Jörg Zillmer

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Jörg Zillmer

Dipl.-Ing. Jörg Zillmer (* 3. Juni 1962 in Freiberg in Sachsen) ist Elektrotechniker und Abteilungsleiter für Elektroenergieversorgung in der deutschen Tochterfirma des niederländischen Unternehmens KEMA in Dresden.

Vorgestellt

Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.


Hochspannungstechnik ist das Spezialgebiet des deutschen Elektrotechnikers Jörg Zillmer. Der Sachse ist im beruflichen Vorweihnachtsstress. Das Gutachten über die umstrittene 380-Kilovolt-Leitung vom Innviertel in den Pinzgau muss in den nächsten Wochen fertig werden. Einige 100 Seiten werden es wohl werden. Jörg Zillmer lässt sich aber nicht anmerken, dass er unter Strom steht. Mit sieben Kollegen, vom Volkswirt über den Raumplaner bis zum Geologen, berechnet er anhand von Modellen genau die Vor- und Nachteile einer Höchstspannungsleitung in der Erde. Am 28. Jänner 2008 stellte er seine Arbeit über die Salzburgleitung im Salzburger Landtag vor. Er kommt zum Schluss, dass eine unterirdische Teilverkabelung der Leitung sinnvoll und machbar ist.

Am Anfang war ein Blitz. Ein populärwissenschaftlicher Vortrag über Blitzeinschläge in Bäume, eine so genannte Sonntagsvorlesung, hat den jungen Jörg Zillmer so fasziniert, dass er sich für das Elektrotechnik-Studium an der TU Dresden entschied. "Das Reizvolle ist die Beschäftigung mit einer unsichtbaren Materie, die doch viele Gefahren in sich birgt." Die Analyse von Systemen hat es dem Techniker besonders angetan. Auch die Salzburgleitung müsse man systemanalytisch sehen, "nicht nur als Verbindung von A nach B".

An seinem eigenen Wohnort, am Nordrand des Erzgebirges, etwa 50 Kilometer von Dresden entfernt, hat Zillmer keine Stromhöchstspannungsleitung in Sichtweite. Die Gegend ähnle dem Flachgau, "aber mit mehr Wald". Zillmer setzt auf ein gutes Gesprächsklima mit den Salzburger Bürgerinitiativen und bezeichnet sich selbst als sehr bodenständig. Als Planer für Stromleitungen und Umspannwerke war der Elektrotechniker schon viel in der Welt unterwegs, vor allem in Afrika und in Asien. Aber "in der Heimat fühlt man sich am wohlsten".

Dass der bekennende Sachse ein Kind der DDR ist, kann und will er nicht verhehlen. Den großen Umbruch habe er "sehr zurückhaltend erlebt". Die rasche Wiedervereinigung mit dem Lockmittel D-Mark sei "nicht das ursächliche Ansinnen der Bürgerinitiativen" in der DDR gewesen. Man wollte "ein besseres System auf eigenem Boden, eine eigenständige Lösung". Zusatz: "Keinen Sozialismus." Die Warner habe man in der ersten Euphorie nicht mehr gehört. Beruflich habe ihn der Wandel im Gegensatz zu Gesellschaftswissenschaftern wenig betroffen, denn "die Elektrotechnik ist unabhängig von Gesellschaftssystemen".

Den Salzburger Auftrag angenommen zu haben, bereue er nicht, obwohl die Arbeit stressiger als ursprünglich kalkuliert sei. "So eine Herausforderung ist nur selten zu erreichen, man wächst damit." Das Gutachten hätte heuer mit Jahresende fertig werden sollen. Die Frist wurde nun um einen Monat verlängert, da noch andere aktuelle Erdkabel-Studien, unter anderem der E-Control, eingearbeitet werden.

O-Ton

  • Das Heimatgefühl, die Identität, ist für mich sehr wichtig. Ich war jahrelang Wochenpendler, aber die Wurzeln bleiben.
  • Die physikalischen Gesetze haben sich im vereinten Deutschland nicht geändert, die politischen schon. Der Strom floss weiter nach den gleichen Regeln.
  • Wir haben ein sehr gutes Klima mit den Vertretern der Bürgerinitiativen. Ich schätze ihre Offenheit und die saubere Diskussionsführung über mehrere Stunden.

Quelle

  • Salzburger Nachrichten (Thomas Auinger)