Rudolfshütte



Die Rudolfshütte, später auch "Alpincenter Rudolfshütte" genannt, befindet sich in den Hohen Tauern im Süden des Stubachtals im Pinzgau am nördlichen Rand der Granatspitzgruppe.
Geschichte
Die heutige Rudolfshütte befindet sich auf 2 311 m ü. A.. Sie befindet sich aufgrund einer Ausnahmegenehmigung nicht im Nationalpark Hohe Tauern. Sie ist eine ehemalige Alpenvereinshütte des Wiener Alpenvereins "Österreichischer Alpenverein Austria".
Am 7. September 1873 wurde die nach Kronprinz Rudolf benannte[1] erste "Rudolphshütte" auf 2 242 m ü. A.[2] am Weißsee fertiggestellt. Sie war acht Meter lang und 4,75 Meter tief. Die offizielle Eröffnung fand dann am 25. August 1875[3] statt. Die ursprüngliche Fläche von 38 Quadratmetern war bald für den Ansturm der Gäste zu klein. In der nach Erzherzog Rudolf benannten Hütte wurde es zu eng. Mehrmals wurde sie in den ersten Jahren erweitert. 1883 war der Bau bereits doppelt so groß, 1895 waren es 200 Quadratmeter und 60 Schlafplätze.
Im Zweiten Weltkrieg wurden hier Zwangsarbeiter untergebracht, die meisten lebten aber in Baracken. In Uttendorf-Weißsee befand sich das größte Nebenlager des KZ Dachau. Die Gefangenen wurden zur Arbeit am Kraftwerk gezwungen. Viele überlebten die Tortur im Eis nicht.
Die ÖBB schlossen den Kraftwerksbau nach dem Krieg ab. 1953 wurde der Weißsee aufgestaut. Das bedeutete das Ende der Rudolfshütte an ihrem ursprünglichen Standort: Das Gebäude wäre bis in den ersten Stock überflutet worden. Sie wurde gesprengt und an erhöhter Stelle neu gebaut.
Durch die Errichtung der Weißsee-Stausperre musste diese erste Hütte 1952 nach dem Vollstau des Weißsees (Stauhöhe 2 250 m ü. A.[4]), der die Hütte flutete, gesprengt werden. Der Neubau wurde dann im Nordosten des See 1958 eingeweiht. Die Erweiterung zum "Alpincenter des österreichischen Alpenvereins" erfolgte 1979.
Ab 1982 war die Rudolfshütte Hochgebirgsforschungsstätte der Universität Salzburg. Darüber hinaus dient sie als Wetter- und Klimastation der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Die Wetterstation Rudolfshütte ist die zweithöchstgelegene Wetterstation im Land Salzburg. Die höchstgelegene ist das Observatorium Sonnblick.
2004 wurde die defizitäre Rudolfshütte vom Österreichischen Alpenverein Austria an den Zeller Hotelier Dr. Wilfried Holleis verkauft.
Geschichtliche Notizen
- 1894: Ein Bericht über zweimaligen Einbruch in die Hütte von ein und demselben Täter, der allerdings auf von ihm unerwartete Weise gestellt wurde:[5]
Salzburg, 16. August. (Diebstahl und Landstreicherei.) Kürzlich standen vor dem Erkenntnißgerichte des k. k. Landesgerichtes in Salzburg Wenzel Hanzik, 36 Jahre alt, aus Hradny in Böhmen gebürtig und dahin zuständig, Porzellandreher, und Johann Julius Mitzket, 20 Jahre alt, von Großfranzdorf in Ostpreußen gebürtig und dahin zuständig, Webergehilfe, beide ledig und ohne bestimmten Aufenthalt unter der Anklage wegen obiger Delikte. Beide sind Vaganten auf den ersten Blick und erscheint der Erstgenannte 14mal, der zweitgenannte bereits 17mal, größtentheils wegen Landstreicherei vorbestraft.
Mitzket kam am 2. Juni l. J. auf seinen Streifzügen von Zell am See aus zu dem versperrten Jägerhause des Element Wallner auf der Französachalpe, in welches er einbrach und aus dem er soviel Eier entwendete, als er austrinken konnte und ging von dort zu der von dem Deutschen und Oesterreichischen Alpenvenvereine erbauten Rudolfshütte am Stubacher Tauern, die er seiner Angabe nach offen fand. Er brachte die Nacht darin zu und verköstigte sich mit dem vorfindlichen Speck, Gänseleber, Appetitbein, Rhum, Wein und Brot. Am nächsten Tage, der ein Sonntag war, brach er auf, kam auf seinem Wege nach Kals bei der sogenannten Inner-Böheim-Hütte vorbei, in welche er wiederum einbrach und sich dabei seine arg zerfetzten Schuhe mit einem Paare Stieflletten vertauschte und einen Kamm mitnahm.
Von dort gings nach Kals, von wo er angeblich die Absicht hatte, durch Kärnten und Italien zu wandern, um von da sodann nach Amerika überzusegeln. Unweit Kals begegnete er jedoch dem Wenzel Hanzik, der bis 1. Mai d. J. in Prag gelebt und dort Zeitungsausträger der "Narodni listy" gewesen sein will, welcher ihm zuredete, nicht nach Kärnten zu gehen, weil die Wege schlecht seien. Mitzket erzählte von seinen Besuchen in den verschiedenen Alphütten und da beschlossen beide in Gemeinschaft die Rudolfshütte noch einmal heimzusuchen. Sie gingen hin, fanden sie aber versperrt. Nach fruchtlosen Versuchen, die Thüre aufzusperren, brachen sie schließlich durch die Fenster ein und ließen sich nunmehr für 2 Tage häuslich in derselben nieder. Die vorhandenen Vorräthe, die der Besitzer Josef Griesenauer hingeschleppt hatte, wurden nahezu bis zur Gänze aufgezehrt. Sie vertilgten nämlich 6 Touristengulasch, 2 Erbswürste, ferner Thee, Sardinen, Zucker, Kaffee, 2 Flaschen Rhum, 2 Flaschen Cognac, 3 Flaschen Wein, Käse, Eier, Enzianbranntwein, Bier, Brot, rauchten Tabak und Zigarren, kochten mit dem vorhandenen Holze und eigneten sich außerdem mehrere Kleidungsstücke, sowie Photographien, die sich in der Hütte befanden an. Sie überaßen sich dabei so, daß Mitzek krank wurde und liegen mußte.
Am 8. Juni erschien endlich an der Fensteröffnung ein Mann, der sie fragte, wie sie denn in die Hütte hineingekommen wären. Da sie in ihm ihresgleichen vermutheten, gestanden sie ein, durch das Fenster eingebrochen zu sein und forderten ihn auf, zu ihnen hineinzusteigen. Er that dies, sprach mit ihnen und wußte sie so zu beruhigen und in Sicherheit zu wiegen, daß sie ihm glaubten, als er ihnen sagte, daß bis nächsten Montag sicherlich niemand zur Hütte nachschauen komme. Sie blieben daher noch bis zum nächsten Tage darin; da erschien der Besitzer Josef Griesenauer mit mehreren Begleitern, stieg, da es nicht möglich war die Thür auszusperren, weil das Schloß durch die Versuche der beiden Vaganten ganz ruinirt war, durch das Fenster ein. Die beiden natürlich über das plötzliche Erscheinen erstaunt, nannten ihre Namen und mußten nun erkennen, daß sie von dem Besucher des Vortages verrathen worden seien. Hanzik hatte einen Betrag von mehr als 18 fl bei sich, welchen er an Griesenauer als Schadenersatz sofort bezahlte. Griesenauer nahm das Geld an, führte jedoch die beiden Burschen nach Uttendorf, wo bereits die Gendarmerie ihrer harrte und sie an das Bezirksgericht in Mittersill überstellte.
Die beiden Angeklagten sind im Wesentlichen geständig; nur möchte Hanzik aus dem Grunde straffrei sein, weil er wenigstens die Hälfte der von ihm verzehrten Vorräthe ersetzt habe. Da jedoch der ganze Schade den Betrag von 30 fl. übersteigt und bei einem Gesellschaftsdiebstahl, das ist einem Diebstahl der von mehreren in Gemeinschaft begangen wird, der ganze Betrag ersetzt sein muß, bevor die Behörde von dem Diebstahle in Kenntniß kommt, wenn der Dieb straffrei ausgehen soll, so wurden beide des Diebstahls für schuldig erkannt und Mitzket, der auch noch wegen Landstreicherei verurtheilt wurde, zu 7 Monaten, Hanzik zu 6 Monaten schweren Kerkers, verschärft mit einem Fasttage monatlich, bestraft.
Den Vorsitz in dieser Verhandlung führte Herr L.-G.-R. R. v Seilter, als Ankläger fungirte der Herr St.-A.-S. Dr. Mangesius, als Vertheidiger ex offo Herr Dr. Otto Widmann.
- 1906: (Einbruch in der Rudolfshütte) Am 2. d. M. gingen vier Touristen mit Ski vom Gasthaus Schneiderau im Stubachtal in der Richtung gegen die Rudolfshütte, ohne etwas näheres von ihrer geplanten Tour in der Schneiderau zu erwähnen. Als am 6. April Herr Franz Maler, Wirtschafter in der Schneiderau, mit Josef Schernthaner, Sohn des Pächters der Rudolfshütte, in dieselbe kamen, fanden sie in der Hütte die Türen zur Küche und zum Keller gewaltsam erbrochen und den Herd in der Küche noch warm. Da Herr Maier und Schernthaner zuerst glaubten, es seien Vagabunden die Täter, die durch ihr Kommen verscheucht worden, so gingen sie gleich wieder von der Hütte fort und heraus nach Uttendorf, um bei der k. k Gendarmerie die Anzeige zu erstatten. Dieselbe konnte jedoch wegen der übergroßen Schneemenge und da der Schnee jetzt zu weich ist, nicht zur Hütte gelangen, um so den Tatbestand genauer festzustellen. Fast mit Sicherheit läßt sich jedoch vermuten, daß die Täter die vier oben genannten Touristen seien, die wahrscheinlich mit einem Alpenvereinsschlüssel die Hütte öffneten und sich dann gewaltsam Zugang zur Küche und zum Keller verschafften und in der Hütte bis zum 6. April blieben. Von den vier Touristen hat sich in der Schneiderau einer als Ingenieur und die drei übrigen als Hochschüler eingeschrieben. Zwei sind von Baden bei Wien, einer aus Wien und einer aus Innsbruck.[6]
- 1921: Am 15. August stürzte ein Tourist einer größeren Gruppe auf dem Weg von der Rudolfshütte zum Kapruner Törl in den Tod.[7]
Bildlink
- Historische Aufnahme www.facebook.com vermutlich aus den 1970er-Jahren
Quellen
- Rudolphshütte
- www.sn.at, 25. Juni 2024: "Von der Schutzhütte zum Berghotel", ein Beitrag von Iris Burtscher
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar.
Einzelnachweise
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 25. August 1925, Seite 6
- ↑ Höhenangabe lt. historischer Karte in AMap von 1910
- ↑ ANNO, "Salzburger Zeitung", Seite 2, 16. August 1875 sowie ANNO, "Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins", Ausgabe 1875, Seite 544
- ↑ Höhenangabe lt. historischer Karte in AMap von 1960
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", 20. August 1894, Seite 3
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 9. April 1906, Seite 3
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 17. August 1921, Seite 6
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 14. Februar 1946, Seite 3