Ausführung des Rufs wird auf technische Hilfsmittel zur Stimmverstärkung verzichtet; "Jedermann"-Rufer rufen daher unplugged (unverstärkt): Eine entsprechende Stimmleistung und Lungenvolumen sind deshalb Voraussetzung für diese anspruchsvolle Aufgabe.

Erstmals waren bei den Salzburger Festspielen 2023 drei Frauen im Team der "Jedermann"-Rufer: Irmi Költringer, Renata Gottschalk und Johanna Wienerroither. Die 54-Jährige Irmi Költringer arbeitet seit 30 Jahren als Filmvorführerin im "Salzburger Filmkulturzentrum – DAS KINO". Sie habe einfach eine so laute Stimme, dass sie für diese Aufgabe wie geschaffen sei - hatten ihr ihre Arbeitskollegen schon immer gesagt. Als sie dann bei der Schallkabine im Haus der Natur auf Anhieb auf 140 Dezibel kam, wurde die Einschätzung der Kollegenschaft auch noch messtechnisch bestätigt. Ihre Position wird auf der Presseterrasse auf dem Dach der Festspielhäuser sein sein. Ein paar "Trockentrainings" und eine Probe mit dem Ensemble hatte sie Mitte Juli bereits hinter sich. Und auch wenn man den Text wohl kaum vergessen könne, so gebe es doch einiges, was man falsch machen könnte: "Die Stimme kann wegbleiben. Wenn man zu viel andruckt, dann kann sie kippen, was man tunlichst vermeiden sollte. Es ist also schon aufregend."

Literatur

  • Hugo von Hofmannsthal: Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes

Weblinks

Quelle

  • www.sn.at, 11. Juli 2023: Frauen rufen erstmals "Jedermann!"