Melitta Meislinger
Melitta Meislinger (* 1955 in Hof bei Salzburg) ist Wetterwart am Weißsee bei der Rudolfshütte in den Hohen Tauern
Leben
Um 6Uhr früh beginnt der Arbeitstag für Melitta Maislinger. Ihre erste Tätigkeit ist das Ausstauschen der Niederschlagskübel. Dabei schaut sie sich den Schnee genau an: Art, Einsinktiefe, Oberfläche, wie die Lawinenentwicklung ist, gibt es Sturm und einiges mehr. Dann geht sie in ihr Büro, liest vom Computer Wetterbefunde ab: Windstärke und -richtung, Sonnenscheindauer, Temperatur und Ähnliches. Die Daten gibt sie weiter an die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in der Stadt Salzburg. Alle drei Stunden gibt die 58-Jährige die Ergebnisse durch.
Seit 22 Jahren teilt sich Maislinger den Job des Wetterbeobachters mit sieben bis neun Männern. Das sind alles Pensionisten, die 14 Tage am Berg bleiben. Sie selbst bleibt einen Monat. Die Gage ist bescheiden, es gibt freie Kost und Logis sowie rund 20 Euro pro Tag aus mehreren Quellen (ZAMG, Hydrologie u. a.).
Zu dieser Tätigkeit kam sie über ein Inserat in der Zeitung des Alpenvereins. "Eingeschult hat mich der Soriat Hias, der war damals schon über 70." Soriat hatte erst mit 93 Jahren aufgehört. Die "Maislinger'sche Erstbesteigung" der Rudolfshütte (2 315 m ü. A.) erfolgte mit Tourenskiern, Gondel fuhr keine. Maislinger orientierte sich im Nebel an den Liftstützen und hatte auf Anhieb heraufgefunden.
Anfangs, noch zu Zeiten, als die Rudolfshütte dem Oesterreichischen Alpenverein gehörte, war sie öfters allein im Haus Die letzten Messergebnisse gibt sie täglich um 18:50 Uhr durch. Dann hat sie Feierabend.
Die Abende vergehen flott, beim Fernsehen in der "super-lässigen Wohnung im neuen Bereich" oder beim Haubenstricken für die zwei Enkerl. Und wenn das Hotel offen hat - ab 21. Dezember wieder -, geht sie auch gerne an die Bar, "auf ein Bier oder zwei". Sie genießt auch die ruhige Zeit auf der geschlossenen Rudolfshütte. "Ich bin im Sommer immer auf einer Hütte, 16 Jahre war ich Pächterin, jetzt helfe ich mit. Da ist man froh, wenn nach sechs Monaten Hüttenbetrieb etwas Ruhe ist."
Schönes Wetter freut sie, schlechtem kann sie auch viel Gutes abgewinnen: Lässig ist es, wenn es schneit, man nur 25 Meter sieht, dann musst du nicht ständig nach den Wolken schauen", meint sie. Bis 16. Dezember 2013 war Melitta Maislinger auf der Wetterstation. Dann geht die Hoferin zwei Monate lang als Skilehrerin nach Koppl, im März 2013ist wieder auf der Rudolfshütte. 2015 will sie in Pension gehen und ab dann noch länger als Wetterbeobachterin tätig sein: "... Ich mache das ewig."
Quelle
"Salzburger Woche", Ausgabe "Pinzgauer Nachrichten", 4. Dezember 2013, ein Beitrag von Erwin Simonitsch