Pilotenfehler brachte 2017 AUA-Maschine in die Nähe einer Katastrophe

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Ein Pilotenfehler brachte eine AUA-Maschine im Oktober 2017 in die Nähe einer Katastrophe berichteten Medien im Sommer 2021.

Der Vorfall

An 29. Oktober 2017 fegte das Sturmtief "Herwart" über Salzburg hinweg und zum Zeitpunkt der geplanten Landung herrschte extrem schlechtes Wetter, mehrere Maschinen kreisten in Wartepositionen über dem Flughafen Salzburg und es gab versuchte Flugzeuglandungen bei Sturm. Der Embraer-Jet der Austrian Airlines kam bei seinem Landeanflug aufgrund der schweren Seitenwinde ins Trudeln und startete im letzten Moment noch einmal durch.

Die AUA meldete zunächst einen harmlosen Zwischenfall. Tatsächlich habe es sich aber um eine brenzlige Situation gehandelt, berichtete die Tageszeitung "Kurier" Anfang August 2021. Die Tageszeitung beruft sich auf den kürzlich veröffentlichten Bericht der im Verkehrsministerium angesiedelten Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB). Dieser wurde in Auftrag gegeben, nachdem die Fluglinie Wochen später eine neue Darstellung des Vorfalls eingereicht hatte.

In dem 100-seitigen Gutachten ist zu lesen, dass die mit 97 Passagieren und fünf Crew-Mitgliedern besetzte Maschine kurzfristig nur noch fünf Kilometer pro Stunde von einem Strömungsabriss entfernt gewesen sei. Die Piloten hätten beim neuerlichen Durchstarten nicht den toga-Knopf (takeoff/go-Around) gedrückt. Dadurch habe das System die Schubleistung verringert. Durch zu geringe Geschwindigkeit und einen zu steilen Winkel habe ein Strömungsabriss gedroht, sprich ein Absturz.

Erst 73 Sekunden nach der ersten Warnung durch das Sicherheitssystem (Windshear-Caution) sei einer der beiden toga-Druckschalter gedrückt worden, heißt es im Bericht. Dadurch habe sich die Leistung der Triebwerke wieder erhöht und somit wieder ein normaler Steigflug erreicht worden. Nach dem Fehlanflug wurden zwei Warteschleifen geflogen, ehe das Flugzeug dann sicher landete.

Von einem Fast-Absturz will AUA-Sprecherin Sophie Matkovits nichts wissen, diesen Ausdruck gebe es in der Flugbranche nicht. "Das Fluggerät ist immer unter Kontrolle gewesen."

Luftfahrt-Journalist Kurt Hofmann sieht ebenfalls keine Beinahe-Katastrophe. "Es gibt jedes Jahr mehrere hundert solcher Durchstartemanöver in der Welt, ich sehe keinen Grund wegen dieses Vorfalls in eine Hysterie zu verfallen." Die AUA-Piloten seien gut trainiert, dass Fehler passieren sei menschlich. Letztlich würde vor einem Crash aber immer noch die Maschine selbsttätig gegensteuern.

Das bestätigt ein Pilot, der seinen Namen nicht nennen möchte. "Bevor es ganz kritisch wird, startet das Flugzeug einen Automatismus." Im konkreten Fall habe das Notprogramm die Geschwindigkeit erhöht. "Deshalb ist auch nichts passiert." Der Pilot, der die AUA gut kennt, konstatiert einen Fehler der Cockpit-Crew, aber in Kombination mit den technischen Systemen an Bord habe das Sicherheitssystem funktioniert.

Den AUA-Piloten attestiert der Bericht eine erhöhte Stressbelastung aufgrund des Schreck- und Überraschungsmoments. Persönliche Konsequenzen hat der Vorfall für die Beiden nicht, verkündete die Fluglinie. Sie hätten den Vorfall ordnungsgemäß gemeldet, die in Salzburg 2017 aufgetretene Situation werde seither noch intensiver geschult. Dass die österreichische Fluglinie ihre Piloten überdurchschnittlich gut trainiere, bestätigt jener Pilot, der anonym bleiben möchte. "Sie wenden doppelt so viel Zeit auf wie andere Fluglinien."

Laut "Kurier" sorgt der Umstand, dass die AUA in Person des Piloten unmittelbar nach dem Ereignis einen "verharmlosenden" Bericht abgegeben habe, für Ärger hinter den Kulissen. Die Fluglinie betont, dass dem Pilot zu diesem Zeitpunkt nicht alle relevanten Daten zur Verfügung gestanden seien. Nach einer eingehenden Auswertung habe man zeitgerecht einen zweiten Bericht an die Behörden übermittelt.

Die Verantwortlichen des Salzburger Flughafens wollen den Vorfall aus dem Jahr 2017 nicht kommentieren. "Wir sind Bodeninfrastruktur und dann zuständig, wenn tatsächlich etwas passiert", sagt Sprecher Alexander Klaus.

Quellen