Salzburger Dommusik

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Datei:Cathédrale de Salzboug en 1682 (Melchior Küsel).jpg
Aufführung mehrchöriger Kirchenmusik, Kupferstich von Melchior Küsel (ca. 1682)

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der historischen Salzburger Dommusik.

Orgeln und Kirchenmusik ab 1628

Hauptartikel: Salzburger Domorgel
Rekonstruktionen 1991. Rechts: Prinzipal-Chor mit "Hoforgel"; links: "Heilig-Geist-Orgel"

Für den 1628 eingeweihten Salzburger Dom schuf Orgelmacher Leopold Rotenburger drei Instrumente, nämlich Orgeln für die zwei vordersten Emporen unter der Kuppel und ein Regal für das Presbyterium.[1] 1643 baute er zwei weitere Orgeln für die Trompeteremporen in der Vierung. Damit war eine einzigartige Möglichkeit geschaffen worden, polyphone barocke Kirchenmusik zum Erklingen zu bringen: an Hochfesten konnte in fünf Gruppen musiziert werden, im Presbyterium und auf den vier Emporen.

Wie die Musiker im 18. Jahrhundert verteilt waren, beschrieb Leopold Mozart 1757 ausführlich.[2]

1. Prinzipal-Chor mit Hoforgel

Die südöstliche Empore nannte man Prinzipal-Chor, hier stand die Hoforgel und ca. 14 Musiker; vom Prinzipal-Chor aus leitete der Kapellmeister oder sein Vertreter die Musik, auf ihr musizierten der Hoforganist, die Solosänger, ein Violoncellist, ein Violinist, drei Fagottisten und drei Posaunisten.

2. Chor mit Heilig Geist-Orgel

Ihnen gegenüber, auf der nordöstlichen Empore, standen ca. zwölf Violinisten mit ihrem Konzertmeister und dem Organisten an der Heilig-Geist-Orgel. Die Pfeifen der 1859 abgebrochenes Orgel kamen auf den Dürnnberg, wo J. N. C. Mauracher ein aus gebrauchten Teilen zusammengefügtes Instrument herstellte.

3. Ripienochor

Das dritte Ensemble, die sog. Ripienisten, war um das Regal oder die Chororgel im Presbyterium gruppiert und bestand aus Kapellknaben, Domchorvikaren und Domchoralisten. Sie hatten die Aufgabe, das Tutti zu verstärken oder zu bilden.

4. + 5. Trompeterchöre mit Orgeln von 1643

Auf den beiden westlichen Emporen, den sog. Trompeterchören, standen ca. sechs schwarz gekleidete Trompeter, zwei ebensolche Pauker und zwei weitere Orgelspieler.

Bekleidet waren die Musiker mit weißen Chorröcken, ausgenommen Trompeter und Pauker, die schwarze Uniformen trugen.

Demolierung der Pfeileremporen, des Chorgestühls und der Kanzel 1859

Im Zuge der Domrenovierung 1859 wurden die Pfeileremporen, die prächtige barocke Kanzel und das barocke Chorgestühl abgebrochen.[3] Die zwei westlichen Orgeln mit jeweils 6 Registern, die auf den Trompeterchören standen, kamen durch Matthäus Mauracher I. in die Pfarrkirchen Hof[4] und Niedernsill,[5] die Heilig-Geist-Orgel mit 13 Registern durch Nepomuk Mauracher auf den Dürrnberg, die sogenannte Hof-Orgel mit 14 Registern durfte sich Matthäus Mauracher behalten. Die Kirchenmusik wurde danach ausschließlich auf der hinteren Empore über dem Westeingang ausgeführt, vor der durch Ludwig Mooser von 1842 bis 1845 total umgebauten Festorgel.

Wiedererrichtung der Pfeileremporen und Orgeln ab 1990

1985 gewann der Denkmalpfleger Corneille Jansson das Ausschreibungsverfahren zur Wiedererrichtung des 1859 zerstörten Ensembles der Orgeltribünen im Kuppelraum. Die Gehäuse der Orgeln wurde von Jansson nach dem baukünstlerischen Motiv der "Serliana" entworfen, benannt nach dem Architekten Sebastian Serlio (1475–1555).[6] 1990 wurde wieder vier Emporen errichtet, darauf konnten fünf Orgelwerke aufgestellt werden. Die östlichen, zwei Süddeutschen Orgeln schuf 1991 Johann Pirchner (aus Steinach am Brenner), die drei westlichen wurden 1995 errichtet: die Venezianische Orgel auf der nördlichen Seite stammt von Franz Zanin (aus Camino al Tagliamento), die Renaissance-Orgel auf der südlichen Seite schuf Francesco Zanin (aus Codroipo). Auf einem zweiten Spielwerk wird ein Continuoregister (Copula 8′) zum Erklingen gebracht, das im Gehäuse der Renaissance-Orgel untergebracht ist.

Quellen

  • Metzger, Heribert: Die Orgeln im Dom zu Salzburg. Hrsg. vom Metropolitankapitel zu Salzburg. Salzburg 2011.
  • Walterskirchen, Gerhard: Die Kirchenmusikpraxis der Mozart-Zeit am Dom zu Salzburg. In: Die Vierungsorgeln im Dom zu Salzburg, Wiederherstellung 1991, hg. vom Domkapitel Salzburg, Salzburg 1991.

Einzelnachweise

  1. Heribert Metzger: Die Orgeln im Dom zu Salzburg, Salzburg 2011, S. 7.
  2. Leopold Mozart: Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande der Musik Sr. Hochfürstlichen Gnaden des Erzbischoffs zu Salzburg im Jahr 1757. In: Historisch-Kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik, hg. von Friedrich Wilhelm Marpurg, Bd. 3, St. 3 (1757), [183]–198. Zitiert nach: Gerhard Walterskirchen: Die Kirchenmusikpraxis der Mozart-Zeit am Dom zu Salzburg. In: Die Vierungsorgeln im Dom zu Salzburg, Wiederherstellung 1991, hg. vom Domkapitel Salzburg, o.p.
  3. Die Verantwortlichen dafür hielten sie irrtümlicherweise für spätere Einbauten, sie wollten auch die Balkone im Inneren des Domes entfernen lassen. Ziel war es, dem barocken Salzburger Dom das Aussehen eines Renaissance-Gebäudes zu verleihen, weswegen er auch braun ausgemalt wurde und Neurenaissance-Einbauten erhielt.
  4. Die Orgel wurde 1981 von Dompfarrer Ferdinand Grell für den Salzburger Dom zurückgekauft.
  5. Die Orgel verbrannte am 7. Oktober 1877 beim Brand der Kirche.
  6. In England wird es als "Scamozzi-Window" bezeichnet, da das "Serliana"-Motiv von Vincenzo Scamozzi bekannt gemacht wurde.