Allgemeines

Die Gattung Lypusa Zeller, 1852 mit den Arten Lypusa maurella ([Denis & Schiffermüller], 1775) und der erst kürzlich beschriebenen Lypusa tokari Elsner, Liska & Petru, 2008 wurde die längste Zeit entweder bei den Tineidae oder den Psychidae eingereiht oder als Familie Lypusidae zwischen diese beiden Familien in die Tineoidea gestellt, obwohl sie sich auf Grund ihrer Merkmale hier nicht zwanglos unterbringen ließ. Erst 2010 erkannten Heikkila & Kaila, dass die Gattung eine natürliche Verwandschaftsgruppe mit den sogenannten Amphisbatidae bildet, welche ihrerseits entweder als eigenständige Familie oder als Unterfamilie der Oecophoridae betrachtet wurde, jedenfalls aber zu den Gelechioidea gehört. Da der Name Lypusidae Herrich-Schäffer, 1857 älter als Amphisbatidae Spuler 1910 ist, besitzt er Priorität, sodass diese Verwandtschaftsgruppe heute als Familie Lypusidae im System zwischen den verschiedenen Gruppen der Oecophoridae im weiteren Sinne und den Gelechiidae steht. Die Lypusidae sind eine artenarme Familie der Schmetterlinge (Lepidoptera), die in Europa mit nur 21 Arten vertreten ist (Karsholt & Nieukerken 2013). Die Tiere sind klein bis mittelgroß (bis rund 20 mm Spannweite) und unscheinbar graubraun oder dunkelbraun, meist ohne auffallende Zeichnungsmuster gefärbt. Charakteristisch sind die Säcke aus eingerollten Blattteilen, die die Raupen vieler Arten als Schutzgehäuse anfertigen und die im Laufe des Wachstums mehrmals erneuert werden. Diese Säcke erinnern an jene der Coleophoridae, waren aber auch der Grund, warum die Gruppe früher zu den Sackträgern, den Psychidae gestellt worden ist, obwohl der Bau der Säcke ein gänzlicher anderer ist. Soweit bekannt, fressen die Raupen an abgestorbenen pflanzlichen Materialien (Harper et al. 2002).

Kenntnisstand der Gruppe in Salzburg

In Salzburg kommen fünf Arten der Familie vor (Embacher et al. 2011), wobei eine Art noch nicht identifiziert werden konnte und eine zweite nur durch Sackfunde belegt und damit in der Bestimmung unsicher ist. Die Tiere werden nur sehr selten gefunden und leben sehr versteckt. Daher sind generell nur wenige Fundorte bekannt, aus den Zonen I (Alpenvorland und Flyschzone), III (SChieferalpen) und V (Lungau) liegen überhaupt keine Funde von Lypusidae vor (Zoneneinteilung nach Embacher et al. 2011). Daten zu Biologie, Lebensraum und Entwicklungsstadien im Land fehlen ebenfalls fast völlig. Zumindest eine Art (Amphisbatis incongruella (Stainton, 1849)) sollte in Salzburg bei entsprechender Nachsuche noch zu finden sein.

lateinischer Name
Lypusa tokari ?
Agnoea josephinae
Agnoea sp.
Agnoea flavifrontella
Agnoea synchrozella

Weiterführende Informationen

Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.


Quellen

  • Harper, M. W., J. R. Langmaid & A. M. Emmet 2002. Oecophoridae. - In: Emmet, A. M. & J. R. Langmaid (ed.). The moths and butterflies of Great Britain and Ireland, Bd. 4/1 Oecophoridae-Scythrididae, Harley Books, Martins, Great Horkesley, Colchester, Essex, 326 pp.
  • Heikkila, M. & L. Kaila 2010. Reassessment of the enigmatic Lepidopteran family Lypusidae (Lepidoptera: Tineoidea; Gelechioidea). Systematic Entomology 35: 71–89.
  • Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken 2013. Lypusidae. In - Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken (eds.). Lepidoptera, Moths. – Fauna Europaea version 2.6.1., http://www.faunaeur.org [online 12 September 2013].