Herrnhuter Stern

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Herrnhuter Stern an der Hauptstraße in Neumarkt am Wallersee.
Herrnhuter Sterne beleuchten den Weg in die Festung Hohensalzburg.
Herrnhuter Stern über dem Eingang zum Gasthof Gerbl an der Hauptstraße in Neumarkt am Wallersee im Sonnenlicht.

Der Herrnhuter Stern gilt als Ursprung aller Weihnachtsgestirne und verweisen mit ihrem Namen auf eine reiche Geschichte.

Nur echt mit 25 Zacken

Rot und Weiß – Farben, die für die Reinheit und das Blut Christi stehen, die Geburt und Sterben symbolisieren. In diesen Farben leuchtete der erste der heute wohl bekanntesten Weihnachtssterne. Und unterstrich so seine Bedeutung wie auch seine christliche Herkunft. Der Ort Herrnhut, der sich in der Oberlausitz zwischen Bautzen und Zittau versteckt, wurde 1722 von böhmischen und mährischen Glaubensflüchtlingen gegründet. Sie begaben sich unter die Obhut des Reichsgrafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, dessen Familie um ihres evangelischen Glaubens willen Österreich hatte verlassen müssen.

Der Pietist und Religionsreformer stellte den Flüchtlingen Teile seines Landbesitzes zur Verfügung. Die spätere Evangelische Brüder-Unität oder Herrnhuter Gemeine dankte es ihm. Sie baute eine Siedlung auf, in der Standes- und Konfessionsgrenzen unbedeutend wurden, setzte sich für die Gleichstellung der Frau ein und gründete Schulen, Kindergärten, Altenheime. Bis heute prägt die Brüder-Unität das Leben in Herrnhut.

Und wie kommt nun der Stern ins Spiel?

Mit einem Mathematiklehrer im 19. Jahrhundert, so erzählt die Ausstellung im neuen Sitz der Manufaktur. "Der Lehrer wollte wohl seinen Geometrieunterricht anschaulich gestalten", sagt Michael Ullrich von der Herrnhuter Sterne GmbH. "Unser Stern besteht ja immer aus 25 ineinandergesteckten, geometrischen Formen. In jedem Exemplar sind acht dreieckige und 17 viereckige Zacken verarbeitet, nur die Größe variiert – und die Farben." Den rot-weißen Stern gebe es natürlich auch noch. Das Sternebasteln wurde schnell zu einer beliebten Beschäftigung, erst in den Internaten der Brüder-Unität und dann auch in den Familien.

"Heute noch findet es traditionell am ersten Advent statt", berichtet Ullrich. Die wahre Erfolgsgeschichte begann jedoch mit dem Papierhändler Pieter Hendrik Verbeek, der 1894 erst einen Modellbogen auflegte und kurz danach ein zusammensetzbares und damit transportfähiges Exemplar entwickelte. Verbeeks bahnbrechende Neuerung bestand aus einem Metallkörper, auf den die Papierzacken aufgezogen und wieder abgenommen werden konnten. 1925 meldete er den ersten korpusfreien Stern zum Patent an – mit seinen 25 Zacken Vorläufer der heutigen Modelle. Übrigens war der Stern zu DDR-Zeiten Mangelware. Die manuelle Fertigung – noch dazu von Sternen – wollte nicht recht ins Bild sozialistischer Industrieproduktion passen.

Ein Besuch in der Schauwerkstatt der Herrnhuter Manufaktur zeigt die Fingerfertigkeit der Mitarbeiterinnen. "125 Arbeitsschritte sind nötig, bis ein Stern fertig ist, fünf für jede Zacke", erklärt Michael Ullrich. Die sogenannte Spitzeldreherin formt aus farbigem Papier einen Kegel, den die Rähmchenkleberin danach mit einem Papprahmen verbindet. Hier wird mit einem Messer gefalzt, dort mit Pinsel und Pinzette gearbeitet. Vor allem der kleinste Papierstern mit einem Durchmesser von nur 13 Zentimetern ist eine Geschicklichkeitsübung.

Man brauche rund ein Jahr, um alle Arbeitsschritte zu beherrschen. "Unsere kleinen und großen Besucher dürfen auch selber Hand anlegen." Die Papiersterne werden ausschließlich in Handarbeit gefertigt. Daneben gibt es eine maschinelle Produktion von Kunststoffsternen. Die sind haltbarer, was an Bedeutung gewonnen hat, weil man den Stern immer häufiger das ganze Jahr über hängen lässt – sogar im Freien.

Die Geschäftsführung sei christlicher Sozialethik verpflichtet, äußert Michael Ullrich. "Schließlich sind wir nach wie vor ein Unternehmen der Brüder-Unität." Der Mensch sei wichtiger als der Profit. Zudem werden möglichst viele Materialien und Werkzeuge selber oder in Betrieben der Herrnhuter Gemeine hergestellt. "Was fehlt, kaufen wir in unserer Region zu, der wir uns verpflichtet fühlen."

Ob die vielen Besucher der Manufaktur etwas wissen von dieser besonderen Geschichte? Informationen darüber liefert jedenfalls die Ausstellung gleich neben der Schauwerkstatt. Und damit auch Anregungen, sich den kleinen, nur 5 000 Einwohner zählenden Ort näher anzuschauen, zumal man im Stammhaus von Pieter Hendrik Verbeek aus dem Jahr 1897 auch Herrnhuter Sterne und anderes Kunsthandwerk erwerben kann.

Die Herrnhuter Sterne leuchten mittlerweile in der ganzen Welt und auch in der Salzburger Festungsgasse und an der Hauptstraße in Neumarkt am Wallersee.

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