Ramingsteiner Gemeindelade

Die Ramingsteiner Gemeindelade wird gemäß jahrhundertealtem Brauch beim Ladübertragen weitergegeben.

Geschichte

Dieser jahrhundertealter Brauch wird in dieser Form nur noch in der Lungauer 1 100-Einwohner-Gemeinde Ramingstein gelebt. Bei der Übergabe einer uralten hölzernen Lade erfolgt die "Beschlagung" des neuen Bürgermeisters mit einem Hufeisen.

Der Brauch des "Öadübertragens" stamme laut den Überlieferungen vermutlich aus der Slawenzeit, schildert Leonhard Ernst, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ramingstein heute im Gespräch mit SALZBURG24. Damals – ab dem Ende des 6. Jahrhundert nach Christus – besiedelten verschiedene slawische Stämme aus dem Osten Europas die von den Germanen weitgehend verlassenden Gebiete. Noch heute erinnern manche Orts- und Flussnamen an diese Zeit, im Lungau etwa die Mur oder der Gemeindename Lessach. Weil viele Gemeinden, darunter auch Ramingstein, früher kein Gemeindeamt hatten, wurden alle Dokumente und die Kasse in der "Gemeindelade" verwahrt und bei der Amtsübergabe an den neuen Bürgermeister übergeben. Dieser bewahrte sie dann auf seinem Hof auf, bis die Lade fünf Jahre später an den nächsten weitergereicht wurde.

Heute läuft das freilich etwas anders ab. Schriften, Urkunden und andere Dokumente werden im Gemeindeamt aufbewahrt. Stattdessen enthält die Lade – es handelt sich übrigens laut Ernst im Wesentlichen immer noch um dieselbe Truhe wie vor hunderten von Jahren – die Wünsche der ortsansässigen Vereine. Und die sind nicht wie der Wunsch ans Christkind zu verstehen, sondern alle "mit Ernst hinterlegt", wie der Ortsfeuerwehrkommandant betont: "Es sind keine utopischen Wünsche, sondern das, was die Bevölkerung in Ramingstein wirklich bewegt."

Und auch beim Festzug und dem Ablauf der Feierlichkeiten ist eine Ernsthaftigkeit dabei: Zwischen 70 und 100 Ehrengäste erscheinen laut Ernst im Schnitt. Dazu kommen je nach Wetter noch 100 bis 200 Zaungäste, die sich das Spektakel anschauen wollen, sowie 300 bis 400 Mitglieder der Ramingsteiner Vereine. 500 bis 600 Menschen kommen also zusammen. Mit Traktor- und Lkw-Gespannen geht es dann zunächst zum Haus des Altbürgermeisters, um die Lade abzuholen. 2024 war das ein bisschen anders, denn Leonhard Kocher ist bereits in der zweiten Amtszeit, die Lade wird deshalb im Gemeindeamt abgeholt. Der "Amtsmann" (heute der Amtsleiter) und die "Wachen" (Gemeindemitarbeitende) "schauen dann, dass alles mit rechten Dingen zugeht", schildert Ernst. Mit einer Kutsche wird die Holztruhe in Richtung des neuen Bürgermeisters transportiert, die Altbürgermeister fahren mit und werden begleitet von der marschierenden Musikkapelle.

Beim Wohnhaus des 2024 amtierenden Bürgermeisters, dem "Jagglerhof", wird die Lade dann feierlich übergeben und der neue Ortschef vom hiesigen Hufschmied "beschlagen". Mit drei Nägeln wird das Eisen an seinem Schuh angebracht – einer für jede Katastralgemeinde.

Quelle