Micropterix calthella

♂: Salzburg, Flachgau, Wallersee, Köstendorf, Weng, 1990.05.01, coll. Michael Kurz.

Micropterix calthella (Phalaena (Tinea) calthella Linné, 1761) ist eine Kleinschmetterlingsart aus der Familie der Urmotten (Micropterigidae).

Volkstümlicher Name

Dotterblumenschabe

Beschreibung

Vorderflügel-Länge: ♂ 3,1-3,7 mm; ♀ 3,6-4,6 mm. Kopf schwarzbraun, Kopfhaare schmutzigweiß bis rostgelb; Fühler braun, goldglänzend mit rötlichem Schimmer, beim ♂ 4/5, beim ♀ fast 3/5 der Vorderflügel-Länge; Thorax bronzegolden bis kupfrig, caudal gelegentlich purpurn gemischt; Tegulae kupfrig bis blauviolett; Vorderflügel einfarbig bronzegolden, bräunlichgolden bis leicht grünlichgolden, die Vorderflügel-Basis mehr oder weniger ausgedehnt von der Costa bis zum Innenrand purpurn bis purpurviolett, zum Teil mit eingestreuten bläulichen Schuppen; Fransen hell bronzegolden bis weißlichgolden, zum Teil leicht purpurn überhaucht; Hinterflügel hell bronzegolden, vor allem apikal gelegentlich mehr oder weniger stark purpurn bestäubt; Fransen hell bronzegolden, am Hinterrand heller, zum Teil leicht purpurn überhaucht; Beine und Abdomen braun, goldglänzend, zum Teil leicht purpurn.

Variabilität

Die Tiere variieren nur geringfügig in der Grundfarbe, sowie in der Intensität und Ausdehnung der Purpurbestäubung an der Vorderflügel-Basis.

Diagnose

Sehr ähnlich sind die zeichnungslosen ♀ von Micropterix aruncella. Diese können aber anhand der Purpurfärbung an der Vorderflügel-Basis unterschieden werden, die bei M. aruncella nur am Vorderrand ausgebildet ist, bei M. calthella aber über die gesamte Breite der Vorderflügel-Basis reicht.

Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]

 
Typischer Lebensraum sind mit Hahnenfuß gemischte Hochstaudenfluren an feuchten Wald- und Gebüschrändern: Salzburg, Osterhorngruppe, St. Gilgen, Fürberg Umgebung, 2004.06.06

Obwohl M. calthella durchaus nicht zu den seltenen Urmotten-Arten in Salzburg gehört, ist sie doch meist nur relativ kleinräumig zu finden. Das liegt einerseits an ihren Biotopansprüchen, denn die Art bewohnt offene Grasflächen auf Niedermooren, Streuwiesen und am Rand von Hochmooren, aber auch feuchte Krautfluren (besonders Hahnenfußbestände) an Wald- und Gebüschrändern. Andererseits weist sie nur eine geringe Höhenverbreitung auf: Funde liegen im Bereich von 400 bis nur rund 1 050 m Höhe vor (Kurz & Kurz 2024). Aus diesem Grund wurde sie bisher auch nur im Flachgau, den Kalkalpen und den nördlichen Schieferalpen (Zonen I, II und III), sowie im Stadtgebiet von Salzburg zweifelsfrei nachgewiesen (Embacher et al. 2024). Alte Angaben aus dem Pinzgau (Zone IV) zwischen Bruck und Fusch könnten zwar durchaus zutreffen, konnten aber bisher nicht überprüft werden und müssen wegen der Verwechslungsgefahr mit Micropterix aruncella als fraglich angesehen werden. Die Imagines fliegen in einer Generation von Ende April bis Anfang Juni (Kurz & Kurz 2024).

Nachbarfaunen

Nach Huemer (2013) wurde M. calthella in allen österreichischen Bundesländern nachgewiesen, in Nordtirol erstmals allerdings erst im Jahr 2006 (Kurz & Kurz 2024). In Oberösterreich ist die Art in allen drei Landesteilen bekannt (Klimesch 1990). Auch in Bayern melden Haslberger & Segerer (2016) Micropterix calthella aus allen Landesteilen.

Biologie und Gefährdung

 
Die Falter fressen gerne gesellig auf Hahnenfußblüten: Salzburg, Osterhorngruppe, Strobl, Blinklingmoos, 2004.05.30
 
Salzburg, Flachgau, Köstendorf, Tannberg, vom Gipfel Richtung Lassbergweg, 2005.05.15

Da die Art nicht ausschließlich auf Niedermoorwiesen angewiesen ist, sondern auch an feuchten, krautigen Waldwegen und -lichtungen ausreichend Lebensraum findet, kann sie derzeit in Salzburg als ungefährdet eingestuft werden (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024). Zudem genügen oft wenige Quadratmeter Lebensraum zur Aufrechterhaltung einer Population. Die Imagines, die wie alle verwandten Arten von Pollenkörnern leben, wurden an zahlreichen verschiedenen Blüten bereits angetroffen, am häufigsten findet man sie aber an blühenden Seggen (Carex sp.), sowie an Ranunculus-Arten. M. calthella ist, neben M. aruncella, die einzige Urmotte, deren gesamter Lebenszyklus bereits bekannt ist. Die Raupen leben am Erdboden oder in der obersten Erdschicht und ernähren sich von Detritus, zum Teil vermutlich aber auch von Pilzhyphen, und nahmen im Experiment auch grüne Pflanzenteile an (Zeller et al. 2007). Sie überwintern und verpuppen sich im Frühjahr. Für ihre Entwicklung ist eine ausreichende und über den gesamten Entwicklungszyklus möglichst konstante Bodenfeuchtigkeit von ausschlaggebender Bedeutung.

Weiterführende Informationen

Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.

Quellen

  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
  • Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
  • Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1-332.
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.02.26].
  • Zeller-Lukashort, H. C., M. E. Kurz, D. C. Lees & M. A. Kurz 2007: A review of Micropterix Hübner, 1825 from northern and central Europe (Micropterigidae). Nota lepidopterologica 30 (2): 235–298.

Einzelnachweis