Seelen Reisen

Titelbild Buch Seelen Reisen

Buchtipp Seelen Reisen

Autorin: Hermine Moser-Rohrer
Verlag: Edition Tandem
Erscheinungsjahr: 2010
ISBN 978-3-902606-44-0

Rezension 1

Reisen sind das tragende Element dieses Buches, das sich in Märchen – Traumbilder für Erwachsene, Kurzgeschichten und Erzählungen gliedert.

Die Märchen und Erzählungen lesen sich gut, wenngleich sie den Leser zum Nachdenken bringen. Nicht gleich offenbaren sich der tiefere Sinn und die Aussage der Texte. Schon die erste Geschichte fesselt: Zwillingsschwestern werden in einer Ziegenherde groß, nachdem ihre Zwergenmutter nach ihrer Geburt gestorben war. Sie verwandeln sich später und erleben die Welt aus zwei ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Berührend auch das Märchen von einer Beziehung einer Palästinenserin und einem Juden, die nicht sein darf, eingebettet in die Weisheit der Wüste. Das Märchen von Bruder und Schwester, die sich im Tod wieder finden, erinnert mich stark an Hans Christian Anders Märchen im positiven Sinn. Die Erzählung des Fährmannes setzt sich mit dem Tod in sprachlich sehr gelungenen Worten auseinander, deren Ende viel Raum für eigene Gedanken lässt. Zwei in Fernost handelnde Erzählungen beschäftigen sich mit dem Weggehen, dem Verlassen und der Schwierigkeit, Traditionen auszukommen. Das Zurückkehren zu seinen menschlichen Wurzeln scheint mir in einem in Afrika spielenden Märchen versteckt zu sein.

Die Kurzgeschichten sind, wie ihr Name ankündigt, (teilweise sehr) kurze Geschichten. Für mich beim ersten Lesen, schwer verständlich und bei mancher blieb mir die Frage des Sinns offen. Beim zweiten Lesen jedoch fielen mir überlesene Details auf, die Hinweise auf kritische Betrachtungen mancher Alltagssituationen geben. Sehr gelungen finde ich "Den Kongress der Worte", ein Wortspiel der Autorin mit Worten, die als Worte über ihren eigenen Wortsinn diskutieren. "Die Briefe an Max" verstehe ich als Ausdruck einer möglichen vorhandenen Schizophrenie in uns und daran, dass meine Worte bei anderen Menschen anders ankommen können, als ich sie verstehe.

Es ist kein Lese-Buch, dieses 180 Seiten umfassende Nachdenk-Buch. Aber es bietet in seinen 17 Kapiteln viele Anregungen, manchmal mehr, manchmal weniger verpackt, manchmal in einfacher Prosa, dann wieder ausschweifender geschrieben. Insgesamt aber ein Buch, das seinem Titel in beider Bedeutung entspricht und zum mehrmaligen in-die-Hand-nehmen und immer-wieder-neu-interpretieren einladet.

Rezension 2

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