Der Werwolf ist ein Fabelwesen (historisch auch weruwolff). Das Wort "Werwolf" bedeutet etwa Mann-Wolf: "Wer" ist ein altes germanisches und althochdeutsches Wort für Mann, bzw für Mensch (vgl. lateinisch "vir" = Mann). Es handelt sich also um einen Mann, der zeitweise wie ein Wolf, oder sehr ähnlich wie ein Wolf aussieht.

Zum Aussehen des Werwolfes

Ein Mensch mit wolfsähnlicher Gestalt, Werwolf genannt, war Teil des Hexen- und Zauberglaubens, der gerade späten im 17. Jahrhundert auch im Innergebirg zu tragischen Gerichtsprozessen führte. Die Gestalt eines Werwolfes war im Detail durchaus nicht einheitlich. Zeitgenössische Zeichnungen zeigen z. T. einen auf allen vieren laufenden Wolf mit Menschengesicht. Vielfach glaubte man anderseits, dass Menschen aus den untersten sozialen Schichten sich unversehens nachts in Wölfe verwandeln könnte und tagsüber unerkannt in Menschengestalt umhergingen. Vor allem aber glaubte man, dass Werwölfe besondere Schadzauber bewirken könnten oder aber über besondere Kräfte verfügten.

Wolfsmenschen in Vorzeit und Antike

Schon von altsteinzeitlichen Höhlenmalereien sind nicht nur Löwenmenschen bekannt, sondern auch Wolfsmänner, die von der Hochachtugn gegenüber der Stärke dieser Tiere zeugt. Gemäß dem Gilgamesch-Epos (um 2000 v. Chr.) verwandelt die Göttin Istar einen Schäfer in einen Wolf. Die griechische Göttin der Zauberkunst und der Geisterwelt Hekate erschien stets in Begleitung von drei Wölfen. Ovid schreibt in seinen "Metamorphosen" davon, dass der der arkadische König Lykaon wegen seiner Frevel an den Göttern und seiner Blutgier in einen Wolf verwandelt wurde.

Der Volksaberglaube im Mittelalter

Der Volksaberglaube war auch in der Zeit von Bonifatius vor dem Jahr 800 n. Chr. bekannt. Unter Einfluss von Dämonen oder des Teufels konnten sich demnach Menschen zeitweilig in eine Wolfsgestalt verwandeln. Die Kirche (etwa Burchard von Worms im "Decretorum libri"), lehnte im Mittelalter den Glauben an den Werwolf als purer haltloser Aberglaube "vulgaris stultitia" ab. Thomas von Aquin sah in den Werwölfen lediglich trugbildhafte Scheinwesen; eine tatsächliche Verwandlung hielt er für ebenfalls für unmöglich.

Der Volksaberglaube in der frühen Neuzeit

In der frühen Neuzeit hat der Hexenglaube auch dem an einzelnen Orten verbreiteten Werwolf-Glauben neu belebt. Im Hexenhammer "Malleus maleficarum" (1486) wird bereits die magische Verwandlung in eine Katze erwähnt. Der in einen Wolf wandelbare Mann scheint zuerst ab etwa 1550 in allerersten Hexenprozessen auf. In den Jahrzehnten nach 1600 verfallen dann allmählich größere Landstriche solchen haltlosen Phantastereien über angebliche Werwölfe. Ausgegangen waren diese Verdächtigungen vom Zauber gegen Wölfe, dem sogenannten Wolfssegen gegenüber bösen Wölfen, die ihrerseits zuvor einem bösen Wolfsbann unterlegen waren.

Zuerst erhebt sich der Vorwurf des Schadenszaubers gegenüber armen Hirten, die damals am Rand der Gesellschaft standen. Im Raum Westerwald wird zuerst 1582 eine Hirtin zusammen mit ihrer Tochter wegen des Schadenszauber an Haustieren und angeblicher "Segnungen" hingerichtet. Eine weitere Person stirbt in diesem Prozess durch die Folter. 1587 taucht gegenüber einem armen alten Mann der Vorwurf auf selbst ein Werwolf zu sein, er wird wenig später enthauptet. Bald wird der Irrglaube immer stärker, dass nicht wenige Hirten selber Werwölfe seien. Nun werden auch vereinzelt Männer der Oberschicht bezichtigt, gefährliche zaubernde Werwölfe zu sein. Diese Vorwürfe führten aber selten zur Verurteilung, sie verunsicherten die Bevölkerung aber weiter. Die Hexenlehre und der Hexenhammer hatten in breiteren Bevölkerungskreisen den Glauben an den Schadzauber erfasst. Ein Flugblatt aus der Stadt Jülich aus dem Jahr 1591 zeigt samt Bilddarstellung, dass sich dort angeblich 300 (!) Frauen mit Hilfe des Teufels in Werwölfe verwandelt hätten und darauf Menschen und Tiere getötet hätten. Zuvor hatte der Vorwurf Werwölfe zu sein fast nur Männer getroffen. Diesbezügliche Prozesse im Raum Jülich fanden aber offensichtlich nicht statt, das sensationslüsterne Flugblatt entspringt offensichtlich nur einer kranken Phantasie.

Die Bestie des Gévaudan in Frankreich

Dieses Fabelwesen war ein sagenhaftes gefährliches Raubtier, dem im späten 18. Jahrhundert in Südfrankreich) also im Raum von Gevaudan und in angrenzenden Gebieten angeblich etwa 100 Menschen zum Opfer fielen.

Der Werwolf im Lungau

Eine böse Viehseuche vor 1670 führt dazu, dass ein Abdecker aus Mauterndorf (Tierkörperverwerter, damals ein nicht ehrenhafter Beruf am Rande des Bettlerwesens) für die Seuche verantwortlich gemacht wurde. Dieser Abdecker solle sich sogar in einen Wolf verwandeln können. Trotz Verhör und Folter legte dieser aber in der Folge kein Geständnis ab und musste daher wieder freigelassen werden.

1717 wurden nach Wolfschäden sechs Bettler erneut der Hexerei bezichtigt. Zwei von Ihnen starben (wohl durch die Folter) in Haft, zwei wurden lebenslänglich eingesperrt, zwei weitere kamen für viele Jahre auf die Galeeren. Einem weiteren Bettler, der vorübergehende fliehen konnte, wurde vor 1720 wegen das Deliktes der Wolfsverwandlung und des Hostienfrevels gefasst und zum Tod durch das Schwert verurteilt.

Quelle

  • Hermann von Bruiningk: Der Werwolf in Livland und das letzte im Wendenschen Landgericht und Dörptschen Hofgericht im Jahre 1692 deshalb stattgehabte Strafverfahren, In: Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 22 (1922–1928)
  • Nadine Metzger: Wolfsmenschen und nächtliche Heimsuchungen. Zur kulturhistorischen Verortung vormoderner Konzepte von Lykanthropie und Ephialtes. Gardez, Remscheid 2011, ISBN 978-3-89796-233-0.
  • Sabine Richter: Werwölfe und Zaubertänze. Vorchristliche Vorstellungen in Hexenprozessen der frühen Neuzeit. Lang, Frankfurt a. M. u. a. 2004, ISBN 3-631-51386-0 (zugl. Phil. Diss., Univ. Gießen, 1998)
  • Dr. Reinhard Medicus