Sanitätsbericht vom 31. März 1832

Aus SALZBURGWIKI
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Dieser Sanitätsbericht vom 31. März 1832 wurde von Dr. Karl Maffei verfasst, der zu dieser Zeit provisorischer Kreisarzt von Salzburg war. Diese Position hatte zuvor ab 1819 Dr. v. Bernberg inne.[1]

Einleitung

1831 kam es zu einer gefährlichen Zuspitzung der Gesundheitslage. Von Osten kommend näherte sich die die erste europäische Choleraepidemie.[2] Beim Kreisarzt wurde - auch angesichts seines Alters von bereits 64 Jahren - ein Mangel "der besonders zur Zeit größerer Not hochwichtigen Kraft des Körpers wie des Geistes" befürchtet. Eine Versetzung in den Ruhestand wurde eingeleitet und der Bezirksarzt Dr. Maffei aus Tamsweg nach Salzburg berufen um v. Bernberg zu unterstützen.[3]

Karl Maffei, der von 1819 bis 1831 Bezirksarzt im Lungau gewesen war, arbeitete in diesen Bericht noch einiges ein, das auf den Lungau Bezug hatte. Die Nachwirkungen des Ausbruchs des Tambora sind ebenfalls präsent in der Beschreibung der bemerkenswerten "Abendröthen" und eventuell auch im feuchten, regenerischen Sommer. Temperaturen sind in Reamur angegeben.

Der Bericht liegt im Salzburger Landesarchiv in den Kreisratsakten unter der Signatur SLA KR Akten B IX.9. Fasz 0212.

Text

Hauptsanitäts=Bericht

Jahr 1831 mit Beylagen A B. C. D. E. F.

An Hohe Landes=Regierung

I Witterungs Beobachtungen Die gewöhnlichen Angaben der Barometer und Thermometer=Stände geben im Salzburger Kreise ein so verschiedenes Resultat, daß ein Haupt Durchschnittsstand derselben sich zwar berechnen laßt, aber kein fruchtbringendes Resultat liefert.- Dieser Kreiß besteht aus dem flachen Land.- von Golling bis Laufen, ud Neumarkt, und dem ungemein grössen Gebürgstheil desselben, welcher mit St. Gilgen, und Thalgau 14 Pfleggerichte in sich faßt.-

Von der niedersten Hohenlage bey Weitwörth steigt der /gepflügte/ Boden bis u 3 und 4000, und wohl noch mehr Fusen in den hintern Thälern das Pfleggerichts Mittersill, und St. Michael empor.- Von einem Barometer, und Thermometer Mittelstande im Allgemeinen kann allso keine nutzbringende Rede seyn. das salzburgische Gebürge besteht aus den Ursprungs=Thalern der Saale, Salza, Ens, und Muhr.-

Die 3 erstern liegen nordlich der südeuropäischen Urgebürgs Kette, die letztern sudlich derselben, und sind die hochgelegenen, da nur ein paar Ortschaften unter 300 Fuß, die meisten zwischen 3. und 4000, und einige über 4000 gelagert sind.- Abgerechnet die Hohenlagen ändert vorzüglich die Tauernkette Klima, und Witterung. Mit Berucksichtigung dieser besondern Verhältnisse stellt sich die Witterung im Salzburger Kreise wie folgt.

a I Quartal 1831

das erste Quartal begann mit trockener Kälte, und scharfen Winden, dauerte durch Jäner, und Februar fort, an dessen Ende sich die Witterung in den flachern Theilen brach, in den Höhern aber noch fortdauerte.- das Ende dieses Quartales begann mit Regen, und setzte so in das Folgende fort.-

die Kalte stieg im Janer, u. anfangs Februar an manchen Orten bis zu 20-0 .-

Im ganzen war der Winter aber nicht besonders /rauh und kalt/, und der Schneeauswurf gelinde. Die Winde setzten von anfänglich nordwest in West, und Südwest über.-

Unter die merkwürdigen Meteoren damit die Erscheinung eines Nordlichtes am 7 Janer Abends von 8 bis beylich 11 Uhr gezählt werden,- welches z.B. in Lungau ungemein sichtbar, und von ausgezeichneter Schönheit war.

b II Quartal 1831

Das zweyte Quartal begann mit Regen, der sich mit wenigen Zwischenräumen besonders auf dem flachen Lande durch das ganze Quartal hindurch zog. Im Gebürge aber war der Monat Aprill von dessen Mitte an bis in den May hinein schön.- Will man dieses Quartal den Frühling nennen, so war dieser Frühling durchaus feucht, regnerisch mit kalten stürmischen Intervallen an, und auf den Gebürgen, nicht vorherschenden Südwest, und Süd.-

und mit vieler Wärme. Einzelne Gewitter erschienen.

c III Quartal 1831

Der verlaufene Sommer war im ganzen Kreise regnerisch, feucht, hochst unfreundlich, kalt, und stürmisch mit vorherschenden West, und Nordwestwind. Kurze intervallen mit voller Wärme und schwerer Athmosphäre beförderten das Wachsthum der Pflanzen mir Ueppigkeit. In den Hochgebürgen stöberte es um die Kopfe, oft tief herab in die Thäler.-

ungemein groß war der Wechsel der Lufttemperatur. Schwere Nebel, rothe Sonnenhöfe, tiefe satt dunkle ungemein grosse Abendröthen waren nicht ungewöhnlich.-

Bey lebendigem Graßwuchs genährt durch Nasse sind besonders die Baumfrüchte von viel geringerer Güte gezeitigt, und das meiste Obst war geschmackloser wässriger, als in andern Jahren.

d IV Quartal

Gegen Ende des vorigen Vierteljahres schwanden die Nebel, die Regen und ein herrlicher Oktober, und /zum theil/ November erschien, trocken mit vorherschenden Ost, und Nordost. Die Luft wurde klamer, und besonders im Gebürge hohlt rein, und nebelloser. Er setzte mit wenigen Ausnahmen, z. B. im flachen Lande der November, bis gegen Ende des Jahres fort, mit wenig Schnee, und trocken frischer /Kälte/, die Nächte /besonders/ wurdenklar, und kalt, und standen im starken Temperatur Gegensatz, zu den oft sehr warmen Mittagsstunden. die großte Kälte in Salzburg war - 12.- Und das hochgelegene Lungau hatte nur -9.

Im ganzen betrachtet gehörte dieses Jahr 1831 zu den feuchten nebeligen, und meist unfreundlichen. der anfangs trockene kalte Winter gieng in ein unfreundliches Frühjahr, und dieses in einen nassen höchst unfreundlichen Sommer über, welchem aber ein treflicher Herbst folgte, der die früheren Unbilden zu vergüten schien. Die Unterschiede der Witterung mögen sich wohl zum Theil auch aus der Höhenlage Der einzelnen Bezirke dieses Kreises beurtheilen lassen.-

Im letzten Quartale stand die Barometer=Saule in Lungau auf 24‘‘6‘‘‘, und in Salzburg auf 27‘‘1‘‘‘ – was eine Differenz von 31 Linien giebt

II Gesundheits=Zustand

a der Menschen.

Wie die Jahreszeiten, so erscheinen auch die Krankheiten. Der Jahresanfang brachte viele reine Entzündungsleiden, allgemein derley Fieber mit und ohne örtliche atdation, welche meist in Brust, und Lungenleiden bestanden.-

Am Ende des Winters sprachen sie sich als mehr rheumatischer Natur aus, zu denen sich im Frühlinge sie Katharhalische Diathere gesellte. Im Sommer herschte ersichtlich die biliös rheumatische Constitution, die bald als febris continua remittens, bald als intermittas wie in Pinzgau, bald als heftige Unterleibs affection mit Diarrhoea je nach der Gegend, und der Lebensart der Bewohner erschien, der schöne Herbst lieferte wenige Kranke‘, und beendete, man möchte sagen mit einenm mahle den gallichten Sommer.

In den Monaten November, und besonders December wurden die Leiden /wieder/ meiner inflammatorisch.

Ueber die Behandlungsweise der Krankheiten läßt sich überhaupt wenig mit Gewißheit sagen, noch weniger aber gegenwärtig, wo es sogar den Landwundärzten einzufallen beliebt, der Bequemlichkeit und Mode wegen Hahnemanns Theorie<ref>Samuel Hahnemann war der Begründer Homöpathie, zu üben, von welcher selbe meist eben so viel wissen, als von der Lehre der aeltern Schule.-

Man hegt das größte Mistrauen gegen die Krankheitsbenennungen der chirurgischen Heilkünstler, und getraut sich, unumwunden sey es gesagt, durchaus keine sichere Berechnung darauf zu gründen. Dem k.k. Kreisamte scheint es ein ausserst übles Zeichen zu seyn, daß man unter hundert Wundärzten kaum einen finde, welcher im Stande sey, tadelloß die Amputation eines Fingers vorzunehmen.-

und daß man unter hundert solchen Wundärzte kaum eine finden, welcher nicht mit voller Zuversicht die innerliche Behandlung der wichtigsten Fieber vorzunehmen bereit wäre.-

Man ist der tiefen Ueberzeugung, daß der größte Theil jener Fieber, welche unter den Namen Nervenfieber die Behandlungslisten auszieren, ihre Existenz der Ignoranz der Heilkünstler danken, die der durch ihre Behandlung verdorbenen, oder gar nicht gekantem Kinde einen Namen ausdrucken, der für so vieles paßt, was nicht erkant wird.-

Ohne über den Nutzen oder Schaden der Schule Hahnemanns auch nur von ferne aburtheilen zu wollen, - da heirüber positive Verfügungen bestehen – muß man es immerhin bedauern, daß diese Lehre in den Händen solcher Leute ins Leben tritt. Die dadurch um die geringen Resultate des eugenen Nachdenkens gebracht, als Wundärzte rein unbrauchbar, und nutzloß gemacht werden.-

Die Sterblichkeit im Jahre 1831 giebt folgende Zahlen
im Janer 309
Februar 332
März 348
Aprill 391
May 319
Juny 259
July 325
August 293
September 309
Oktober 276
November 323
Dezember 323
Summe 3807

Im ersten Quartale wurde die Anzahl der Todten besonders durch die grössere Anzahl sehr alter Leute, und sehr kleiner Kinder vermehrt die in dieser Kalten rauhen Jahreszeit ihr Ende erreichen.-

In diese Periode fällt der größte theil der an Brustwassersucht leidenden, welche so schnell vor den Anfällen entzundlicher Katharrhalischer Leiden dahin schwinden, wachsend im 2 Quartale die meisten aus der Zahl der Vierziger starben.- das dritte, und vierte Quartal gehören unstritig zu den gesündern. Ueberhaupt hat das Jahr 1831 um /96/ Todte weniger als das Jahr 1830, und unter diesen todten befinden sich um 89 Männer mehr, als Weiber, während aber auch um 151 /mehr/ mannliche lebende Geburten sich ereigneten als weibliche. Unter der obigen Zahl von 3807 Todtfalle befinden sich Kinder unter 1 Jahr 1170 und alte Personen über 60 J. 1364 Summa 2594

Somit bleibt für die grossen Lebens=Periode von 1 Jahr bis 60 bloß die Zahl 1273, die doch bey einem Bevölkerung von 142124 Seelen, die der Kreiß zahlt / sehr gering ist, und/ wohl das beste Argument über die Gesundheit des Jahres 1831 abgeben kann. /den Monaten nach wurden die geringste Sterblichkeit im Monate Juny, und Oktober beobachtet,-

ersterer Monat ist im Gebürge jene Zeitperiode, wo der größte Theil der Bevölkerung im Freyen lebt, die Männer haben in Wäldern und auf Alpen die Holz, und Heunungs=Geschäfte, und ein grosse Theil des weiblichen Personals zieht mit dem Vieh den reineren Höhen zu.- In diesem Monate verläßt der Bewohner der Alpthäler zum ersten mahle seine dumpfen Stuben; und reinere gesündere Nahrung, Bewegung in freyer Luft, und Entfernung von den üblen Ausdünstungen ihrer schmutzigen Wohnungen, wohin sie den Winter aufeinander geschichtet durchlebten, befördert ihr Wohlseyn./

Ueber die Art des Todes erklären sich die Pfarrlisten auf folgende Weise.
An gewöhnlichen Krankheiten 3736
Orts Krankheiten 1
Epidemien 6
Blattern 7
Selbstmord 2
ermordet 1
verunglückt 53
justifizirt 1

Die gewöhnlichen Krankheiten bilden dich aus den obbenanten herschenden fiebrigen Leiden, aus den ständigen Wassersuchten und alle Sorten von tabes, mit und ohne Fieber, mit und ohne topische evuleration indaration, od Protlurien. Die epidemischen Todtfalle bildeten sich ausser den Ergebnissen der Seekirchner Epidemie im Spätsommer, deren detailirte Acten e /Resultate sich/ in den Händen hoher Landesstelle befinden, aus ein paar Sterbefallen falschem oder modifizirten Pocken.

An ächten Blattern starben nach dem Pfarrlisten 7 Individuen, wovon pro 1831 – 5 zu den im Physicate Radstadt geherrschten Blatter Krankheit gehoren, und zwey zum Epidemi in /Saalfelden/.- Letztere dauerte in das Jahr 1832 hinüber, und erstere erlosch im Frühling /1831/ nach dem 21 /Juli/ sowohl /von/ von ächten als modifizirten Blattern ergriffen worden, und sich die Seuche dann aus gestreut über 4 Pfarreyen aus gedehnt halte. die genaurn Berichte, und Standes Tabellen hierüber sind in den Händen hohen Landesregirung zu vorgeschriebene Zeit gelegt worden. /nicht unwichtig mag die Beobachtung seyn, daß die Blatternseuche zu Radstadt im Jahre 1830 von einen beurlaubten, und die von Zell Saalfelden im Jahres Ende 1831 von einen durchmarschirenden Soldaten importirt worden. Es wäre wahrlich sehr wünschenswerth, wenn Behufs des Ortsgebrauchs die Kreisbehorden durch zuverlässige Monats=Rapporte von der Gattung und Zahl der Kranken der im Kreise sich befindenden Militäre in genaueste Kenntniß gesetzt wurde. Gegenwärtig erfährt man nicht einmahl die in derley Spitälern herschenden Epidemien, auf offiziele Weise./

Verunglückt ist die grosse /Menge/ von 53 Personen,- die Monate Juny, July, August liefern deren die großte Zahl mit 22 Kopfen. Dieß ist gerade die Zeit, wo im Gebürge den Männern die Holzarbeit, und das Abmähen der steilen Gebürgsköpfe /obliegt/.- Zu dieser Zeit ist der kräftigere Theil der Bevölkerung im Hochgebürge beynahe durchaus auf den Alpenkämmen, und /Berg/madflecken, und kömt erst zum Einärndten der spät reifenden Feldfrüchte wieder ins Thal herunter. Ausgebrochener Tollwuthfall ist keiner bekannt, ebenso kein Todtfall.- Ansteckende Augenübel herschten nicht, und wenn man gleich nicht laugnen kann, daß die Lues gegenwartig verbreiteter ist, als vor mehreren Jahren, so sind deren Leiden milder, und gutartiger als man sie früher beobachtete,- Die Krätze ist in dem Gebürgstheil des Salzburger Kreises als eine ständige Krankheit zu betrachten.- Nahrung, Wohnung, Kleidung, Mangel an Reinlichkeit, und Hautphlegen bilden die vorzüglichsten Ursachen,- der Bewohnern des Salzburgischen Gaue genießt ungemein viel Futter ungemein viel Entthäume.- Er gebraucht nur selten Bäder, was vorzüglich darinn seine Ursache findet, daß die von den nahen eisigen Höhen herabkommenden Bäche durch ihre Kälte zum freyen Baade beynahe unbrauchbar sind, leicht Krämpfe verursachen, und mit der weit verbreiteten Ausserung, das Baden macht Fraisen – gemieden, ja wie in Lungau gefürchtet werden.- das von unsern Vorfahren eingeführte Institut der Gemeinde Bäder, da es Baadstuben ist leider bis auf das Wort, welches noch allgemein vorhanden ist, und derley zu andern Zwecken nun verwendeten Gebäuden anklebt, dahin geschwunden, und unersetzt.

Die Erscheinung der so häufigen Kröpfe, und Fexen in gewissen Thalern unter gewissen Bedingungen fordert zu ihrer causal Declaration noch eine grosse Masse nüchterner, unbefangener Erfahrungen tüchtiger und redlicher ärtzlicher Männer, da das hersagen von theoretischen Ansichten hierüber nutzlos, ja in den Augen jedes praktischen verständigen Naturforschers ohne sattsame Erfahrungs=Unterlage lächerlich ist. Die intermittierenden Fieber Pinzgaus kleben den dortigen Sumpf Flächen an, und tauchen in jenen Jahren vorzüglich auf in denen Ueberschwemmungen dieses Thall bedecken. Mit der Austrocknung desselben werden sie schwinden. Tröstend ist es, die Kubick Cholera in dicu in diesem Berichte übergehen zu dür= fen, nur die Bemerkung sey erlaubt, daß alle von hoher Regierung vorgezeichneten Maaßregeln ins Leben gesetzt worden sind, und daß namentlich die Vorkehrungen in der Stadt Salzburg so getroffen wurden, daß man mit Ruhe ihr Erscheinen erwarten durfte. Hier möchte der Platz seyn einige Bemerkungen über die gewöhnlichee Cholera, welche in einzelnen Exemplaren alljährlich besonders im Gebürge erschienr, beyzufügen.- Alljährlich erschienen in den Gebürgsthälern des Salzburger Kreises mit Anfang September bis gegen Mitte Oktober hin Diarrhoeen, welche manchmal in Däsenterien übergehn, und nicht selten von einfachen Cholera Fällen begleitet werden. Dieser Erscheinungen wiederholen sich meist nach regnichten naßkalten Sommermonaten, die der schoene herbst im Sept. und October vorangehen.- Bey schlechten kalten stürmischen Herbsten beobachtet man dies ergebnisse weniger. Hievon möchte folgendes die Ursache seyn, die schönen herbste im Gebürge haben am Mittag zwischen +10 und +18 auch mehr Grade Reamur, un die herrlichen sattblauen klamen Nächte bringen oft schon im Oktober 4,5,6 auch 8 bis 9-0 /Kälte/ je nach der Höhen=Lage des Ortes.- Erkühlungen sind unvermeidlich.- Von Mitte August an hört beynahe im ganzen Gebürge das bessere Sommer= bier auf, und es begint das oft unglaublich schlechte, junge trüber Winterale gemeine Bier.- Zu gleicher Zeit werden die noch nicht gezeitigten Kartofeln theilweiß zur Speise ausgegraben, und jung und alt genist nach den zeitigenden, auch zeitigend, an Ort und Stelle wachsenden, oder zugeführter Baumfrüchten, welche gerade nach nassen Sommern ungemein wässerig, und ohne Aroma sind. Diese Erscheinungen treffen in manchen Bezirken in dem Raum von 8 bis 14 tagen zusammen, und es gebraucht nun nichts, als die entwickelte bilios gastrische Diahere eines nassen Sommers, um die obgenannten Leiden vorhersagen, und gleichsam vor den Augen sich entwikelnd, beobachten zu können. es bedarf in solchen Fällen weder Anstekung noch Uebertragung, und mit dem verschwinden der Ursachen verschwindet oft plötzlich dieses Leiden wieder aus der Gegend, daß man Mühe hat das frühere Aufhören der Ursache hiervon zu bemerken.

Thiere Unter den Thieren wurden durchaus keine Seuchen bemerckt.- [...] III Stand der Kranken, und Versorgung Anstalten a Stand der Heilanstalten Die Leistungen des fürtreflichen St. Johanns Spitales, und Irrenhauses werden durch die beyliegende Tabelle einer hoh. Landesstelle so vollkommen ersichtlich werden, daß weitere Bemerkungen hierüber um so überflüssiger sind, als hochselbe detailieren Krankheits=Ausweise derselben beriets mit dem Quartal=Sanitaeta berichten in Händen hat.- Die Besorgung diees Institutes ist nicht bloß klaglos, sondernsehr gut.- der Hh. Primar /Wund/ Arzt Mag Chir. Holzschuh, und der Hh. Provisor der Apotheke Graßberger sind beyde an Erfahrung sowohl, als Geschicklichkeit, und anspruchloser Benhemen ausgezeichnete Männer, die in jeder Beziehung ihren Platz ausfüllern, und dem Institute Ehre machen. Mit vielen Bedauern muß man jedoch bemerken, daß diesem so gossen Institute nothwenidge Localitaeten mangeln, nemlich ein Badehauß, und ein chemisches laboratorium, ersteres für das dortige pfarmazeutische Etablisment.- zur Lehre für die Zöglinge der Chirurgie.- und zum Gebrauche für das bedürfniß des ganzen Kreises zu analytischen elaborates. der Stand des Leprosenhauses zeigt sich in folge aemtlicher Erhebungen wie folgt Tabelle [...] Die Besorgung des Leprosenhauses als Hausarzt liegt dem prov. k.k. Stadt Physicus Dr Tuaillon ob, und als Wundarzt ist ihm der bürgerliche Chirurg Reisenberger beygegeben. der beste Beweiß, wie aus gezeichnet gut die Versorgung in diesem Hause sey, giebt der Zudrang zu demselben, und der seltene Wunsch, selbes zu verlassen, wenn es der Kranke einmal betretten hat. b Stand der Versorgungs=anstalten [...] IV Stand der Bevölkerung [...] Bevölkerung des Kreises Salzburg [...] V Fortschritte der Kuhpockenimpfung Tabelle [...]

Im Jahre 1831 wurden zwar um 51 Individuen mehr geimpft, als im Jahre 1830, und letzterer Jahrgang weißt auch um 21 Kinder mehr mit unachten Pusteln auf, aber es befinden sich im Jahre 1831 um 48 mehr, wo die Impfung ohne Haftung war, und hiezu liefert Zell am See den größten Anteil. In der hohen Landes Regierung d.d. 16 März 1832 hierüber vorgelegten Impfberichte giebt die beygefügte Scala der einzelnen Pfleggerichte die Resultate der Impfung noch genauer numerischer Verhältnisse, woraus mit einem Blicke die Erfolge der Prüfungen aller beym Impfgeschafte thätigen Individuen zu entnehmen seyn dürften. Die Impfung im Salzburger Kreise umfaßte 22 k.k.l.E:Pfleggerichte, und die Stadtmagistrat salzburg, und wur vollzogen von Bezirks=Physikern von 2 Privat=Aerzten, und 37 Wundaerzten in 3 Städten, 5 Vorstadten, 21 Märkten und 84 Dörfern. Eigentliche Renitente giebt es nur im Pfleggerichte Salzburg deren Namensliste hoher Regierung bereits vor Augen liegt.- der Gesundheits=zustand der Kinder im Jahre 1831 war tadelloß, und keine besondere Kranckheit herschte; auch ist dem k.k. Kreisamze nicht bekannt, daß ein mit aechten Kuhpocken und mit guter Wirckung geimpftes Kind die von den natürlichen Menschenblattern wäre befallen worden. Die Verwendung der Jungärzte sowohl als die gute thätige Mitwirckung der k.k. Pfleggerichts Vorstande, und der Geistlichkeit ist lobenswert.- mit Ausnahme des Pfleggerichts Hallein. Die Auszeichnung der einzelne Individuen wolle g. Landesstelle aus dem General=Impfbericht, und dem dort anliegenden General=Impftabula entnehmen. Die Kosten der Schutzpocken=Impfung pro 1831 beliefen sich auf f 605,,18 ½ .- Geimpft wurde in Summa 3034 Individuen mit, und ohne Erfolg, wie oben gesagt. Hiefür erliefen an Kosten an Diaeten an Fuhr Kosten an besondern Auslagen Besondere Anomalien wurden im Verlaufe der Impfung nicht bemerkt, und weder Seuche noch irgend eine andere Krankheit unterbrach das Geschäft oder störrte es.- das k.k. Kreisamt nimt gerne an, daß der kalte Sommer an den vielen Nichthaftungen dieser Impfperiode die Schuld getragen habe.- 1

öffentlich angeststellte Aerzte Dr Maffei k.k. prov. kreisarzt Besoldung f. 416..40 [...] Dr Kiene gr. zu Tamsweg hat Diaeten

Es befinden sich überhaupt im Salzburger Kreise: die geringe Summe eigentlicher Kurschmiede wird dadurch erklärbar, daß jeder Schmid, und Wasenmeister die Thierheilkunde ausübt, und es für den Thierarzt, welcher nicht zugleich Schmied ist kaum möglich sey, auf dem Lnade seine Existenz zu erhalten.- Im Kurschmiede Es tretten somit nach diesen Angaben auf 7000 Seelen 1 Arzt, auf 2000 Seelen 1 Wundarzt, und auf 1000 1 Hebamme.

VII Angabe getroffener Sanitaets Verfügungen Im verflossenen Jahre 1831 bemerkt man keine Verfügungen, welche von dem k.k. Kreisamte ohne von hoh. Regierung hiezu befehligt zu seyn, erlassen worden sind. Doe größten Erlässe verursachten vom Monate August bis december die angeordneten Maaßregeln zum Empfange der gesünehteten orientalischen Cholera, welche glücklich diese gegenden verschonte.

VIII Literärische Beyträge Ausser des Berichts in Händen hoher Regierungen sich befindenden literärischen Abhandlungen, welche mit jedem Quartale gefordert vorgelegt worden, erschienen mit den Berichten der Physiker keine fernern Abhandlungen, und können somit auch keine vorgelegt werden; mit Ausnahme der kleinen Skizze von Mittersill.

IX Notizen über Mineral Quellen und Heilbäder Die Baadberichte des Hr Dr Storch Baadearztes zu Gastein liegen bereits bey hoher Regierung und werden die nöthigen Aufschlüsse gegeben haben. [...]


X Physisch medizinische Topographie Ausser der anliegenden Fortsetzung der topographischen Skizze der Pfarre Mittersill ist von den Aerzten keine anderweitge Arbeit eingelaufen. Sie befindet sich der Jahres=Berichte des Bezirks=Physicates Mittersill beygelegt, verfaß vom /dortigen k.k. Physicus Dr Griesmayr/ Die Jahresberichte der Bezirks=Physici werden hiemit zur Einsicht einer hohen Landes=Regierung vorgelegt und man muß diesseits deren Ungleichheit und theilweise Mangelhaftigkeit sehr bedauern, wodurch sie zu generelen Extractionen beynahe ganz unbrauchbar werden, wenn gleich nicht zu läugnen, daß sie in manchen Dingen mehr liefern als gefordert wird. Auch Apothen visitations und standes Tabellen liegen den Jahresberichten in unvollstandigen Formen bey und nicht unbemerkt kann man lassen, daß die Standes und Qualificatons Tabellen des Physicates Neumarkt wegen ihrer schlichten Derbheit zu den brauchbarsten / und wahrhaftesten / Stücken dieser Elaborate gehört – Beygelegt, der ganz unbrauchbare Jahresberichte des nemlichen Physicates. (Dr. Jungwirth) Es ist hier wohl der Ort, über das Thun und Treiben der Wundärzte im Ganzen einge Bemerkungen beyzufügen. Die bestehenden Gesetze und Verordnungen weisen selben die Bahn ihres Wirkens genau an, stellen sie unter die Vormundschaft der Aerzte.- die Stenflichkeit dieser Verfügungen im vollen Maaße anerkennend kann man doch nicht unbemerkt lassen, daß sie wegen ihrer strengen Forderungen selten exequirt werden, und daß es gerade diese Landwundaerzte sind, welche in voller Ueberzeugung ihrer Befähigung hiezu die heftigst wirkenden Metallpraparate, ebenso wie die Producte der neuesten Chemie z.B. Jodin etc. ohne Scheu verordnen, und anwenden und daß es ihnen gar nicht in den Sinn kömt auch nur die gemeinste Meldung hievon zu machen. Eine hohe Regierung wird es gewiß nicht entgangen seyn, daß es in der Wirklichkeit beynahe unmöglich sey jene Klasse von leichten Krankheiten auszuscheiden, die den Händen der Wundaerzte anvertraut seyn soll, ja daß es, besonders im weit räumigen, menschenarmen Gebürgen, beynahe kaum denkbar ist hierin bestimmte Schranken zu setzen. Das k.k. Kreisamt ist gar nicht der Meinung ausser der bestehenden Formen etwas zu veranlassen.- wünscht aber sehr daß diesen nur für die Behandlung einfacher Krankheiten heran gebildeten Menschen die Mittel zum Schaden benommen würden.- Um dieß zu bewerkstelligen brauchte es bloß, selben die Anwendung aller Gifte, Mineral-Pflanzen, und chimischen Gifte zu untersagen, wodurch Unglück, und üble Behandlung verhütet würde, und ihnen es immerhin offen stünde gleich den größten Heilkünstlern jeder Zeiten mit einfachen Mitteln die geeigneten Wirkungen hervorzurufen. Der Merkwürdigkeit wegen wird hier bloß angezeigt, daß mehrere Wundaerzte im Salzburger=Kreise Homöopathie ausüben, mit welchem Erfolge ist das gehorsamste Kreisamt zu berichten ausserstande, da selbe keine Rechenschaft über ihre Handlungen zu geben für gut finden, und überhaupt es gemieden wird, genaue Details über die Behandlung von Krankheiten nach einer Schule zu geben, welche die Krankheiten selbe ihrer bisherigen Namen beraubt hat, ohne andere dafür zu ertheilen.- Die richtige Diagnose der Leiden ist das Resultat langer praktischer Uebung im Verbande sattsamer literärischer Vorkenntnisse.- diese Diagnose wird unbestritten die schwächste Seite des wundarzlichen Lebens und Wirkens seyn und gerade diese Diagnose ist es, die durch die Symptomen gruppen der hahnemanischen Lehre beseitigt und zum grossen Troste so vieler medizinischer Handarbeiter überflüssig gemacht wird. die Folge hievon auf die ohnehin nicht sehr gebildeten Wundärzte kann nur das Uebersehen der Krisen, und ihrer vielartigen Manifestationen.- und dasVernachlässigen der Kranken seyn.- Daß jede weitere indivduele Bildung dieser Menschen hindurch von selbst aufhöre, ist um so begreiflicher, weil ja durchaus von ihnen dafür gehalten wird, die Lehre Hähnemans bestehe in der Kentniß einiger spezifisch wirkenden Mittel, und könne ganz wohl jeder fernern Ausbildung, oder der so vielfach geforderten Vorkenntisse entbehren. Daß k.k. Kreisamt erlaubt sich, ohne gegen die Ausübung dieser Methode durch gebildete Aerzte nur das gemeinste zu berühren, eine hohe Regierung ehrfurchtsvoll zu fragen, ob es nicht gut, zweckdienlich, und heilsam wäre, wenn den Wundaezten ebenso wie die Anwendung von Giften auch die administration der Homöopathie unbedingt untersagt würde. Die Qualification des aerztlichen Personals im Salzburger Kreise im ganzen genommen ist gut, und deren spezielle durchführung liegt nicht im Bereich des Jahres=Berichtes. Dem Stand der Apothecken in der Stadt Salzburg ist tadlloß.- die bedeutendste und erste ist unstreitig die des St:Johannes=Sitales.- Ebenso besucht, und gut besorgt ist die Hofapothecke.- und auch an der Bernholdischen und Hinterhuberschen kann kein Tadel bemerckt werden. Letztere besitzt eine homöopatische Dispennations Anstalt. Weit weniger erfreulich sieht es auf dem Lande aus.- die Apotheke zu Hallein besteht gut, zu Neumarkt mittelmässig, wenn gleich beyde gut besorgt werden.- Die Apothecke in Radstadt befindet sich in keinen erfreulichen Verhältnissen, und der Bestand der Apothecke in Gastein ist für die Zukunft sehr problematisch, da des Bisitzers eugene Ausserungen sein Fortbestehen bezweifeln.- Die Apotheke in Zell am See ist eingegangen.- Immerhin bleibt die so dünne, im ganzen sehr arme, weil auseinander dislocirte Bevölkerung der Berge die Hauptursache des seltenen Bestehens pharmazeutischer Etablissements, denn die allgemeine Abneigung dagegen, und die Furcht mehr bezahlen zu müssen bey einem Apothker, als ohne selben, würde sich, wenn einmahl der Nutzen derselben sich dem wenig kultiviertem Gebürgs=Bewohner fühlbar machen könnte, wohl nach und nach von selbst verlieren.- Daß in den Fällen des schweren Bestehens, dem Pharmazeute zu vielen Nebenbeschäftigngen z.B. Chocolade, Seife, Rosoglio etc. fabriziren seine Zuflucht nimt /gar nicht / nicht nur der Sache sondern noch mehr den Apothecker selbst zu grossem Schaden, da er dadurch mit vielen anderen Individuen seiner Umgebung in Collision kömt, mehr wieder an persönlicher Würde verliert, und langsam, aber gewiß die Pharmacie, und deren Ausübung vernachlässiget.-

31. März 1832

die Abschriften müssen rein seyn, da selbe mit Ausnahme vo A. dem Berichte nach deren Fertigung durch den Referent[e]n vorgelegt werd[e]n

Quellen

  1. OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 153, Pensionierunsunterlagen
  2. Anton Drasche, die epidemische Cholera, Wien 1860.
  3. OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 153.