Elke Ludewig
Elke Ludewig (* 1987 in München, Bayern, Deutschland) ist Meteorologin und leitet seit Anfang Mai 2016 das Observatorium am Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern.
Leben
Von 2005 bis 2010 studierte sie Meteorologie an der Universität Hamburg. 2009/10 schrieb sie in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg ihre Disseration ("Evaluation of satellite cloud-top height measurements along stratocumulus to cumulus transition trajectories. Multi-Sensor analysis."). Die Vorstellung ihrer Arbeit beim AGU Fall Meeting 2010 in San Francisco, USA, führte zu dem Outstanding Student Paper award[1].
Elke Ludewig war dann von Mai 2011 bis Jänner 2014 Studentin an der IMPRS for Maritime Affairs'. Dann kam sie an das Ozeanische Institut in Hamburg. Im Jänner 2014 schloss sie ihre Ausbildung mit dem Werk "Influence of wind farms on the atmosphere and oceanic circulation" ab. Seit August 2014 ist Elke Ludewig Mitglied des Alfred-Wegener-Instituts, Bremerhaven, und wurde im Dezember 2014 Leiterin des meteorologischen Observatoriums der Neumayer-Station in der Antarktis. Dort blieb sie als Mitglied des 35. Überwinterungs-Teams bis Februar 2016.
Im Mai 2016 trat sie dann die Leitung des höchstgelegenen österreichischen Observatoriums am Sonnblick an.
Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.
Ein Beitrag von Anton Kaindl in den Salzburger Nachrichten vom 12. Mai 2016
Eine Frau steht an der Spitze des Sonnblicks
Kalte Arbeitsplätze sind für Elke Ludewig nichts Ungewohntes. Sie leitete zuletzt 13 Monate lang ein Observatorium in der Antarktis.
Sie ist erst 29 Jahre alt und seit Anfang Mai die neue Leiterin des Observatoriums der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf dem Gipfel des Rauriser Sonnblicks (3 106 m ü. A.). Trotz ihres Alters habe sie bereits eine beeindruckende Forschungskarriere hinter sich und in den unterschiedlichsten meteorologischen Themenbereichen auf sehr hohem Niveau gearbeitet, sagt der Leiter der ZAMG, Michael Staudinger. "Das war einer der Hauptgründe, warum sie sich gegen 15 Bewerber um die Leitung durchsetzte."
Für Ludewig ist es in gewisser Weise eine Heimkehr. Sie wuchs zwar in München auf, ihre Mutter stammt aber aus dem Salzburger Pongau. Als Kind hat sie fasziniert "Der Sonnblick ruft" gelesen. Diese Mischung aus Abenteuerroman und Sonnblick-Geschichte des Wiener Lehrers und Autors Edmund Josef Bendl erschien 1952 und wurde auch verfilmt. Das Buch sollte Bendls Kampf um die Erhaltung des Oberservatoriums unterstützen, dessen Schließung damals überlegt wurde. Elke Ludewig konnte er mit seiner Begeisterung für den Berg anstecken. Noch als Kind stand sie auch selbst auf dem Gipfel. "Die dort oben gewonnenen Eindrücke haben unter anderem dazu geführt, dass ich Meteorologie studiert habe", sagt sie heute.
Ihr Studium absolvierte sie an der Universität und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Von Dezember 2014 bis Jänner 2016 leitete sie das meteorologische Observatorium der renommierten deutschen Neumayer-Polarforschungsstation in der Antarktis. Dort musste sie mit Wetterbedingungen zurechtkommen, die rauer als auf dem Sonnblick sind. "Minus 20 bis minus 40 Grad sind in der Antarktis der Normalfall. Dazu kommen stürmische Windböen. Hatte es einmal nur minus 5 Grad, haben wir die T-Shirts ausgepackt."
Zumindest aus meteorologischer Sicht ist es in der Antarktis nicht eintönig. "Licht und Wetter sind jeden Tag anders und es gibt viel Arbeit", sagt Ludewig. Die Freizeitmöglichkeiten sind allerdings eingeschränkt. "Es gibt einen Sportraum, Billard, Tischfußball, Filme und Internet. Und wir hatten Fenster. Früher war die Station im Eis eingegraben." Von Februar bis November ist die Station nicht erreichbar. Das Essen kam deshalb aus der Tiefkühltruhe und aus Dosen. "Aber einer in dem neunköpfigen Team war ein Koch. Außerdem gab es einen Chirurgen und einen OP-Saal für Notfälle. Die medizinischen Geräte sind online mit einem Krankenhaus in Bremerhaven verbunden."
Ihre neue Arbeit erledigt Ludewig vor allem in ihrem Büro bei der ZAMG Salzburg. Sie will aber so oft wie möglich selbst auf den Sonnblick schauen, wo jeweils zwei Techniker der ZAMG 14 Tage durchgehend Dienst haben und unter anderem dafür sorgen, dass die Messgeräte arbeiten. Seit der Errichtung im Jahr 1886 war das Observatorium nur an vier Tagen kurz nach dem Ersten Weltkrieg nicht besetzt.
Bisher war der Leiter der ZAMG Salzburg auch Leiter des Observatoriums in Rauris. Wegen der immer zahlreicheren Forschungsprojekte sei das aber nicht mehr machbar, sagt die Meteorologin. Jedes Jahr laufen auf dem Sonnblick zusätzlich zu den Standardmessungen rund 40 Forschungsprojekte. Ludewig: "Durch die einzigartige Position des Sonnblick-Observatoriums in nahezu freier Atmosphäre auf über 3 100 Metern Seehöhe am Alpenhauptkamm sowie durch die ganzjährige Betreuung durch die Techniker ist aus dem anfangs rein meteorologischen Observatorium in den letzten Jahren ein Forschungsstandort geworden, den nationale und internationale Universitäten und Forschungseinrichtungen aus unterschiedlichsten Fachgebieten schätzen."
Nahezu zeitgleich mit dem Amtsantritt der neuen Leiterin wurde das Sonnblick-Observatorium von der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) in den kleinen Kreis der 40 globalen GAW-Stationen aufgenommen. Das Global Atmosphere Watch Programm (GAW) der Weltmeteorologischen Organisation überwacht weltweit die chemische Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre.
Quellen
- www.maritimeaffairs.org
- "Salzburger Nachrichten", 12. Mai 2016
Einzelnachweis
- ↑ Aufgelistet in Eos, Vol.92, No. 18, 3. Mai 2011