Zwangsarbeit in der Landwirtschaft 1938 bis 1945

Zwangsarbeit in der Landwirtschaft beschreibt den Einsatz von Zwangsarbeitern in der Landwirtschaft während der nationalsozialistischen Herrschaft in Salzburg.

Geschichte

Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs spitzte sich der Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft zu, da Männer vermehrt zur Wehrmacht einberufen wurden.

Anfangs kamen die Arbeitskräfte aus mit Deutschland verbündeten Ländern. So lockte bessere Bezahlung viele Italiener ab 1937 in das Deutsche Reich. In den besetzten Gebieten wurden die Arbeitskräfte mit Zwang rekrutiert, indem man zum Beispiel Betriebe stilllegte und so die Arbeitslosigkeit steigerte. Ab 1940/41 wurden Arbeitskräfte gewaltsam rekrutiert. Menschen, vor allem aus den besetzten Gebieten im Osten, wurden zwangsweise deportiert, da sie für die NS-Machthaber minderwertig waren.

1939 kamen die ersten polnischen Kriegsgefangenen nach Salzburg. Gekennzeichnet wurden sie mit einem P, während andere Zwangsarbeiter aus dem Osten mit OST gekennzeichnet wurden. Da es zu unerwünschten freundschaftlichen Beziehungen zwischen Zwangsarbeitern und Teilen der Bevölkerung kam, trat im März 1940 der sogenannte "Polen-Erlass" in Kraft. Er verbot polnischen Zwangsarbeitern den Besuch von Theatern, Kinos, Gaststätten und Tanzveranstaltungen. Alkohol durfte nur in eigens zugewiesenen Gasthäusern konsumiert werden. 1942 trat der sogenannte Ostarbeitererlass in Kraft, der wesentlich verschärft war. So herrschte eine ganztägige Ausgangssperre.

Unter welchen Bedingungen die Arbeit geleistet werden musste, war unterschiedlich. Wer Glück hatte, kam in einem Betrieb unter, in dem es genügend zu essen gab, eine menschenwürdige Unterkunft zugewiesen und die Betroffenen allgemein gut behandelt wurden. Die Hofbesitzer wussten, dass ohne ihre Hilfe die anfallende Arbeit nicht gemacht werden konnte. Dass nicht alle Glück hatten, zeigt ein Bericht eines 21-jährigen Polens:

"Ich kann bei meinem jetzigen Bauern nicht bleiben. Seit zwei Jahren bin ich dort und bekomme keinen Lohn; ich kann mich nicht nur erinnern, im Sommer vielleicht zwei mal 5,- und zwei mal 2,- RM bekommen zu haben… Das Essen ist sehr wenig und schlecht. Ich bekomme immer nur Kartoffeln, Fleisch o.a. habe ich nur zu Weihnachten bekommen. Der Bauer H. schlägt mich öfter; genau weiß ich nicht wie oft, es war aber viel mehr als 5mal. Er hat mich an den Haaren gerissen und mit den Händen geschlagen."

Im März 1941 gab es im Pinzgau 399 Zwangsarbeiter, die auf verschiedene Gemeinden aufgeteilt waren und in der Landwirtschaft arbeiteten. Diese Zahl wurde kontinuierlich größer, da von jedem ankommenden Transport ca. 100 Menschen in den Pinzgau transferiert wurden.

Der Maßnahmenkatalog bei "Regelverstößen" oder Arbeitsverweigerung reichte von Geldstrafen, körperlicher Züchtigung, Inhaftierung oder Einweisung in ein so genanntes "Arbeitserziehungslager" bzw. Konzentrationslager bis zur Todesstrafe. Oft ging körperliche Gewalt von Gendarmen oder dem Hofbesitzer aus. Manche Hofbesitzer setzten körperliche Gewalt systematisch ein, sie hatten keine Strafen außer der Nichtzuteilung weiterer Arbeitskräfte zu befürchten. Der menschliche Umgang mit Zwangsarbeitern war verboten und stand unter Strafe. Möglich wurde dies nur durch Denunziation und gegenseitiger Überwachung. Sexuelle Kontakte zu Einheimischen wurden meist mit dem Tod bestraft.

Im September 1944 arbeiteten 22.080 ausländische Arbeitskräfte im Land Salzburg. Ein Drittel von ihnen kam in den Pinzgau. Die Hälfte der 6.974 im Pinzgau registrierten AusländerInnen kam aus der Ukraine und aus Polen, die andere Hälfte aus Belgien, Frankreich, Italien und Kroatien.

Literatur

  • Alois Nußbaumer, "Fremdarbeiter" im Pinzgau, Zwangsarbeit . Lebensgeschichten, Edition Tandem, Salzburg 2011;
  • Maria Prieler-Woldan, Das Selbstverständliche tun, Studienverlag, 2018, ISBN 978-3-7065-5664-4

Quelle

  • othes.univie.ac.at pdf Der Nationalsozialismus im Pinzgau (Land Salzburg) 1930 bis 1945 – Widerstand und Verfolgung. Diktatur in der Provinz. (Dissertation)]

Literatur

  • Maria Prieler-Woldan, Das Selbstverständliche tun, Studienverlag, 2018, ISBN 978-3-7065-5664-4