Micropterix aruncella

♂: Salzburg, Thalgau, 1989.05.18, leg. et coll. Michael Kurz
♀: Salzburg, Thalgau, 1989.05.18, leg. et coll. Michael Kurz

Micropterix aruncella (Phalaena aruncella Scopoli, 1763) ist eine Kleinschmetterlingsart aus der Familie der Urmotten (Micropterigidae).

Beschreibung

Vorderflügel: Länge: ♂ 2,6-3,6 mm; ♀ 2,6-4,0 mm; golden bis bronzegolden, mit mehr oder weniger starker, gelegentlich fehlender rötlicher Tönung; die Basis an der Costa meist deutlich purpurn, teilweise mit einzelnen bläulichen Schuppen gemischt, die purpurne Bestäubung gelegentlich entlang der Costa bis über 1/4 reichend, gelegentlich auch fast fehlend; die Flügelspitze meist etwas stärker rötlich; die ♀ meist ohne sonstige Zeichnung, die ♂ zusätzlich mit unscharf begrenzter, silberweißer Zeichnung: Eine schmale, die Costa meist nicht erreichende Binde bis knapp über die Flügelmitte bei fast 1/4 (stark nach innen geneigt und gelegentlich zu einem kleinen Fleck reduziert); eine schmale, ziemlich gerade Binde, meist über die gesamte Flügelbreite bei 1/2; gelegentlich ein weiterer, kleiner, rundlicher Fleck bei 3/4 in der oberen Flügelhälfte (f. seppella Fabricius); Fransen hellgolden, meist leicht purpurn getönt.

Hinterflügel: golden bis bronzegolden, vor allem apikal mehr oder weniger stark purpurn getönt; Fransen hellgolden mit rötlichem Schimmer.

Kopf schwarzbraun, Kopfhaare schmutzigweiß bis rostgelb, selten auch bräunlichgolden bis schwärzlich (f. atricapilla Wocke); Fühler dunkelbraun, rötlichgolden glänzend, beim ♂ fast 4/5, beim ♀ knapp über 1/2.

Thorax bronzegolden bis kupfrig, caudal oft purpurn; Tegulae purpurn bis bläulich.

Beine und Abdomen braun, goldglänzend.

Variabilität

Die Art weist einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf und gehört auch sonst zu den variabelsten der Gattung Micropterix. Neben den in der Beschreibung bereits erwähnten Formen atricapilla Wck. (besonders in der montanen Stufe der Alpen häufig) und seppella F. wurden auch ein ♂ und ein ♀ mit auffallend intensiver rötlicher Bestäubung der Vorderflügel sowie ein ♀ gefunden, das sich durch hellgoldene Vorder- und Hinterflügel (mit auch an der Basis der Costa und den Tegulae weitgehend reduzierter rötlicher Bestäubung) auszeichnete.

Diagnose

Die ♀ und zeichnungslos goldene ♂ von M. aruncella sehen Micropterix calthella sehr ähnlich. Die Vorderflügel-Basis ist bei ihnen aber nur am Vorderrand purpurn, während sie bei M. calthella über die gesamte Breite des Vorderflügels ausgedehnt purpurn ist. Die typischen ♂ von M. aruncella sind durch ihre zarten Silberbinden in Salzburg unverwechselbar.

Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]

Die Art ist in Salzburg weit verbreitet, besonders auf trockenen, mageren Wiesen, aber auch an sonnigen Gehölzrändern. Durch die intensive Landwirtschaft sind ihre Populationen im Flachland meist sehr isoliert, im Gebirge ist sie aber verbreitet auf mageren Almwiesen und Mähdern anzutreffen. Die Art wurde in jüngerer Zeit aus allen Zonen des Landes nachgewiesen (siehe Embacher et al. 2024), in den Zentralalpen liegen die bekannten Funde aber bereits vor 1970. Die Höhenverbreitung reicht von 400 bis 2500 m, womit M. aruncella zu den Kleinschmetterlingen mit der größten vertikalen Amplitude in Salzburg gehört (Kurz & Kurz 2024). Die Imagines fliegen, abhängig von der Höhenlage, von Mai bis Anfang August, wobei die Flugzeit an einem einzelnen Standort vermutlich kaum länger als 2 bis 3 Wochen dauern dürfte.

Nachbarfaunen

M. aruncella wird von Huemer (2013) aus allen österreichischen Bundesländern mit Ausnahme des Burgenlandes angegeben. In Oberösterreich kommt die Art in allen drei Landesteilen vor (Klimesch 1990) und auch Haslberger & Segerer (2016) melden sie aus allen vier Landesteilen von Bayern.

Biologie und Gefährdung

 
An einer einzelnen Blüte von Rosa pendulina fanden sich hier neben M. aruncella noch Micropterix aureoviridella und Micropterix aureatella: Vorarlberg, Brandnertal, Böser Tritt, 1700 m, 2004.07.30

M. aruncella ist in Salzburg im montanen und alpinen Teil ungefährdet. Im Flachgau allerdings werden ihre Lebensräume immer mehr eingeschränkt und die Populationen verlieren zunehmend den Kontakt zueinander. Deshalb wird die Art in Salzburg als potentiell bedroht angesehen (Einstufung NT nach Embacher et al. 2024). Die Imagines fressen wie ihre Verwandten Pollen an den verschiedensten Pflanzen, sofern die Blüten offen zugänglich sind. Besonders häufig kann man die Art an Gräsern oder Heckenrosen antreffen, wo sie oft mit anderen Arten vergesellschaftet auftritt. Die Raupen wurden in Salzburg noch nicht gefunden, sollen aber im Boden, zwischen Graswurzeln leben, wo sie sich überwiegend von Detritus ernähren (*Zeller et al. 2007).

Weiterführende Informationen

Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.

Quellen

  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
  • Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
  • Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1-332.
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.02.26].
  • Zeller-Lukashort, H. C., M. E. Kurz, D. C. Lees & M. A. Kurz 2007: A review of Micropterix Hübner, 1825 from northern and central Europe (Micropterigidae). Nota lepidopterologica 30 (2): 235–298.